Erschienen in:
28.01.2016 | Benigne Prostatahyperplasie | Originalien
Aktuelle Behandlungsstrategien in der transurethralen Therapie des benignen Prostatasyndroms unter oraler Antikoagulation
Eine bundesweite Umfrage
verfasst von:
Dr. med. Christopher Netsch, Christina Moritz, Andreas J. Gross
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 6/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Wenige Studien haben die Sicherheit und die Effektivität unterschiedlicher Verfahren zur transurethralen Therapie (TT) des Benignen Prostatasysndroms (BPS) unter oraler Antikoagulation (OA) untersucht. Ziel unserer Untersuchung war, aktuelle Behandlungsstrategien und Komplikationsraten in der TT des BPS unter OA mithilfe einer internetbasierten Umfrage zu evaluieren.
Material und Methoden
Ein anonymisierter Online-Fragebogen wurde an 300 deutsche urologische Hauptabteilungen versandt. Der Fragebogen umfasste Items zur aktuellen Praxis der TT des BPS unter OA sowie zum Auftreten von Komplikationen.
Ergebnisse
Der Online-Fragebogen wurde von 75 (23,4 %) Abteilungen beantwortet. 94,7 % der Teilnehmer führen die TT des BPS unter OA durch. 42,7 % der Teilnehmer führen ≥ 30 transurethrale Prostataoperationen pro Jahr unter OA durch. Die OPs werden unter Aspirin (96 %), Clopidogrel (46,7 %) oder Phenprocoumon (26,7 %) durchgeführt. Die Indikation zur OP unter OA erfolgt nach Maßgabe des Kardiologen (82,7 %), des Operateurs (37,3 %), als Notfall bei Blutung (52 %) und/oder nach Patientenwille (10,7 %). 82,7 % der befragten Abteilungen führen eine mono- oder bipolare transurethrale Resektion der Prostata (TUR-P) durch. 69,3 % der Abteilungen verwenden Laser (Thulium- [24 %], Greenlight- [24 %], Holmium- [16 %], Diodenlaser [5,3 %]). Unter OA traten bei 12 % der Teilnehmer kardiovaskuläre Komplikationen auf.
Schlussfolgerungen
Trotz schwacher Datenlage für die Durchführung einer TT des BPS unter OA, zeigte unsere Umfrage überraschende Ergebnisse: OPs unter OA sind weit verbreitet und werden häufiger durchgeführt als angenommen, insbesondere mono- und bipolare TUR-P. Obwohl die Daten einer Onlineumfrage mit entsprechenden Limitationen belegt sind, scheinen die Komplikationsraten unter OA niedriger als bislang angenommen.