Hintergrund
Methodische Vorgehensweise
Einstieg (Ebenen 1, 2 und 3) |
Zum Einstieg und um Ihre Arbeit besser kennenzulernen: Beschreiben Sie mir bitte einmal, was Ihre allgemeinen Aufgaben und Tätigkeiten sind? |
Wie beschreiben Sie außerdem Ihre Rolle in der kommunalen Gesundheits- und Bewegungsförderung? |
Erfahrungen, Erfolgsfaktoren und Hindernisse kommunaler Gesundheits- und Bewegungsförderung (Ebenen 2 und 3) |
Welche Erfahrungen haben Sie mit kommunaler Gesundheits- und/oder Bewegungsförderung? |
Falls Erfahrungen mit kommunaler Gesundheits- und Bewegungsförderung: – Nachfrage 1: Welche Projekte haben Sie diesbezüglich bereits geplant und umgesetzt? – Nachfrage 2: Welche Erfahrungen haben Sie in Bezug auf eine Veränderung der Umgebung bzw. der Rahmenbedingungen? |
Falls keine Erfahrungen mit kommunaler Gesundheits- und Bewegungsförderung: – Nachfrage 1: Welche Projekte haben Sie generell schon geplant und umgesetzt? – Nachfrage 2: Welche Erfahrungen haben Sie in Bezug auf eine Veränderung der Umgebung bzw. der Rahmenbedingungen? |
Was sind Ihrer Meinung nach Erfolgsfaktoren und Hindernisse zur Umsetzung kommunaler Gesundheits- und Bewegungsförderung bzw. Projekte unabhängig vom Gesundheitsthema? |
Kompetenzen allgemein (Ebenen 2 und 3) |
Inwiefern sehen Sie sich in Ihrem Tätigkeitsfeld dafür qualifiziert, verhältnisorientierte Projekte der kommunalen Bewegungs- und Gesundheitsförderung anzustoßen bzw. umzusetzen? |
Identifikation und Kompetenzen weiterer Multiplikator*innen bzw. Stakeholder kommunaler Gesundheits- und Bewegungsförderung (Ebenen 1 und 2) |
Als Multiplikator*innen definieren wir Personen, die ein Projekt oder einen Prozess der verhältnisorientierten Bewegungs- und Gesundheitsförderung anstoßen und planen können, wie z. B. eine Gemeinde oder einen Stadtteil mit Hilfe des Public Health Action Cycles (PHAC) bewegungsförderlich zu gestalten |
Wer sind diese Personen aus Ihrer Sicht? – Nachfrage 1: Wer ist noch zuständig? – Nachfrage 2: Welche Rolle spielen die gerade Genannten? – Nachfrage 3 (falls nicht erwähnt): Welche Rolle spielen Verwaltungsangestellte oder Quartiermanager*innen? – Weitere Nachfrage für Ebene 1 (falls nicht erwähnt): Welche Rollen haben der ÖGD, die Kommunalen Gesundheitskonferenzen und die Gesundheitsregionenplus? – Weitere Nachfrage für Ebene 1 (falls nicht erwähnt; nur für Bayern): Welche Rolle spielen die Allianzmanager*innen? |
Hauptkategorie | Definition | Ankerbeispiel |
---|---|---|
K1: Eigene Rolle/Funktion | K1 beschreibt die eigene Rolle und Funktion sowie die konkreten Aufgaben und Zuständigkeiten der Befragten. Diese müssen nicht vorrangig im Bereich der Prävention, Gesundheitsförderung und Bewegungsförderung liegen. Darüber hinaus werden selbst initiierte oder durchgeführte Projekte beschrieben und der weitere Unterstützungsbedarf für andere Ebenen reflektiert | „Es ist tatsächlich-, bin ich immer so ein bisschen in der Rollendefinition. Es ist schwierig, meine Rolle zu definieren in dem-. Ich habe ja so eine Vorgabe sage ich mal, weil ich sehe mich manchmal, würde ich mich vielleicht auch mehr als Vermittlerin sehen.“ (Interview 1) |
K2: Rolle/Funktion anderer Multiplikator*innen in der kommunalen Gesundheits- und Bewegungsförderung | In K2 werden zum einen alle Multiplikator*innen der kommunalen Gesundheits- und Bewegungsförderung identifiziert. Zum anderen beschreibt K2 deren Rolle, Funktionen, Aufgaben und Zuständigkeiten | „Oder jetzt im Besonderen halt mit dem Quartiersmanagement, dass es eigentlich ein guter Anker ist zwischen Kommune und Bevölkerung. Also das ist halt ein so guter Schnittpunkt. Also das ist eigentlich eine ganz wichtige Institution vor Ort, die eben auch einen besseren Zugang zur Bevölkerung hat und da auch weiß, was fehlt.“ (Interview 1) |
Ergebnisse
Befragte Personen
Gesamt | m | w | Land | Stadt | |
---|---|---|---|---|---|
Alle befragten Personen | 18 | 9 | 9 | – | – |
Ebene 1 (Landesämter für Gesundheit) | 5 | 4 | 1 | – | – |
Ebene 2 (Gesundheitsamt/KGK/GR+) | 6 | 1 | 5 | 1 | 5 |
Ebene 2 (Allianzmanagement) | 2 | 1 | 1 | 2 | 0 |
Ebene 3 (Quartierarbeit) | 3 | 2 | 1 | 0 | 3 |
Ebene 3 (Verwaltung) | 2 | 1 | 1 | 1 | 1 |
Rollen und Zuständigkeiten
Multiplikator*innen der Ebene 1
Ebene 1: Landesamt für Gesundheit | |
Beschreibung der eigenen Rolle (K1) | Beschreibung der Rolle durch andere (K2) |
Unterstützung, Qualifizierung, Beratung und Vernetzung des ÖGD/der Fachkräfte auf Ebene der Städte/Landkreise bzw. Ansprechpartner*in für diese | |
„Genau, da sehen wir uns eigentlich als Mittler. Also wir sind ja quasi fachliche Leitstelle für den ÖGD, und wir sehen es schon […] als unsere Aufgabe, dass wir […] Informationen von oben nach unten durchgeben. Aber genauso in die andere Richtung zurückspiegeln.“ (Interview 5, Ebene 1) | „Also, es geschieht auch jetzt ein Umdenken hier im Fachbereich, was natürlich auch vom LGA überall gesteuert, also auch beeinflusst wird.“ (Interview 8, Ebene 2) |
Ebene 2: Gesundheitsamt/Kommunale Gesundheitskonferenz/Gesundheitsregionplus | |
Beschreibung der eigenen Rolle (K1) | Beschreibung der Rolle durch andere (K2) |
Vernetzung und Netzwerkarbeit | |
„Also eher so ein Netzwerker, zu schauen, was gibt es schon, die Leute dann an einen Tisch zu holen alle gemeinsam und quasi das dann zu moderieren, um dann zu schauen, was brauchen wir ganz speziell für unsere Situation im Stadt- beziehungsweise im Landkreis.“ (Interview 2, Ebene 2) | „Also ich würde auf jeden Fall über einen Netzwerkansatz gehen. Ich glaube, dass das eigentlich nur die Lösung ist, aber man muss das Netzwerk natürlich auch aufbauen, betreuen, pflegen.“ (Interview 5, Ebene 1) |
Beratung und Impulsgebung bzw. fachliche*r Ansprechpartner*in für Gemeinden/Stadtteile | |
„Das ist halt auch so unsere Arbeit. Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse, Projekte, die gut laufen, von denen man ja schon hört, dass die in anderen Stadtteilen oder in anderen Städten oder Gemeinden laufen. Die dann natürlich auch vor Ort mal vorzustellen, zu präsentieren und zu schauen, wäre das nicht auch eine Möglichkeit, dort das in diesem Stadtteil zu etablieren und anzugehen.“ (Interview 8, Ebene 2) | „Dann müsste das vom Gesundheitsamt kommen, also von den Mitarbeitern vom Gesundheitsamt. Weil, ich denke, das sind die Personen, die die Kompetenzen haben. Die müssten mir das dann vermitteln.“ (Interview 16, Ebene 3, Stadt) |
Ebene 2: Allianzmanagement | |
Beschreibung der eigenen Rolle (K1) | Beschreibung der Rolle durch andere (K2) |
Umsetzung von gemeindeübergreifenden Projekten zur Weiterentwicklung der Region | |
„Also ich bin ja hauptsächlich für gemeindeübergreifende Projekte zuständig, die stehen, wie gesagt, hier im ILEK, im integrierten ländlichen Entwicklungskonzept“ (Interview 12, Ebene 2, Land) | „Ich meine es gibt ja dieses ILEK, wo Projekte drin sind. Die können dann darauf hinweisen pass auf, ihr habt da das und das Projekt, da könnte ich mir vorstellen, dass ihr das und das mit einbaut […]. Also mehr so als auch wieder Hinweisgeber, Impulsgeber.“ (Interview 13, Ebene 3, Land) |
Gesundheits- und Bewegungsförderung kein Schwerpunkt, aber Berührungspunkte vorhanden | |
„Und ich mache im Prinzip, wie ich schon gesagt habe, alles. Und Gesundheitsförderung und Bewegungsförderung ist ein positiver Nebeneffekt meiner Arbeit, würde ich sagen. Also ich mache das nicht bewusst.“ (Interview 12, Ebene 2, Land) | „Also die gibt es ja nicht überall, weil es nicht überall die Allianzen von Gemeinden gibt, deswegen habe ich die nicht so auf dem Schirm. Ich sehe die tatsächlich in einem ganz anderen Bereich, in der Versorgung mit Hausärzten, dass die da eine Schlüsselrolle einnehmen. […] Ich habe es im Bereich der Bewegungsförderung noch nicht erleben dürfen. Aber in dieser Analogie kann ich mir gut vorstellen, dass die mit viel Tatkraft dabei sind. Letztlich sind sie eine Zwischenebene zwischen der Gemeinde und dem Landkreis nochmal.“ (Interview 14, Ebene 1) |
Ebene 3: Quartierarbeit | |
Beschreibung der eigenen Rolle (K1) | Beschreibung der Rolle durch andere (K2) |
Sozialarbeit mit Bürger*innen im Quartier (Beratung, Unterstützung, Vermittlung) | |
„Als eine Unterstützung für die Menschen im Stadtteil, also das mal in erster Linie. Und zwar Unterstützung in jeder Hinsicht, in jeder Hinsicht, in der die Menschen Hilfe brauchen. Und wenn ich es nicht selber leisten kann, dann vermittele ich die Person an die entsprechenden Institutionen.“ (Interview 16, Ebene 3, Stadt) | „Oder jetzt im Besonderen halt mit dem Quartiersmanagement, dass es eigentlich ein guter Anker ist zwischen Kommune und Bevölkerung. Also das ist halt ein so guter Schnittpunkt. Also das ist eigentlich eine ganz wichtige Institution vor Ort, also die eben auch einen besseren Zugang zur Bevölkerung hat und da auch weiß, was fehlt, ja.“ (Interview 1, Ebene 2) |
Vernetzung und Netzwerkarbeit | |
„Dass wir Netzwerke aufbauen mit den Senioren gemeinsam, Veranstaltungen planen. Das Gleiche haben wir jetzt neu aufgelegt für Kinder- und Jugendbereich, das heißt, es gibt ein Kinder- und Jugendnetzwerk, wo wir eben dann auch das Netzwerk koordinieren, begleiten“ (Interview 17, Ebene 3, Stadt) | „Das heißt jetzt für die Quartiersmanager eigentlich, in aller Regel, […] ist das nicht deren Aufgabe, selber zu Bewegungsförderern zu werden. Sondern die müssen sich einfach darum kümmern, dass entsprechende Qualifikationen, entsprechende Strukturen, entsprechende Angebote in die Quartiere hereinkommen über Vernetzungsarbeit.“ (Interview 4, Ebene 1) |
Ebene 3: Verwaltung | |
Beschreibung der eigenen Rolle (K1) | Beschreibung der Rolle durch andere (K2) |
Abwicklung von Projekten (z. B. Förderanträge) | |
„Meine Rolle ist hauptsächlich Menschen zusammenzubringen. Dinge, die an die Stadt ran getragen werden, dann auch voran zu bringen. Zu schauen auch, wie dann das letztendlich in der Stadt gestaltet werden kann, wie es finanziert werden kann. Also auch sich kümmern um Projektanträge und den ganzen Verwaltungsteil, der dabei ist.“ (Interview 3, Ebene 3, Stadt) | „Wichtig sind natürlich auch die Verwaltungen, weil jeder Bürgermeister ist auf seine Verwaltung angewiesen, dass die das Ganze dann halt abwickelt und über die Bühne bringt und Anträge stellt oder was auch immer da gemacht werden muss.“ (Interview 11, Ebene 2, Land) |
Unterschiedliche Strukturen und Rollen je nach Größe der Stadt/Gemeinde | |
„Also Hauptaufgabe würde ich sagen Vernetzung, Kooperation, Projekte initiieren, begleiten.“ (Interview 3, Ebene 3, Stadt) | „Also die kommunalen Ämter, je nach Größe der Kommune, sind die ja etwas größer oder auch etwas kleiner. In sehr kleinen Gemeinden sind die extrem klein. Da gibt es also eine sehr, sehr schlanke Verwaltung. Die haben sehr, sehr, sehr viele Aufgaben. Und die haben extrem viele Pflichtaufgaben. Und diese Pflichtaufgaben mit dem Personal, was zur Verfügung steht, zu schaffen, ist häufig schon eine Herausforderung. Und dann kommt man quasi mit so einer möglichen Zusatzaufgabe.“ (Interview 15, Ebene 1) |
„Ich koordiniere quasi den Geschäftsbetrieb bei uns hier. […] Wir bereiten die Gemeinderatssitzungen vor […], beraten die Bürgermeister, ja, das sind so die Aufgaben hier.“ (Interview 13, Ebene 3, Land) |
Multiplikator*innen der Ebene 2
Wenngleich man auch auf dem Schirm haben muss, Bewegung ist ein Thema von vielen. In Bayern sind es jetzt alle Versorgungsaspekte, alle Pflegeaspekte, alle Gesundheitsförderungsaspekte, für die die Kollegen zuständig sind. Deswegen gehe ich davon aus, dass es ein professionelles Arbeiten ist, wenn die Geschäftsstelle für solche Projekte einen Erstantrag schreibt und eine eigene Stelle in dem Themenbereich schafft, wenn das regional notwendig ist. (Interview 14, Ebene 1)
Multiplikator*innen der Ebene 3
Stadt-Land-Vergleich
Also, wir hatten auch die Situation, dass wir in der Gemeinde, dann wurde es dem Hauptamtsleiter übertragen. Das war aber eine kleine Gemeinde. Die haben da nur zwei, drei Ämter. Und der Hauptamtsleiter war selber im Verein aktiv. Dann sagte der Bürgermeister: Dann macht es unser Hauptamtsleiter. Der hat einen Bezug zu Sport. (Interview 7, Ebene 1)
Fokus auf Gemeinden natürlich ein bisschen schwieriger. Müsste man überlegen was da die Analogie sein kann. Also Diskussionen werden da häufig-, bis hin zu den Landfrauen genannt. Also das sind einfach andere Strukturen, die man da nochmal aufbohren muss. Und nur weil es dann kein ehemaliges Quartier der Sozialen Stadt ist, und keinen benannten Quartiersmanager hat, kann es solche Strukturen ja auch geben. Ich sehe da in Gemeinden auch eher Sportvereine zum Beispiel. (Interview 14, Ebene 1)
Das haben wir aber in den kleinen Gemeinden meistens nicht. Also, da haben wir kein Amt für Sport und Bewegung. Da haben wir kein Gesundheitsamt. Da haben wir ein Hauptamt. Da haben wir vielleicht noch sowas wie Bauhof oder-, also diese Dinge. Und mit Gesundheit direkt finden wir da sowas nicht. (Interview 7, Ebene 1)
Diskussion
Limitationen
Fazit für die Praxis
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Verschiedene Akteur*innen haben das Potenzial, verhältnisorientierte kommunale Bewegungs- und Gesundheitsförderung anzustoßen, zu planen, umzusetzen und zu multiplizieren.
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Mitarbeiter*innen in Gesundheitsämtern bzw. in kommunalen Gesundheitskonferenzen können als zentrale Multiplikator*innen Impulse an Gemeinden und Stadtteile weitergeben.
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Vor Ort (in der Gemeinde/im Stadtteil) müssen sich im Einzelfall Umsetzer*innen finden und diese fachlich unterstützt werden.