Erschienen in:
03.09.2020 | TURP | Leitthema
Das Management geriatrischer Patienten mit benignem Prostatasyndrom
verfasst von:
Dr. K. F. Becher, MHBA, S. Madersbacher, M. C. Michel, P. Olbert
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 10/2020
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Zusammenfassung
Der multimorbide ältere Mann ist in Praxis und klinischem Alltag eine Herausforderung, weil häufig von Beschwerden des unteren Harntraktes („lower urinary tract symptoms“, LUTS) und dem altersassoziierten benignen Prostatasyndrom (BPS) betroffen. Um mögliche Risiken bei Diagnostik, Therapie und Beratung frühzeitig zu erkennen, ist ein Screening auf Funktionsdefizite oder Risikofaktoren mit standardisierten Verfahren hilfreich. Ein Eingangsscreening mit nachfolgendem Assessment der Alltagsfähigkeiten durch Barthel-Index, „Timed up and go“-Test und einem kognitiven Test sind anzuraten. Ein „Frailty“-Syndrom ist als geriatrisches Syndrom bei zeitnaher Diagnose im prä-, peri- und postoperativen Management entsprechend zu Berücksichtigung, da es auf eine erhöhte Morbidität und Mortalität hinweisen kann. Bei der medikamentösen Therapie sind Begleitmedikation und deren Wechselwirkung insbesondere im Cytochromsystem, eine bestehende Multimorbidität und die Therapieadhärenz zu berücksichtigen. Kombinationstherapien ergänzen sich möglicherweise und helfen bei der Zeit bis zu einer operativen Intervention. Nicht-invasive Verfahren zur Reduktion des Prostatavolumens ohne Narkose können bei individueller Planung und Berücksichtigung der Risikofaktoren auch bei älteren multimorbiden Patienten eine Therapieoption darstellen und bis zu 70 % Symptomfreiheit erreichen. Jedoch gibt es derzeit keinen Goldstandard für diese vulnerable Patientengruppe. Anzahl der Medikamente und Begleiterkrankungen und höherer Hilfebedarf stellen per se Risikofaktoren für ein unbefriedigendes Ergebnis nach transurethraler Resektion der Prostata (TURP) oder Laservaporisation dar. Minimal-invasive Methoden, die ohne Allgemeinnarkose durchgeführt werden können, bieten sich für geriatrische Patienten zunehmend an, v. a. für jene mit rezidivierenden Retentionen. Studien mit dem Rezūm®-System (NxThera Inc., Maple Grove, MN, USA) und UroLift® (NeoTract Inc., Pleasanton, CA, USA) zeigen, dass etwa 70 % der Patienten von einem Dauerkatheter befreit werden können.