Erschienen in:
01.07.2012 | Originalien
Beschleunigungsverletzung der Halswirbelsäule in Abhängigkeit vom Unfallmechanismus
Neurootologische differentialdiagnostische Befunde
verfasst von:
Dr. G. Geiger, Dr. R.M. Aliyev
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 7/2012
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Zusammenfassung
Hintergrund
Eine durch Autounfall ausgelöste HWS-Beschleunigungsverletzung ist von der Kollisionsrichtung (Heck-, Front-, Quer- oder Seitenaufprall) abhängig. Die Halswirbelsäule (HWS) wird dabei enormen linearen, rotatorischen oder kombinierten Beschleunigungsscherkräften ausgesetzt. Die neurootologischen Verletzungsfolgen sind noch nicht vergleichend in Abhängigkeit von der Art der HWS-Beschleunigungsverletzung untersucht.
Methode
Die Daten aus einer neurootometrischen Sinnesnervenbahnprüfungen der 32 Patienten nach einer linearen HWS-Beschleunigungsverletzung („Peitschenhiebphänomen“) wurden mit den Daten von weiteren 32 Patienten nach einer axialen HWS-Rotationsverletzung direkt verglichen.
Ergebnisse
Der Datenvergleich zeigte, dass ein deutliches Überwiegen von pathologischen Befunden der akustisch evozierten Potentiale (ABEP und ALEP) und visuell evozierten Potentiale (VEP) nach einer Rotationsverletzung der HWS vorliegt. Diese Befunde sprechen für retrokochleäre und supratentorielle bzw. hirnrindennahe Hörbahnstörungen sowie für Sehbahn- und Okzipitalkortexstörungen durch eine Läsion der Temporal- bzw. Okzipitallappenpole. Bei diesen Patienten bestanden auch ein Überwiegen der pathologischen nystaktischen Basisaktivität und der zentralen Enthemmung des Nystagmusgenerators sowie ein Überwiegen von Befunden, die für eine zentrale pontomedulläre und vestibulospinale Störung sprechen.
Schlussfolgerung
Bezüglich der differentialdiagnostischen neurootologischen Befunde konnte nach einer axialen HWS-Rotationsverletzung ein Überwiegen von zentralen Schädigungsmuster festgestellt werden. Somit sprechen die Daten nach einem HWS-Rotationstrauma für ein überwiegend dem Hirnstamm zuzuordnendes Läsionsmuster in Sinne einer Contusio. Bei einer linearen HWS-Beschleunigungsverletzung fand sich im Vergleich ein relatives Überwiegen der peripheren und kombinierten Schädigungsmuster.