Erschienen in:
12.04.2019 | Lappenplastik | Leitthema
Chirurgische Alternativen zum mikrochirurgischen Gewebetransfer bei enoraler Weichgeweberekonstruktion
verfasst von:
Dr. med. Dr. med. dent. T. Prochno
Erschienen in:
Die MKG-Chirurgie
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Ausgabe 2/2019
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Zusammenfassung
Die Mundhöhle vereint in ihren Abschnitten auf kleinem Raum funktionell wichtige Strukturen. Deswegen ist es besonders wichtig, enorale Weichgewebedefekte mit Operationsmethoden zu verschließen, die nahezu gleichartiges Gewebe zur Defektrekonstruktion nutzen. Da auch schon kleine Defekte zu einer großen Einschränkung von Form und Funktion führen können, hat eine adäquate Rekonstruktion sehr hohen Stellenwert. Die Rekonstruktion sollte gar nicht oder wenig die Funktionen Atmung, Sprache, Nahrungsaufnahme und Schluckvorgang beeinträchtigen. Das Biotop Mundhöhle verlangt mit seiner natürlichen Keimbesiedlung und seiner nicht immer optimalen Durchblutungssituation Transplantate, die von sich aus gut durchblutet sind. Mehrere Techniken sind möglich, unterscheiden sich aber in Erfolg und Ergebnis. Lappenplastiken, gestielt aus der Nähe oder der Ferne und mikrochirurgisch reanastomisiert, haben dabei eine hohe Erfolgsaussicht. Allerdings erfordern sie längere Operationszeiten und einen erhöhten Personalaufwand. Daher stellt sich die Frage nach Alternativen. In der Zeit von Februar 2015 bis Januar 2019 nutzte der Autor als Alternativen zum mikrochirurgischen Gewebetransfer u. a. 15 fasziokutane Submentallappen, 12 fasziokutane Temporalislappen, 11 myokutane Platysmalappen sowie 6 myomukosale Wangenlappen. Damit konnten Weichgewebedefekte bis zu 30 cm2 verschlossen werden; die durchschnittlich transplantierte Gewebefläche betrug 20 cm2; die Erfolgsrate 91 %. Unter dem wachsenden Ökonomisierungsdruck des Klinikalltags stellen die beschriebenen gestielten Lappenplastiken aus der Defektumgebung als Rekonstruktionstool für Defekte bis zu 30 cm2 eine sichere Alternative zum mikrochirurgischen Gewebetransfer dar.