Erschienen in:
04.02.2020 | Harnblasenkarzinom | Übersichten
Harnblasenkarzinom als Spätfolge einer Querschnittlähmung
Entscheidungshilfe für eine Zusammenhangsbegutachtung
verfasst von:
Dr. med. R. Böthig, W. Schöps, M. Zellner, K. Fiebag, B. Kowald, S. Hirschfeld, R. Thietje, I. Kurze, H. Böhme, A. Kaufmann, O. Jungmann, J. Zumbé, D. Porres, G. Lümmen, M. Nehiba, T. Kadhum, M. Forchert, K. Golka
Erschienen in:
Die Urologie
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Ausgabe 6/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Zur Zusammenhangsbeurteilung traumatisch bedingter Querschnittlähmungen und Jahre später auftretender Harnblasenkarzinome gibt es keine aussagefähige Literatur. Ziel dieser Arbeit ist es, urologischen Gutachtern, aber auch der gesetzlichen Unfallversicherung und den Sozialgerichten, Entscheidungshilfen auf der Grundlage des aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Kenntnisstandes zur Beurteilung der Zusammenhangsfrage zu liefern.
Methodik
Die Grundlage der Entscheidungshilfen bildet eine Studie des BG Klinikums Hamburg, die von April 1998 bis März 2017 durchgeführt wurde: 32 der 6432 stationär oder ambulant behandelten querschnittgelähmten Patienten waren an einem Harnblasenkarzinom erkrankt. Zudem wurde die zu dieser Thematik bislang publizierte Literatur einbezogen.
Ergebnisse
Harnblasenkarzinome treten bei querschnittgelähmten Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung in wesentlich jüngeren Jahren auf, sie weisen bei Erstdiagnose deutlich häufiger einen muskelinvasiven Tumor und ein höheres Grading auf, und der Anteil der Plattenepithelkarzinome ist stark erhöht. Entsprechend ist die Überlebenszeit erschreckend schlecht. Für die Begutachtung wurde eine Matrix erstellt, die Einflussfaktoren erfasst, die für oder gegen eine Anerkennung eines Zusammenhangs zwischen Querschnittlähmung und Harnblasenkarzinom sprechen. Diese Faktoren wurden nach ihrer Bedeutung gewichtet.
Diskussion
Harnblasentumoren bei Querschnittpatienten unterscheiden sich offenbar erheblich von denen der Nicht-Gelähmten. Diese Unterschiede verkürzen drastisch die Überlebenszeiten. Diese Beobachtungen werden durch eine Studie bei Patienten mit Spina bifida, d. h. einer angeborenen Querschnittlähmung, bestätigt. Sie deuten auf bislang histopathologisch nicht fassbare Differenzen hin.