29.01.2024 | Biomarker | Leitthema
Retinale optische Kohärenztomographie Biomarker und ihr Zusammenhang mit kognitiven Funktionen
Klinische Praxis und künstliche Intelligenz Ansätze
verfasst von:
Dr. Franziska G. Rauscher, Prof. Rui Bernardes
Erschienen in:
Die Ophthalmologie
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Ausgabe 2/2024
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Zusammenfassung
Retinale optische Kohärenztomographie (OCT)-Biomarker haben das Potenzial, als frühzeitige, nichtinvasive und kosteneffiziente Marker, Personen mit einem Risiko für kognitive Beeinträchtigungen und neurodegenerative Erkrankungen zu identifizieren. Sie können auch bei der Überwachung des Krankheitsverlaufs inklusive der Wirksamkeit von Maßnahmen gegen den kognitiven Verfall unterstützen. Der Zusammenhang zwischen retinalen OCT-Biomarkern und kognitiver Leistung wurde in mehreren Studien nachgewiesen, und ihre Bedeutung für die kognitive Beurteilung wird zunehmend anerkannt. Das maschinelle Lernen (ML) ist ein Zweig der künstlichen Intelligenz (KI) mit einer exponentiellen Anzahl von Anwendungen im medizinischen Bereich, insbesondere aus deren Untergruppe des tiefen Lernens (Deep Learning [DL]), die weithin für die Analyse medizinischer Bilder verwendet wird. Diese Techniken sind effizient im Umgang mit neuartigen Biomarkern, wenn deren Ergebnis für die im Fokus stehende Anwendung unklar ist. Der Einsatz von KI-basierten Werkzeugen für medizinische Zwecke muss jedoch, trotz der vielen Bemühungen den Blackbox-Charakter solcher Ansätze zu überwinden, mit Vorsicht genossen werden, v. a. wegen der allgemein unzureichenden Leistung der KI bei anderen Datensätzen als denen, die für ihre Entwicklung verwendet wurden. Die retinalen OCT-Biomarker sind vielversprechend als potenzielle Indikatoren für die kognitive Funktion. Die zugrunde liegenden Mechanismen werden aktuell erforscht, um tiefere Einblicke in die Beziehung zu gewinnen, welche Netzhautgesundheit und kognitive Funktion miteinander verbindet. Erkenntnisse aus neurovaskulärer Kopplung und den mikrovaskulären Veränderungen der Netzhaut spielen dabei eine wichtige Rolle. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich, um die Gültigkeit und den Nutzen retinaler OCT-Biomarker als Frühindikatoren für kognitiven Abbau und neurodegenerative Erkrankungen in der klinischen Routine zu ermitteln. Retinale OCT-Biomarker könnten so die Patientenversorgung mittels Früherkennung und Überwachung potentieller Intervention bei kognitiven Beeinträchtigungen verbessern.