Erschienen in:
12.01.2018 | Computertomografie | Leitthema
Behandlung von Torsionsabweichungen am Unterschenkel
verfasst von:
PD Dr. P. Keppler
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
|
Ausgabe 3/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
Posttraumatische Torsionsabweichungen im Bereich der Unterschenkel treten v. a. nach Marknagelosteosynthesen auf. Bei Kindern sind Innentorsionsabweichungen ein sehr häufiger Grund für die Vorstellung in der orthopädischen/traumatologischen Sprechstunde.
Fragestellung
Wertigkeit der Diagnostik und Therapie von Torsionsabweichungen unter Berücksichtigung des Patientenalters. Wann besteht eine Indikation zur Operation? Welche Operationstechniken haben sich bewährt?
Material und Methode
Systematische Literatursuche (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information [DIMDI], Medline) und Auswertung der bisher publizierten Studien.
Ergebnisse
Beim Erwachsenen ist die Computertomographie (CT) der Goldstandard zur Torsionswinkelbestimmung im Bereich der Unterschenkel. Zur Vermeidung von ionisierender Strahlung sollte diese heute bei Kindern und Jugendlichen mit der Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden. Die Indikation zur Torsionskorrektur ist abhängig von den funktionellen Beschwerden und den gemessenen Torsionswinkeln. Eine Korrelation zwischen Torsionswinkel und Arthrose im Knie- oder im Sprunggelenk konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Durch eine supratuberositäre Torsionsosteotomie können die Torsion sowie der Abstand zwischen Tuberositas tibiae und „trochlea groove“ (TT-TG-Abstand) und damit eine patellofemorale Dysbalance effektiv behandelt werden. Nach Schaftfrakturen werden posttraumatische Torsionsabweichungen durch eine Osteotomie in Schaftmitte mit anschließender Marknagelstabilisierung korrigiert. Bei Kindern ist die supramalleoläre Osteotomie mit anschließender Plattenosteosynthese oder Stabilisierung mithilfe des Fixateur externe zur Torsionskorrektur geeignet.
Schlussfolgerung
Der klinische Verdacht auf eine Torsionsabweichung muss bei Erwachsenen mithilfe der CT sowie bei Kindern und Jugendlichen mithilfe der MRT verifiziert werden. Die Operationsindikation wird dann in Abhängigkeit von den funktionellen Beschwerden des Patienten und den gemessenen Torsionswinkeln gestellt. Gesicherte Referenzwerte liegen nur bei den Methoden nach Waidelich et al. sowie Jend et al. vor.