13.10.2022 | Bruxismus | In der Diskussion
Kaufunktion, Kiefergelenk und CMD – der Weg zum funktionell gesunden Kauorgan: It’s all about chewing!
verfasst von:
S. Congost, S. Kopp, N. Plein
Erschienen in:
Manuelle Medizin
|
Ausgabe 4/2022
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Ein natürliches Kausystem mit intakten, unverletzten Hart- und Weichgeweben weist diverse Merkmale auf, denen im Praxisalltag bei Diagnosestellung und Therapie unbedingt Beachtung geschenkt werden sollte. Dem mannigfaltigen Symptombild der kraniomandibulären Dysfunktion (CMD) liegen nachweislich biologische, psychologische und soziale Ursachen zugrunde. Unklar ist jedoch, wie diese Faktoren zu gewichten sind; derzeit wird dem biologischen Anteil aufgrund wissenschaftlicher Evidenz eine eher kleinere Rolle zugewiesen, die psychosozialen Anteile hingegen werden betont. In diesem Beitrag soll gezeigt werden, wie die biologischen Faktoren, d. h. die Biomechanik des Kausystems, in einer Weise berücksichtigt, beeinflusst und gestaltet werden können, dass ein Großteil der Patienten, die an einer CMD leiden, allein damit ursächlich behandelt werden können. In über 30 Jahren Praxiserfahrung gab es nicht einen Patienten, der eine physiologische Biomechanik des Kausystems und zugleich Funktionsstörungen oder Symptome einer CMD aufwies. Auch echter, zentralnervös bedingter Bruxismus tritt seltener auf als angenommen. Vielmehr sind Abrasionen an den Zähnen, die oftmals als Folge von Bruxismus angesehen werden, in Wirklichkeit Konsequenzen eines unphysiologischen Kauvorgangs im Sinne einer irregulären Kontaktführung. Ist ein physiologischer Kauvorgang nicht mehr möglich, setzt sich ein Teufelskreis in Gang, der die Zerstörung der Gewebe zunehmend beschleunigt. Eine Okklusion, die statisch und dynamisch interferenzfrei ist und natürliche Hartsubstanzmorphologien aufweist, garantiert einen physiologischen Kauvorgang. Demzufolge müssen beginnend mit der Entwicklung einer stabilen Kondylenposition hierfür lediglich die Voraussetzungen geschaffen werden – im funktionell-prophylaktischen Sinne am besten schon vom Jugendalter an.