Erschienen in:
01.07.2006 | Originalien
Bestimmung der Effizienz von intraoperativer Technologie
Workflow-Analyse am Beispiel der endoskopischen Nasennebenhöhlenchirurgie
verfasst von:
Dr. G. Strauß, M. Fischer, J. Meixensberger, V. Falk, C. Trantakis, D. Winkler, F. Bootz, O. Burgert, A. Dietz, H. U. Lemke
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 7/2006
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Zusammenfassung
Die Effizienz medizintechnologischer Systeme in der Chirurgie wurde bisher nahezu ausschließlich subjektiv eingeschätzt und nicht wissenschaftlich validiert. Ziel dieser Arbeit ist die Erstellung einer prototypischen Ontologie für chirurgische Abläufe im Op.-Saal, einer praktikablen Workflow-Erhebung und der Workflow-Analyse am Beispiel der funktionellen endoskopischen Nasennebenhöhlenchirurgie (FESS) unter der Fragestellung eines Assistenzbedarfs bei der Führung des Endoskops.
Es wurden 38 Eingriffe (20 Patienten) untersucht. Diese wurden durch 7 Operateure mit unterschiedlichem Ausbildungsgrad durchgeführt. Als Grundlage der Ontologie zur Beschreibung der chirurgischen Prozeduren und Ressourcen wurde der Standard EN1828/2001 (kategoriale Struktur für Klassifikation und Kodiersysteme für chirurgische Prozeduren) und die Vorgaben des Workflow Reference Models (Document Number TC00–1003) der Workflow Management Coalition (WfMC) genutzt. Der Workflow protokolliert Position, Frequenz der Positionsänderung, Nutzzeit, Zeit für die Säuberung und konzeptbedingte Instrumentenwechsel. Es wurden 293 Items zur Beschreibung der FESS definiert. Die Workflow-Erhebung erfolgte manuell, die Analyse softwaregestützt.
Es wurden 1029 verschiedene Endoskoppositionen dokumentiert. Diese können zu 5 Haupt-Endoskoppositionen zusammengefasst werden. Die Frequenz der Positionswechsel beträgt 27,1 pro Seite, die Verweildauer in einer Endoskopposition 1,31 min. Der Zeitbedarf für den konzeptbedingten Instrumentenwechsel betrug 6,44 min für eine FESS-Seite.
Durch die Endoskopführung mit einer Hand resultieren ein ergonomisches Defizit für den Chirurgen und ein signifikanter zusätzlicher intraoperativer Zeitbedarf. Es ist davon auszugehen, dass bei bimanueller Chirurgie 6,44 min (17,8% der Op.-Zeit) nahezu vollständig eingespart werden können. Ein zusätzlicher Zeitvorteil durch die bimanuelle Präparation kann vermutet werden. Die vorliegenden Daten erlauben eine Konzeption eines mechatronischen Systems zur Lösung dieses Problems. Die Studie bietet eine Diskussionsgrundlage für die Entwicklung einer informationswissenschaftlichen Ontologie, die Art der Erfassung und Abbildung von chirurgischen Workflows und deren praktische Anwendung.