Arbeitsplatz OP: Drei Tipps für einen schmerzfreien Chirurgiealltag

Langes Stehen, unbequeme Positionen, wiederholte Bewegungen – chirurgisches Arbeiten kann strapaziös sein. Um körperliche Schäden zu vermeiden, hilft es, auf diese Aspekte zu achten. Umfragen zufolge haben etwa 80% der Chirurginnen und Chirurgen bei laparoskopischen und offenen Operationen Schmerzen, vor allem in der Hals- oder Lendenwirbelsäule. Werden diese ignoriert, kann das Gesundheit und Karriere gefährden. Ein Forscherteam um Dr. Pouya Hemmati von der Herz- und Gefäßchirurgie der Mayo-Klinik in Rochester hat jetzt drei Maßnahmen beschrieben, die solche Schmerzen verhindern oder lindern können. 1. Auf Rücken- und Nackenposition achten Eine optimal angepasste OP-Tischhöhe ist wesentlich, um einen geraden Rücken, einen möglichst aufrechten Nacken und Ellenbogen im 90°-Winkel zu gewährleisten. Bei Patientinnen und Patienten mit Adipositas oder tiefen Körperhöhlen kann das Drehen des Tisches und Verändern des Tischwinkels die Haltung verbessern. Für Assistenzchirurgen und -chirurginnen empfehlen Hemmati et al. ein Treppchen, um Höhenunterschiede auszugleichen. Das Körpergewicht sollte immer gleichmäßig auf beide Füße verteilt werden, manche bevorzugen, auf einer weichen Matte zu stehen. Für eine optimale Haltung sollte bei laparoskopischen oder thorakoskopischen Operationen die Position des Monitors angepasst werden. Robotische Operationsverfahren können Handgelenke und Schultern entlasten. Solche Tools sollten ebenfalls so eingestellt werden, dass ein gerader Rücken, eine minimale Nackenbeugung und rechte Winkel von Ellenbogen und Knien gewährleistet sind. Kurze Dehnungspausen können dem Expertenteam zufolge dem Ermüden von Nacken, Rücken und Gelenken entgegenwirken, ohne den Arbeitsablauf zu stören. 2. Chirurgische Lupen individuell anpassen Der Einsatz chirurgischer Lupen kann ungünstige Haltungen und Schmerzen in der Halswirbelsäule begünstigen. Die Forschenden um Hemmati empfehlen Lupen, die eine Nackenbeugung von weniger als 25° ermöglichen, um Nacken und oberen Rücken zu schonen. „Die Brennweite liegt typischerweise bei 46 bis 51 cm bei Ellenbogen im 90°-Winkel und hängt neben den Körpermaßen davon ab, ob es sich um eine sitzende oder stehende Position handelt“, schreiben sie. Ein oft übersehenes Problem ergebe sich durch die Notwendigkeit, an der Lupe vorbeizuschauen, etwa auf Monitore. Hierbei komme es auf die Bauart an: Häufig seien Lupen niedrig fixiert, an den Brillengläsern bzw. den Linsen statt am Rahmen. Das sorge für eine minimale Nackenbeugung beim Blick durch die Lupe, verhindere aber, darunter hindurchzuschauen, was nackenfreundlicher sei als darüber hinwegzublicken. Am Rahmen angebrachte Lupen seien besser geeignet, wenn Chirurginnen und Chirurgen häufig daran vorbeischauen müssten, gleichzeitig aber schwerer. 3. Muskulatur gezielt stärken Um den Körper vor berufsbedingten Schäden zu schützen, empfehlen Hemmati et al. Übungen, um Bauch- und Rückenmuskulatur zu stärken sowie Haltung und Dehnung zu verbessern. „Schon 15 bis 30 Minuten vier- bis fünfmal pro Woche können etwas bewirken“, ergänzen sie. Für den mittleren Rücken seien „Latissimus-Pulldowns“ mithilfe eines Fitnessgeräts sinnvoll, auf dem im Sitzen eine mit Gewichten beschwerte Stange von oben heruntergezogen wird. Auch Training mit Rudergeräten, bei denen im Sitzen Gewicht mit den Händen zum Körper gezogen wird, oder Hanteltraining in vorgebeugter Position seien empfehlenswert. Zudem verbessere Core-Training die Haltung und Stabilität. Dazu zählen Sit-Ups, Klappmesserübungen, das abwechselnde Heben der gestreckten Beine aus der Rückenlage und Rotationsübungen, die etwa mithilfe eines Medizinballs die schrägen Bauch- und die äußeren Brustmuskeln stärken. Krafttraining solle zunächst mit einem Fitnesstrainer individuell angepasst werden, Yoga oder Pilates seien sinnvolle Ergänzungen. „Aufwärmübungen vor sowie Dehnen nach dem Training helfen, Verletzungen zu vermeiden“, schließen Hemmati et al.

Springer Medizin

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