Ärztliches Burnout kann Patientensicherheit gefährden

Stress und Personalmangel begünstigen Erschöpfung, Überforderung und verminderte Leistungsfähigkeit bei Ärzten und Ärztinnen. Ein Expertenteam plädiert für Maßnahmen, um eine sichere Versorgung zu gewährleisten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Gesundheitssysteme weltweit sind mit einer Personalkrise konfrontiert, die durch die Coronapandemie noch verschärft wurde. Ein beträchtlicher Teil der Ärzte und Ärztinnen berichtet über ein Gefühl des Ausgebranntseins. Eine Metaanalyse hat jetzt ergeben, dass davon Betroffene doppelt so häufig in Vorfälle verwickelt sind, in denen die Patientensicherheit beeinträchtigt ist, wie Kollegen und Kolleginnen ohne Burnout. Für die bisher größte systematische Übersicht zu diesem Thema analysierten Forschende um Dr. Alexander Hodkinson von der Universität Manchester 170 Beobachtungsstudien, in denen der Zusammenhang zwischen ärztlichem Burnout, Qualität der Patientenversorgung und beruflichem Engagement des medizinischen Personals untersucht wurde. Es waren Studien von allen Kontinenten darunter, die Daten von mehr als 239.000 Ärzten und Ärztinnen umfassten, die in Kliniken oder in der Primärversorgung tätig waren. Die größte Einzelfachgruppe stellten Internisten und Internistinnen. Hohe Unzufriedenheit bei ärztlichem Personal Personen mit Burnout waren fast viermal so häufig mit ihrer Arbeit unzufrieden wie diejenigen ohne, das ergaben 73 Studien. Mehr als dreimal so häufig bereuten sie ihre Berufswahl (16 Studien) und dachten darüber nach, zu kündigen (25 Studien). Sich ausgebrannt zu fühlen ging mit einer um 82% erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine reduzierte Produktivität einher (sieben Studien) und war verglichen mit nicht Betroffenen viermal so häufig mit Bedenken hinsichtlich der Karriereentwicklung assoziiert (zwei Studien). Zunächst wurden stärkere Assoziationen zwischen Burnout und niedriger Zufriedenheit mit der Arbeit in Kliniken, insbesondere in der Notfall- und Intensivmedizin, festgestellt, diese blieben aber in einer multivariaten Analyse nicht signifikant. Patientensicherheit häufig eingeschränkt Unter Ärzten und Ärztinnen mit Burnout kam es doppelt so häufig zu Vorfällen, die die Patientensicherheit beeinträchtigten (35 Studien), auch eine niedrige Professionalität war bei ihnen mehr als doppelt so wahrscheinlich (40 Studien), genauso wie unzufriedene Patienten und Patientinnen (acht Studien). Die Assoziationen zwischen Burnout und die Patientensicherheit beeinträchtigenden Vorfällen waren am stärksten bei Personen im Alter von 20 bis 30 Jahren und bei Mitarbeitenden in der Notfallmedizin. Bei Ärzten und Ärztinnen über 50 Jahre waren die Assoziationen zwischen Ausgebranntsein und geringer Professionalität am wenigsten ausgeprägt, während sie bei Medizinern in Ausbildung stärker waren, genauso wie in der Klinik gegenüber der Primärversorgung. „Hinweise auf fehlerhaftes System“ „Die Metaanalyse liefert überzeugende Evidenz dafür, dass Burnout bei Ärzten und Ärztinnen die Gesundheitssysteme schlechter funktionieren lässt und nicht nachhaltig macht“, resümieren Hodkinson et al. Sie fordern Maßnahmen dagegen, insbesondere in der Notfallmedizin, für Assistenzärzte und -ärztinnen sowie diejenigen in der Ausbildung. „Das psychische Wohlbefinden von medizinischem Personal ist für sichere Gesundheitssysteme von entscheidender Bedeutung. Die allgegenwärtige Natur von Burnout bei Ärzten und Ärztinnen weist auf ein fehlerhaftes System hin“, schreibt Prof. Matthias Weigl von der Universität Bonn in einem begleitenden Kommentar. Dringendes Handeln sei erforderlich, einschließlich evidenzbasierter und systemorientierter Interventionen, um Arbeitsumgebungen zu gestalten, die das Engagement der Mitarbeitenden fördern und Burnout vorbeugen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirkt sich ein Burnout bei Ärzten und Ärztinnen auf ihr berufliches Engagement und die Qualität der Patientenversorgung aus? Antwort: In der Metaanalyse ging ein Burnout bei ärztlichem Personal weltweit mit weniger Engagement und einer schlechteren Patientenversorgung einher. Bedeutung: Experten und Expertinnen plädieren für Maßnahmen, die einem Burnout vorbeugen und das Engagement der Mitarbeitenden fördern. Einschränkung: Die Endpunkte der einzelnen Studien waren heterogen.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Ärztliches Burnout kann Patientensicherheit gefährden

Weiterführende Themen

Leitlinien kompakt für die Innere Medizin

Neu im Fachgebiet Innere Medizin

Wie erfolgreich ist eine Re-Ablation nach Rezidiv?

Europäische Ernährungsgewohnheiten: Das sind die häufigsten Fehler

Hinter dieser Appendizitis steckte ein Erreger

Demenzkranke durch Antipsychotika vielfach gefährdet

Update Innere Medizin