Vitamin D und Kalzium verhindern Vertigo-Rezidive

Haben Patienten mit gutartigem Lagerungsschwindel niedrige Vitamin-D-Werte, ist eine Supplementierung hilfreich: Das Rezidivrisiko sinkt dann bis um die Hälfte. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Ursachen eines benignen peripheren paroxysmalen Lagerungsschwindels (BPLS) sind noch weitgehend unklar, der Zusammenhang mit Osteopenie deutet aber auf eine Bedeutung des Vitamin-D- und Kalziumstoffwechsels. Zudem werden bei BPLS-Patienten häufig niedrigere Vitamin-D-Werte festgestellt. Kleinere offene Studien versprachen eine gewissen Nutzen der Vitaminsupplementierung, ein Team um Dr. Seong-Hae Jeong von der Universität in Daejeon in Südkorea hat diesen nun in einer größeren Studie überprüft. Wie sich zeigte, ließ sich die Rezidivfrequenz mit eine Vitamin-D- und Kalzium-Supplementierung um ein Viertel senken, bei Patienten mit sehr niedrigen Vitamin-D-Werten sogar fast halbieren. Für die Studie wurden 1050 BPLS-Patienten nach einem erfolgreichen Repositionsmanöver in zwei gleich große Gruppen eingeteilt: In der Kontrollgruppe schickten die Ärzte die Patienten wieder ohne weitere Maßnahmen nach Hause. In der Interventionsgruppe bestimmten die Ärzte um Jeong zunächst die Spiegel von 25-Hydroxyvitamin D, Kalzium, Phosphat und Parathormon. Lag ein Vitamin-D-Mangel vor (weniger als 20 ng/l im Serum), verordneten sie zweimal täglich 400 IU Vitamin D sowie 500 mg Kalzium, dies betraf immerhin 70% in der Interventionsgruppe. Hier verbesserten sich die Vitamin-D-Spiegel unter der Supplementierung von rund 13 auf 24 ng/dl. Patienten ohne Vitamin-D-Mangel wurden ohne Supplemente nach Hause geschickt. Sämtliche Patienten sollten sich bei einem Rezidiv in eine Klinik begeben und anschließend die Studienärzte darüber informieren, zusätzlich erhielten sie monatlich über ein Jahr hinweg telefonische Anfragen zu Rezidiven und Nebenwirkungen der Supplemente. Effekte vor allem bei deutlichem Vitamin-D-Mangel 92% der Teilnehmer in der Kontroll- und 80% in der Interventionsgruppe blieben bis zum Ende der Studie nach einem Jahr dabei. Von den Teilnehmer mit Supplementen schieden jedoch 38% aus – weshalb, bleibt unklar, vielleicht war ihnen die tägliche Einnahme der Präparate zu lästig. Empfehlung der Redaktion Schwindel – Themenseite Schwindel ist keine eigenständige Erkrankung, sondern ein häufiges Symptom vieler Grunderkrankungen. In dieser Sammlung geht es u. a. um Schwindel als Folge von Störungen des Innenohrs bzw. Gleichgewichtsorgans: Lagerungsschwindel, Schwankschwindel und Morbus Méniere. In der Intention-to-treat-Analyse, in die alle Patienten eingeschlossen wurden, die mindestens einen Monat mitmachten, kam es pro Person und Jahr im Schnitt zu 1,10 Rezidiven in der Kontroll- und zu 0,83 in der Interventionsgruppe. Die relative Risikoreduktion von 24% war statistisch signifikant. In der Interventionsgruppe erlitten 38% eine erneute Schwindelattacke, 47% waren es in der Kontrollgruppe. Interessant ist der Zusammenhang des Therapieeffekts mit den anfänglichen Vitamin-D-Spiegeln: Bei Werten unter 10 ng/l – das betraf immerhin 71 Patienten – erreichte die Inzidenz von Schwindelattacken im Jahr 0,60, bei Werten zwischen 10 und 20 ng/l waren es 0,81. Im Vergleich zur Kontrollgruppe entspricht dies einer Risikoreduktion um 45% und 14%. Die Supplementation scheint daher vor allem Patienten zu nutzen, die einen deutlichen Vitamin-D-Mangel aufweisen. Bei BPLS-Patienten ohne Vitamin-D-Mangel dürften demzufolge eher Vitamin-D-unabhängige Mechanismen am Werk sein. Da ein Vitamin-D-Mangel in der Bevölkerung sehr häufig auftritt, wäre die Supplementierung eine einfache und günstige Methode, die Zahl der Schwindelattacken von BPLS-Patienten zu senken, geben die Ärzte um Jeong zu bedenken. Eine Bestimmung des Vitamin-D-Spiegels bei BPLS könnte sich also lohnen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wirkt eine Vitamin-D-Supplementierung gegen Schwindelattacken? Antwort: In einer Studie ließ sich die Rezidivrate bei BPLS mit Vitamin D und Kalzium deutlich reduzieren, sofern die Patienten einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen. Bedeutung: Es lohnt sich, bei BPLS-Patienten die Vitamin-D-Spiegel zu bestimmen. Einschränkung: Hohe Drop-out-Rate in der Gruppe mit Supplementen.

Springer Medizin

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