Cholangiokarzinom: HAIP-Chemotherapie vs. Resektion

Patienten und Patientinnen mit multifokalen Gallengangskarzinomen haben schlechte Überlebenschancen. Forschende haben jetzt entdeckt, dass eine über die Leber verabreichte Chemotherapie sie für manche von ihnen erhöhen könnte. Eine noch wenig verbreitete Behandlungsoption bei multifokalen intrahepatischen Cholangiokarzinomen ist eine Floxuridin-Therapie, die mithilfe einer hepatischen arteriellen Infusionspumpe (HAIP) direkt in die Leber abgegeben wird. Da die Leber das Medikament verstoffwechselt, verringert die Methode systemische Nebenwirkungen, während ein deutlich höherer Tumormedikamentenspiegel erreicht wird als durch eine systemische Therapie. Einer Studie zufolge kann die Behandlung bei bestimmten Patienten eine wirksame Alternative zur Resektion sein. In die internationale Kohortenstudie wurden 319 Patientinnen und Patienten mit multifokalen intrahepatischen Cholangiokarzinomen einbezogen: 141 davon waren inoperabel erkrankt und hatten eine HAIP-Chemotherapie erhalten, während sich 178 einer chirurgischen Resektion unterzogen hatten. Ein Forschungsteam um Dr. Stijn Franssen vom Erasmus MC Cancer Institute in Rotterdam verglich die Gesamtüberlebensraten in beiden Gruppen. Die HAIP-Gruppe war mit einem Durchschnittsalter von 62 vs. 60 Jahre etwas älter und hatte einen größeren Frauenanteil (56% vs. 49%). Diese Patienten hatten auch größere Tumoren (median 8,4 cm vs. 7,0 cm) und häufiger vier oder mehr Krebsherde (67% vs. 24%). Zudem war der Anteil der bilobär Erkrankten in der HAIP-Gruppe höher (88% vs. 34%). Ähnliches Langzeitüberleben, postoperative Unterschiede Die mediane Gesamtüberlebensdauer nach HAIP-Chemotherapie bzw. Resektion unterschied sich mit 20,3 vs. 18,9 Monaten nicht signifikant. 23,7% vs. 25,7% der Patienten mit zwei oder drei Krebsherden überlebten fünf Jahre, unter denen mit vier oder mehr Läsionen waren es nur 5,0% vs. 6,8%. Die Adjustierung auf mit dem Überleben assoziierte Faktoren wie Tumordurchmesser, Anzahl der Krebsherde und Lymphknotenmetastasen ergab einen nicht signifikanten Trend hin zu einer besseren Überlebenschance bei HAIP-Chemotherapie (HR 0,75; 95%-KI 0,55–1,03). Empfehlung der Redaktion Chemotherapie – Themenseite Die Chemotherapie spielt noch immer eine zentrale Rolle in der Krebstherapie – welche aktuellen Behandlungsoptionen bestehen und auf was zu achten ist, lesen Sie in vielfältigen Beiträgen auf der Themenseite. Signifikante Unterschiede gab es dagegen bei den postoperativen Sterberaten: Innerhalb von 30 Tagen verstarben 0,8% der HAIP-Gruppe und 6,2% der Resektionsgruppe. Ob eine Resektion erfolgt, muss Franssen und Kollegen zufolge gut abgewogen werden. „Bei ausgewählten Patienten mit multifokalen intrahepatischen Cholangiokarzinomen kann eine Leberteilresektion gerechtfertigt sein, insbesondere bei denjenigen mit nur zwei oder drei Läsionen“, empfehlen sie. „Komplikationsrisiko berücksichtigen!“ „Eine Chemotherapie mit HAIP kann für Patienten mit einem erhöhten Operationsrisiko oder einer fortgeschritteneren Erkrankung in Betracht gezogen werden, je nach Tumorgröße, Anzahl der Tumoren und Lymphknotenbefall“, ergänzen die Mediziner um Franssen. Bei gutem Ansprechen und gutem physischem Zustand der Erkrankten könne auch nach einer HAIP-Chemotherapie eine Resektion in Erwägung gezogen werden. Dr. Clifford Cho von der Universität Michigan in Ann Arbor erinnert in einem begleitenden Kommentar daran, dass mindestens 40% der Rezidive bei Patienten mit multifokalen Cholangiokarzinomen außerhalb der Leber auftreten, wo die HAIP-Floxuridin-Chemotherapie sie nicht erreichen kann. Zudem unterscheide sich die mediane Überlebenszeit nach HAIP-Chemotherapie und systemischer Therapie gar nicht so sehr. „Es ist schwierig, gegen die These zu argumentieren, dass, abgesehen von ausgewählten Patienten mit zwei Tumoren, die nichtoperative Chemotherapie der Behandlungsstandard bei multifokalen intrahepatischen Cholangiokarzinomen bleibt“, schließt Cho. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie sind die Überlebenschancen von Patienten mit multifokalen intrahepatischen Cholangiokarzinomen unter HAIP-Chemotherapie vs. Resektion? Antwort: In der Studie hatten Patienten mit HAIP-Floxuridin-Chemotherapie ähnliche Überlebenschancen wie diejenigen, die sich einer Resektion unterzogen. Bedeutung Die Studie legt nahe, dass die HAIP-Chemotherapie bei bestimmten Patienten eine wirksame alternative Behandlung sein kann. Einschränkung: Die Studie war nicht randomisiert und die Anzahl der Teilnehmenden gering.

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