Einleitung
Bemessungsempfehlungen
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Unfallfolgen der Extremitäten (und Sinnesorgane) werden in Zwanzigstel-Teilen des Gliederwerts des Verlusts bzw. des völligen Funktionsausfalls bemessen [17]. Nach der Rechtsprechung kann je nach Verletzungsbild sowohl der Ort der Verletzung als auch der Ort der Wirkung der unfallbedingten Schädigung die Zuordnung zur Gliedertaxe begründen [18].
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Unfallfolgen von Wirbelsäule, Becken, Thorax und Bauchdecken werden in Prozent Vollinvalidität bemessen.
Funktionsstörungen der Arm- und Beingelenke Vollversteifungen
Gelenk | Wert nach Gliedertaxe | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
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Schulterhauptgelenk | 8/20 A | Nicht mehr möglich sind: Beidhändiges Arbeiten an laufenden Maschinen. Mit der seitengleichen Hand: Tätigkeiten auf Schulterniveau und darüber, z. B. beidhändiges Ankleiden von Arbeitskleidung, Schutzbrillen. Tätigkeiten hinter dem Rumpf. Tätigkeiten seitengleich neben dem Rumpf mit Ziehen und Schieben. Beidarmiges sowie seitengleiches schweres Heben und Tragen, beidarmiges leichtes bis mittelschweres Heben und Tragen über Tischhöhe |
Ellenbogengelenk (auch Unterarmdrehung) | 10/20 A | Weiterhin soll die Versteifung des Ellenbogengelenks höher bemessen werden als die des Schultergelenks: Klemm et al. vergleichen Funktionsstörungen des versteiften Ellenbogengelenks mit dem auch im Schultergürtel versteiften Schultergelenk, berücksichtigt werden vorwiegend Aktivitäten, die Schulter- und Ellenbogenfunktionen zusammen erfordern [14]. Viele Aktivitäten sind bei versteiftem Ellenbogengelenk zusätzlich nicht möglich: Beidhändiges Arbeiten an laufenden Maschinen, mit Tastaturen. Heben von mittelschweren, schweren Lasten vom Boden. Beidarmiges Arbeiten am Boden und über Schulterhöhe. Mit der seitengleichen Hand zum Kopf für Anlegen von Schutzhauben, Arbeitsbrillen, Ankleiden des Oberkörpers, Halten eines Telefonhörers, Führen der Hand zum Mund für Essen, Trinken, Körperhygiene. Führen eines Lenkrads, Halten eines Fahrradlenkers. Durch die Versteifung der Unterarmdrehung sind zudem nicht möglich: Manuelle Tätigkeiten mit Anforderungen an schnelle Wechsel der Handhaltung der seitengleichen Hand z. B. an laufenden Maschinen, Blättern, Bedienen von Drehgriffen |
Handgelenk | 6/20 H | Weiterhin soll die Handgelenksversteifung mit 16,5 % des vollständigen Verlusts der Gebrauchsfähigkeit bemessen werden (entsprechend MdE 20 % im Bereich der GUV). Nicht möglich sind: Dauerhaftes Arbeiten mit betroffener Hand an Tastatur/Maus, Feinmotorische z. B. handwerkliche Tätigkeiten der betroffenen Hand |
Hüftgelenk | 10/20 B | Nicht möglich sind: Sitzen auf normalen Stühlen, Arbeiten mit gebücktem Oberkörper, Arbeiten im Knien, Hocken, Fersensitz oder Kriechen, Arbeiten auf Gerüsten oder Geländen mit Hindernissen, ein normales Fahrzeug führen, Fahrradfahren, dauerhaft Stehen ohne Möglichkeit von Steh- oder Gehpausen, alternierend Treppensteigen (nur mit Nachsetzen und erhöhtem Kraftaufwand) |
Kniegelenk | 9/20 B | Die Auswirkungen auf die Gebrauchsfähigkeit sind etwas geringer als beim versteiften Hüftgelenk. Nicht möglich sind: Sitzen mit gebeugtem Bein, in beengten Räumen (z. B. Toilette), Arbeiten im Knien, Hocken, Fersensitz oder Kriechen, Arbeiten auf Gerüsten oder Geländen mit Hindernissen (z. B. auf einem Schiff), ein normales Fahrzeug führen, Fahrradfahren |
Oberes Sprunggelenk | 7/20 F | Die Versteifung des oberen Sprunggelenks soll mit 14 % des vollständigen Verlusts der Gebrauchsfähigkeit bemessen werden (zum Vergleich: MdE 20 % im Bereich der Gesetzlichen UV). Nicht möglich sind: Arbeiten in der Hocke und im Knien, Arbeiten an schiefen Ebenen (z. B. Dachdecker), ein normales Fahrzeug führen, Gehen ohne Hinken |
Unteres Sprunggelenk | 5/20 F | 5/20 Fußwert entsprechen 10 % der Gesamtinvalidität der versicherten Person (entsprechend der empfohlenen MdE im Bereich der Gesetzlichen UV). Nicht möglich sind: Aktivitäten auf unebenem Grund mit erhöhter Anforderung an die Balance |
Oberes und unteres Sprunggelenk | 10/20 F | Der halbe Fußwert ergibt sich aus der Subsumtion der Versteifungsbemessung von oberem und unterem Sprunggelenk. Nicht möglich sind: Arbeiten in der Hocke und im Knien, Arbeiten und Gehen an schiefen Ebenen (z. B. Dächer), ein normales Fahrzeug führen, Gehen ohne Hinken |
Gelenk | Gebrauchsgünstige Stellung |
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Schulter | In leichter Vorhalte (20–30°), Abspreizung 20–30°, Innendrehung 45° ± 10° und unwesentlicher Körperbreitenvermehrung |
Ellenbogen | In knapper Rechtwinkelstellung mit 70–90° Beugung bei freier Unterarmdrehung |
Unterarmdrehgelenk | Hand in leichter Einwärtsdrehung bis Mittelstellung (neutral bis 40° Pronation), Daumen nach oben bis innen-oben |
Handgelenk | Leichte Streckung von 10–15° und nach ellenseitig um 0–10° |
Daumensattelgelenk | Nach speichenseitig um 15–20°, zur Hohlhand um 30–40°, einwärtsgedreht um 10–15° |
Fingermittel- und -endgelenke | Streckung bis leichte Beugung |
Hüftgelenk | In leichter Beugung von 10–25°, Abspreizung 10–20°, Außendrehung 5–20° |
Kniegelenk | In leichter Beugung von 5–10° und leichtem X von 5° und neutraler Drehung |
Oberes Sprunggelenk | Leicht nach plantar, nach außen und valgisch jeweils um 10° |
Unteres Sprunggelenk | Neutral |
Großzehengrundgelenk | Gestreckt um 10–15°, zur zweiten Zehe um 5–10° |
Schulterfunktionsstörungen mit Auswirkungen auf die Armfunktion
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
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Armhebung bis 120° | 2/20 A | Von zusätzlicher Beeinträchtigung der Rotation ist auszugehen |
Armhebung bis 90° | 4/20 A | |
Armhebung bis 60° | 6/20 A |
Schultergürtel und Schultergelenk mit Auswirkungen auf die Armfunktion
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Schultergelenkdestruktion mit hochgradiger Bewegungsstörung, Abspreizen und Vorheben < 30°, Außendrehung aufgehoben | 10/20 A | Das zerstörte Gelenk mit schmerzhafter Restbeweglichkeit ist funktionell schlechter als die schmerzfreie Versteifung, daher höhere Bemessung als von Klemm et al. [14] vorgeschlagen |
Instabilität des Schulterhauptgelenkes | Abgestufte Bemessung nach Häufigkeit der Rezidivluxationen | |
Klinisch nachweisbar ohne Rezidivluxation | 1/20 A | |
Mit 1 Rezidivluxation | 2/20 A | |
Mit wiederholten Rezidivluxationen | 3/20 A | |
Schultereckgelenksinstabilität | Überstimmung zu sonstigen Empfehlungen [14] | |
Rockwood II + III | 1/20 A | |
Rockwood IV–V | 2/20 A | |
Symptomatische Instabilität des Schlüsselbein-Brustbein-Gelenks | 1/20 A | |
Vollständiger Funktionsverlust der langen proximalen Bizepssehne | 1/20 A |
Bewegungsstörungen des Ellenbogengelenks
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
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Streckung/Beugung 0° – 30° – 120° | Die empfohlenen Werte sind historisch konstant, die Beeinträchtigung der Gebrauchsfähigkeit hat sich nicht verändert, um Absenkungen der Bemessung [14] zu begründen. Deutlich eingeschränkt sind: Tätigkeiten am Tastenbrett, Flaschenöffnen | |
Bei freier Unterarmdrehung | 3/20 A | |
Unterarmdrehung 45° – 0° – 45° | 5/20 A | |
Streckung/Beugung 0° – 30° – 90° | ||
Unterarmdrehung frei | 5/20 A | |
Unterarmdrehung 45° – 0° – 45° | 7/20 A | |
Verlust der kompletten Unterarmdrehung bei freier Streckung und Beugung | 6/20 H* | Eine hälftige Absenkung der Bemessungsempfehlung [14] lässt die Bedeutung manueller Funktionen außer Betracht Nicht möglich sind: Manuelle Tätigkeiten mit Anforderungen an schnelle Wechsel der Handhaltung der seitengleichen Hand z. B. an laufenden Maschinen, Blättern, Bedienen von Drehgriffen |
Vollständiger Funktionsverlust der distalen Bizepssehne | 2/20 A | Überstimmung zu sonstigen Empfehlungen [14] |
Pseudarthrosen Ober- und Unterarm
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
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Oberarm-Pseudarthrose | Keine sonstigen Empfehlungen | |
Straff und belastbar | 2/20 A | |
Instabil | 6/20 A | |
Olekranon-Pseudarthrose | ||
Straff und belastbar | 1/20 A | |
Mit Streckdefizit | 2/20 A | |
Unterarm-Pseudarthrose | ||
Straff und belastbar, Elle oder Speiche | 2/20 A | |
Straff und belastbar, Elle und Speiche | 4/20 A | |
Instabil Elle oder Speiche | 6/20 A | |
Instabil Elle und Speiche | 8/20 A |
Bewegungsstörungen im Handgelenk
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
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Bewegungseinschränkung Handgelenk konzentrisch zu ¼ bei | – | |
Freier Unterarmdrehung | 2/20 H | |
Bewegungseinschränkung Handgelenk konzentrisch zu ¼ bei | ||
Eingeschränkter Unterarmdrehung 45° – 0° – 45° | 4/20 H | |
Bewegungseinschränkung Handgelenk konzentrisch zu 1/2 | Eine konzentrische Bewegungseinschränkung um drei Viertel der Norm entspricht einer geringfügigen schmerzhaften Restfunktion mit geringerer Kraftentfaltung als bei Vollversteifung des Handgelenks und müsste daher höher bemessen werden als von Klemm et al. empfohlen [14] | |
Unterarmdrehung frei | 3/20 H | |
Bewegungseinschränkung Handgelenk konzentrisch zur Hälfte Unterarmdrehung 45° – 0° – 45° | 5/20 H |
Hand – Pseudarthrose, Nekrose
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
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Kahnbeinpseudarthrose ohne Bewegungseinschränkung | Keine sonstigen Empfehlungen | |
Straff und belastbar | 2/20 H | |
Instabil | 4/20 H | |
Karpaler Kollaps | 8/20 H |
Finger – Amputationsfolgen
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
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Teilverlust des Daumens | Keine sonstigen Empfehlungen | |
Im Endgelenk | 12/20 D | |
Bis Mitte Grundglied | 16/20 D | |
Verlust des Zeigefingers mit MH-Köpfchen (Adelmann) | 4/20 H | |
Verlust des Kleinfingers mit MH-Köpfchen | 2/20 H | |
Teilverlust der Finger II–V | ||
Im Endgelenk | 8/20 Fi | |
Im Mittelgelenk | 14/20 Fi |
Versteifungen der Fingergelenke [10]
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Versteifung des Daumens | Die Funktionsstörung des Daumens im Sattelgelenk ist nach dem Handwert zu bemessen. Die Versteifung ist i. A. durch Gelenkzerstörung begründet, wodurch die muskuloskelettalen Daumenfunktionen schmerzhaft verloren sind, was durch die empfohlene Bemessung bei Klemm et al. [14] nicht abgebildet wird | |
Im Sattelgelenk | 4/20 H | |
Im Grundgelenk | 4/20 D | |
Im Endgelenk | 4/20 D | |
Im Sattel- und Grundgelenk | 9/20 H | |
Im Grund- und Endgelenk | 8/20 D | |
Versteifung der Finger II–V | Versteifungen der Grundgelenke sollen höher, der Mittelgelenke niedriger bemessen werden in Übereinstimmung mit Klemm et al. [14] | |
Im Grundgelenk | 8/20 Fi | |
Im Mittelgelenk | 6/20 Fi | |
Im Endgelenk | 4/20 Fi | |
Im Grund- und Mittelgelenk | 14/20 Fi | |
Im Mittel- und Endgelenk | 10/20 Fi |
Fingersehnen, -bänder
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Streckdefizit von mehr als 10° am DIP nach Strecksehnenabriss | 2/20 Fi | In Übereinstimmung mit Klemm et al. [14] |
Ulnare Seitenbandinstabilität am Daumengrundgelenk | 2–4/20 D | Abgestufte Bemessung ja nach Ausprägung der Instabilität [14] |
Sensibilitätsstörungen der Finger durch Nervenschäden
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Am Daumen | Keine sonstigen Empfehlungen | |
Nur Daumenbeere | ||
Volar: nur speichenseitig | 4/20 D | |
Volar: nur ellenseitig | 4/20 D | |
Volar: ellen- und speichenseitig | 8/20 D | |
An den Fingern II–V | Keine sonstigen Empfehlungen | |
Nur Fingerbeere | 4/20 Zf/Fi | |
Volar – einseitig | 8/20 Zf/Fi | |
Volar – beidseitig | 10/20 D/Zf/Fi | |
Gesamter Finger | 12/20 D/Zf//Fi |
Bewegungsstörung des Hüftgelenks
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Streckung/Beugung 0° – 0° – 90° | 2/20 B | Übereinstimmung mit Klemm et al. [15] |
Streckung/Beugung 0° – 0° – 60° | 4/20 B | |
Streckung/Beugung 0° – 0° – 30° | 6/20 B | |
Zusätzliches Streckdefizit bzw. Abduktions‑/Adduktions‑/Rotationskontrakturen | – | |
10–20° | Erhöhung um 1/20 B | |
30° (und mehr) | Erhöhung um 2/20 B |
Endoprothesen
Basisbewertung nach Funktion, zuzüglich Zuschlag nach Lebensalter, Bemessung des Zuschlages: | ||
---|---|---|
Lebensalter (Jahre) | Zuschlag | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
15–20 | 11/20 | Im Gegensatz zur Einschätzung von Klemm et al. [13] ist mit zunehmender Standzeit der Endoprothese mit Wechseloperationen, Verlust an Knochenmasse zur Verankerung und Gebrauchsfähigkeit, letztlich mit Verlust der Gelenkgebrauchsfähigkeit zu rechnen [23, 24], die Ausfallwahrscheinlichkeit einer Endoprothese ist bei posttraumatischen Arthrosen zudem höher, die bei jüngeren Betroffenen häufiger auftreten [25], auch wenn der Anteil junger und sehr junger Betroffener mit posttraumatischer Arthrose gering ist. |
21–25 | 10/20 | |
26–30 | 9/20 | |
31–35 | 8/20 | |
36–40 | 7/20 | |
41–45 | 6/20 | |
46–50 | 5/20 | |
51–55 | 4/20 | |
56–60 | 3/20 | |
61–65 | 2/20 | |
66 und mehr | 1/20 |
Hüftkopf
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Hüftgelenkverlust (Girdlestone) | 14/20 B | Keine sonstigen Vorschläge |
Hüftkopfnekrose | ||
Nekrose ohne Progredienz, geringe Funktionsstörung | 4/20 B | |
Nekrose mit Progredienz je nach Funktionsstatus | Individuelle Bemessung |
Bewegungsstörungen im Kniegelenk
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Beugung bis 90° | 2/20 B | Die Beugung bis 90° beeinträchtigt den alternierenden Treppengang, das Radfahren, das Arbeiten im Knien, Hocken, Fersensitz oder Kriechen, in beengten Räumen. Die vorgeschlagene Halbierung der Bemessung ist daher nicht angemessen für diese Gebrauchsminderung |
Beugung bis 60° | 4/20 B | |
Beugung bis 30° | 6/20 B | |
Zusätzliches Streckdefizit | Keine sonstigen Vorschläge | |
Bis 10° | Erhöhung um 1/20 B | |
Bis 20° | Erhöhung um 5/20 B | |
Über 20° | Erhöhung um 7/20 B |
Instabilitäten des Kniegelenks
Instabilität | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Leichtgradig (+ nur ein Band) | 1/20 B | In Übereinstimmung mit Klemm et al. [15] |
Leichtgradig (+ kombiniert) | 3/20 B | |
Mittelgradig (++ nur ein Band) | 3/20 B | |
Mittelgradig (++ kombiniert) | 6/20 B | |
Hochgradig (+++ nur ein Band) | 5/20 B | |
Hochgradig (+++ kombiniert) | 10/20 B |
Kategorie | Aufklappbarkeit/Vor‑/Rückschub |
---|---|
0 | = 0–2 mm |
(+) | = grenzwertiger Befund |
+ | = 3–5 mm |
++ | = 6–10 mm |
+++ | = > 10 mm |
Bewegungsstörung des oberen Sprunggelenks nach Fußwert
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
10° – 0° – 30° | 3/20 F | Vorgeschlagen werden Verringerungen der Bemessung zwischen 40 und 66 % [15]. Dies ist der Gebrauchsbeeinträchtigung beim Abrollvorgang, Gehen auf geneigtem Grund nicht angemessen |
0° – 0° – 30° | 6/20 F | |
0° – 0° – 20° | 7/20 F* | |
Bei zusätzlichem Bewegungsdefizit im unteren Sprunggelenk (USG) | ||
Gering | Kein Zuschlag | Keine Änderungsvorschläge [15] |
1/3 | Erhöhung um 2/20 F | |
2/3 | Erhöhung um 3/20 F |
Bewegungsstörung des oberen Sprunggelenks nach Beinwert
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
OSG 0 – 10 – 30 | 5/20 B | Diese Funktionsstörungen wirken sich auf das Kniegelenk aus, daher Bemessung nach dem Beinwert im Gegensatz zu Klemm et al. [15] |
OSG 0 – 20 – 30 | 6/20 B | |
OSG 0 – 30 – 30 | 7/20 B | |
Bei zusätzlichem Bewegungsdefizit im unteren Sprunggelenk (USG): | ||
Gering | Kein Zuschlag | Keine sonstigen Vorschläge |
1/3 | Erhöhung um 2/35* B (= 2/20 F) | |
2/3 | Erhöhung um 3/35* B (= 3/20 F) |
Fuß- und Zehenverluste
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Amputation in Höhe der Chopart-Gelenklinie | 12/20 F | Keine sonstigen Vorschläge |
Amputation in Höhe der Lisfranc-Gelenklinie | 10/20 F | |
Verlust im Mittelfußbereich (Sharp) | 8/20 F | |
Großzehe mit Mittelfußknochen | 4/20 F |
Groß- und Kleinzehenversteifungen
Funktionsstörung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Großzehe | ||
Grundgelenkversteifung in Beugestellung | 3/20 F | |
Grundgelenkversteifung in Neutralstellung | 2/20 F | |
Grundgelenkversteifung in Überstreckstellung | 8/20 Gz | |
Endgelenkversteifung in Streckstellung | 8/20 Gz | |
Kleinzehen (II–V, alle Gelenke) | Keine Änderungsvorschläge [15] | |
Versteifung in Fehlstellung (z. B. Hammerzehe) | 10/20 Z | |
Versteifung in Neutralstellung | 6/20 Z |
Zusätzliche Störungen
Schonungszeichen
Störung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Muskelminus schonungsbedingt | Muskelminus belegt eine stärkere Gebrauchsminderung, soll daher in die Bemessung einfließen [13] | |
Mehr als 2 cm an der oberen Extremität | 1/20 bis 2/20 A/H/B/F – Wert zusätzlich | |
Mehr als 3 cm an der unteren Extremität |
Längen- und Achsabweichungen
Störung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Beinverkürzung | Die stärkere Differenzierung erlaubt eine adäquate Bemessung der Gebrauchsbeeinträchtigung gegenüber den Vorschlägen von Klemm et al. [15] | |
Bis 1 cm | Normvarianz, keine Gebrauchsbeeinträchtigung | |
Bis 2 cm | 1/20 B | |
Bis 3 cm | 2/20 B | |
Bis 4 cm | 3/20 B | |
Bis 5 cm | 5/20 B | |
Mehr als 5 cm | 7/20 B |
Störung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Achsabweichungen der Beine | Die Gebrauchsbeeinträchtigung nimmt mit zunehmender Achsabweichung exponentiell zu, soll daher nicht linear [15] bemessen werden | |
> 5–10° | 1/20 B | |
> 10–15° | 3/20 B | |
> 15–20° | 6/20 B | |
> 20° | 10/20 B |
Arthroseaufschlag
Thrombosefolgen
Störung | Invalidität | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Mehrumfang am Unterschenkel bis 1 cm – Messfehlerbreite | Keine Invalidität | Ein angiologisches Gutachten kann zu empfehlen sein [15] |
Mehrumfang bis 2 cm | 2/20 B | |
Mehrumfang mehr als 2 cm mit Pigmentablagerung, Kompressionsstrumpf erforderlich | 4/20 B | |
+ Schwere trophische Störungen | 6/20 B | |
+ Rezidivierendes Ulcus cruris | 8/20 B | |
+ Chronisches Ulcus cruris, nicht mehr therapiefähig | 10/20 B |
Gliedertaxenwerte bei Nervenschäden
Funktionsstörung | Leitsymptome/Hinweise | Invalidität |
---|---|---|
Vollständige Armplexuslähmung (Lähmung des gesamten Armnervengeflechts) | s. obere und untere Armplexuslähmung | 20/20 A |
Obere Armplexuslähmung | Herabhängender, schlaffer Arm in Addition und Innenrotation, Pronationshaltung der Hand | 10/20 A |
Untere Armplexuslähmung | Parese der kleinen Handmuskeln und Beuger im Handgelenk (Pfötchenstellung) | 12/20 A |
Lähmung des | ||
N. radialis (Speichennerv) | ||
R. profundus | Parese der Fingerstrecker (Fallhand) und eines Handstreckers | 6/20 H |
Oberarm nach Abgang der Äste zum M. triceps brachii | Zusätzlich auch Parese des anderen Handstreckers und der Armbeugung in Pronationsstellung | 6/20 A |
Kompletter Nerv | Zusätzlich Parese der Armstreckung | 6/20 A |
N. ulnaris (Ellennerv) | Parese der Daumenadduktion, (Krallenhand) | 4/20 A |
Handgelenk | Parese der Kleinfingerabduktion, der Daumenadduktion und der anderen Interosseusmuskeln, Krallenhand, Sensibilitätsstörungen D IV/V | 6/20 H |
Kompletter Nerv | Zusätzlich Parese der Flexion der ulnaren Finger und eines Handbeugers | 8/20 H |
N. medianus (Mittelnerv) | ||
Handgelenk | Sensibilitätsverlust D I–III, Parese der Daumenopposition | 6/20 H |
N. interosseus anterior (rein motorisch) | Parese der Flexion der Endglieder von Daumen und Zeigefinger | 4/20 H |
Kompletter Nerv | Zusätzlich Parese eines Handbeugers sowie der langen ulnaren Fingerbeuger | 14/20 H |
N. radialis und ulnaris | Kombination der Einzelausfälle | 12/20 A |
N. radialis und medianus | Kombination der Einzelausfälle | 16/20 A |
N. thoracicus longus | Parese der Abduktion, Anteversion und Außenrotation im Schultergelenk, „Scapula alata“, Instabilität der Schulter | 4/20 A |
N. accessorius (XI. Hirnnerv) | Parese der Abduktion, Anteversion und Außenrotation im Schultergelenk | 4/20 A |
N. axillaris (Achselnerv) | Parese der Abduktion, Anteversion und Außenrotation im Schultergelenk, Instabilität der Schulter | 6/20 A |
N. musculocutaneus | Parese der Armbeugung in Supinationshaltung | 6/20 A |
N. suprascapularis | Eingeschränkte Ad‑, Abduktion und Außenrotation sowie erhöhte Rotatorenmanschetteninstabilität | 2/20 A |
Funktionsstörung | Leitsymptome/Hinweise | Invalidität |
---|---|---|
Totale Beinplexuslähmung (Plexus lumbosacralis) | Komplette Parese: Hüftbeugung, -streckung, Kniebeugung, -streckung und aller Unterschenkel‑/Fußmuskeln | 20/20 B |
Plexus lumbalis | Parese der Hüftbeugung und -adduktion sowie Kniestreckung | 12/20 B |
Plexus sacralis | Parese der Hüftstreckung und -abduktion, der Kniebeuger und aller Unterschenkel‑/Fußmuskeln | 16/20 B |
Lähmung des gesamten | ||
N. obturatorius | Parese der Oberschenkeladduktion | 2/20 B |
N. ischiadicus (Hüftnerv) | Parese ischiokrurale Muskulatur, peripher Fußsenker- und Fußheberparese | 16/20 B |
N. femoralis (Schenkelnerv) | Parese der Kniestreckung, Sensibilitätsstörung an der Vorderseite des Oberschenkels und Innenseite des Unterschenkels | 10/20 B |
N. gluteus inferior (Gesäßnerv) | Parese der Hüftstreckung | 5/20 B |
N. gluteus superior (Gesäßnerv) | Parese der Oberschenkelabduktion | 5/20 B |
N. cutaneus femoris lateralis | Hier ist lediglich der Schmerz zu bewerten, nicht jedoch die Sensibilitätsstörung | 10/20 B |
N. peroneus superficialis (oberflächlicher Wadenbeinnerv) | Parese der Hebung des Fußaußenrandes, Sensibilitätsausfall am Fußrücken | 4/20 F |
N. peroneus profundus (tiefer Wadenbeinnerv) | Parese der Fuß- und Zehenhebung | 10/20 F |
N. peroneus communis (gemeinsamer Wadenbeinnerv) | Ausfälle von superficialis und profundus | 10/20 F |
N. tibialis (Schienbeinnerv) Höhe Sprunggelenk | Parese der Muskulatur der Fußsohle, Sensibilitätsausfall Fußsohle | 8/20 F |
N. tibialis (Schienbeinnerv) gesamter Nerv | Zusätzlich Parese der Fuß- und Zehensenkung | 12/20 F |
N. ischiadicus distal (Ausfall Nn. peroneus communis und tibialis) | Wie N. peroneus und N. tibialis, zusätzlich Parese der Kniebeugung | 12/20 B |
Invaliditätsbemessung außerhalb der Gliedertaxe
Wirbelsäule
Funktionsstörung | Invalidität (%) | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Stabil verheilter Wirbelkörperbruch Keine oder nur geringe Fehlstatik, bisegmentaler Kyphosewinkel < 10° ohne Störung des sagittalen Profils Ggf. Höhenminderung der angrenzenden Bandscheibe ohne wesentliche segmentbezogene Funktionsstörung | 5 | Keine sonstigen Vorschläge |
Stabil verheilter Wirbelkörperbruch Leichter Achsenknick, bisegmentaler Kyphosewinkel 10° bis < 20°, sagittales Profil noch erhalten Ggf. Höhenminderung der angrenzenden Bandscheibe mit mäßiger segmentbezogener Funktionsstörung | 10 | |
Stabil verheilter Wirbelkörperbruch Statisch wirksamer Achsenknick bisegmentaler Kyphosewinkel > 20°, sagittales Profil gestört (Lotlinie C7/S1 mehr als 50 mm vor hinterem Anteil der Endplatte S1) oder Verheilter Wirbelkörperbruch mit verbliebener segmentaler Instabilität | 20 | |
Versteifung bis zu drei Segmenten der LWS (einschließlich thorakolumbaler Übergang) oder der HWS (unterhalb HWK 2) | 20 | |
Verheilter Wirbelkörperbruch mit erheblicher Störung des sagittalen Profils (Lotlinie C7/S1 mehr als 70 mm vor hinterem Anteil der Endplatte S1), (bisegmentaler Grund-Deckplatten-Winkel > 30°) und radiologisch objektivierbarer segmentaler Instabilität | 30 | |
Operative Versteifung von drei und mehr Bewegungssegmenten der HWS (unterhalb HWK 2), der LWS und des thorakolumbalen Übergangs | 30 |
Becken [10]
Funktionsstörung | Invalidität (%) | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
---|---|---|
Vordere Beckenringfraktur (ein- oder beidseitig) mit geringgradiger Beeinträchtigung der Steh- und Gehfähigkeit | 5 | Ähnlichkeiten der Staffelung der Funktionsstörungen als Grundlage der Bemessung sind erkennbar [16], wird hier durch das Kriterium der hochgradigen Beeinträchtigung der Steh- und Gehfähigkeit ergänzt |
Beckeninstabilität oder Formstörung mit geringgradiger Beeinträchtigung der Steh- und Gehfähigkeit | 10 | |
Beckeninstabilität oder Formstörung mit mittelgradiger Beeinträchtigung der Steh- und Gehfähigkeit | 20 | |
Beckeninstabilität oder Formstörung mit hochgradiger Beeinträchtigung der Steh- und Gehfähigkeit | 30 |
Thorax
Bauchdecken
Funktionsstörung | Invalidität (%) | Kommentar zur aktuellen Diskussion |
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Narbige Umwandlungen eines Teiles der Bauchwandmuskulatur | 5 | Weitgehende Übereinstimmung mit Klemm et al. [16] |
Kleine Bauchwandhernie (bis Tischtennisballgröße) | 10 | |
Bauchwandhernie (bis Faustgröße) | 15 | |
Größerer Bauchwandbruch | 20 | |
„Landkarten-Bauchdecke“ mit grober muskulärer Insuffizienz | 25 |