Ischialgie: Pregabalin bei Beinschmerzen erfolglos

Das Antiepileptikum Pregabalin lindert bei Patienten mit Ischialgie die in die Beine ausstrahlenden Schmerzen innerhalb von acht Wochen nicht besser als ein Scheinpräparat. Das geht aus der Auswertung der australischen PRECISE-Studie hervor. Bei der Studie PRECISE (Pregabalin in Addition to Usual Care for Sciatica) handelt es sich um eine randomisierte placebokontrollierte Doppelblindstudie, an der mehr als 200 Patienten mit Ischialgie teilgenommen haben. Patienten konnten in die Studie aufgenommen werden, wenn sie über Schmerzen klagten, die bis in den Unterschenkel ausstrahlten, und wenn Spinalnerven und Nervenwurzeln involviert waren. Dazu musste mindestens eines von mehreren klinischen Symptomen vorhanden sein: Beinschmerz in Dermatomen, Muskelschwäche, sensorische Störung oder verminderter Reflex. Eine Ischialgie musste seit mindestens einer Woche und seit maximal einem Jahr bestehen. Die Intensität der Schmerzen musste mindestens als „moderat“ eingestuft worden sein. Die meisten Patienten hatten die Schmerzen nicht länger als drei Monate. Schmerzbeurteilung zwei Monate nach Studienbeginn Die Patienten erhielten randomisiert täglich 150 mg Pregabalin über einen Zeitraum von acht Wochen – individuell dosiert, aber maximal 600 mg – oder ein Scheinpräparat, und zwar zusätzlich zur sonst üblichen Versorgung etwa durch Physiotherapie. Primärer Endpunkt der Studie war die Intensität des Beinschmerzes auf einer Skala von 0 (kein Schmerz) bis 10 (stärkster Schmerz) acht Wochen nach Studienbeginn. Der Schmerzscore wurde als sekundärer Endpunkt auch nach einem Jahr bestimmt. Wie die Wissenschaftler um Stephanie Mathieson vom George Institute for Global Health in Newtown im australischen Bundesstaat New South Wales berichten, lag zwei Monate nach Studienbeginn der nicht adjustierte Schmerzintensitätsscore in der Verumgruppe bei 3,7 und in der Placebogruppe bei 3,1. Die adjustierte durchschnittliche Differenz betrug 0,5 (95%-Konfidenzintervall zwischen –0,2 und 1,2; p = 0,19). Auch nach einem Jahr war der Unterschied zwischen den Schmerzscores nicht signifikant (adjustiert: 0,3; 95%-Konfidenzintervall zwischen −0,5 und 1,0; p = 0,46). Die Wissenschaftler erinnern daran, dass in früheren Studien mit Patienten, bei denen chronischer Rückenschmerz oder eine Ischialgie diagnostiziert worden war, die Therapie mit Pregabalin oder auch Gabapentin die Schmerzen nicht besser linderte als ein Scheinpräparat. Ihre aktuelle Studie PRECISE, in der die Beschwerden bei mehr als 80% der Teilnehmer nicht länger als drei Monate bestanden hätten, bestätige dies. In einer Post-hoc-Analyse habe sich zudem gezeigt, dass die Schmerzdauer keinen Einfluss auf die Wirksamkeit von Pregabalin gehabt habe. Unterschiede in der Pathophysiologie ausschlaggebend? Nach Angaben von Mathieson und ihren Kollegen ist Pregabalin sehr wohl bei anderen Arten des neuropathischen Schmerzes wie „schmerzhafte Neuropathie“ in der Lage, die Beschwerden zu lindern. Dass das Medikament bei Ischialgie der Studie zufolge nicht schmerzlindernd wirke, könne auf unterschiedlichen pathophysiologischen Eigenschaften der beiden verschiedenen Schmerzformen beruhen. Im Kommentar zur Studie betonen französische Wissenschaftler, dass die negativen Studienergebnisse den Nutzen von Pregabalin bei chronischer Ischialgie nicht ausschlössen (NEJM 2017; 376; 1169–1170). Es gebe zudem Anhaltspunkte dafür, dass bei den meisten Studienteilnehmern nozizeptive – und nicht neuropathische – Schmerzen Ursache der Beschwerden gewesen seien, gegen die Pregabalin unwirksam sei. Sie erinnern daran, dass das Antikonvulsivum eine bestimmte Untereinheit des Kalziumkanals blockiere, der nach Nervenläsionen vermehrt synthetisiert werde.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Ischialgie: Pregabalin bei Beinschmerzen erfolglos

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

Regeneration peripherer Nerven ist möglich