Erschienen in:
16.02.2022 | Lebertransplantation | Leitthema
Gallengangsverletzung im Rahmen der laparoskopischen Cholezystektomie
Klassifikation, Erkennung und Reparation
verfasst von:
Nora Nevermann, Wenzel Schöning, Thomas Malinka, Uli Fehrenbach, Tobias Müller, Johann Pratschke, Prof. Dr. med. Moritz Schmelzle
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 6/2022
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Zusammenfassung
Hintergrund
Gallengangsverletzungen im Rahmen einer laparoskopischen Cholezystektomie stellen eine seltene, aber gravierende Komplikation dar.
Klassifikation und Diagnostik
Gallengangsverletzungen können anhand ihrer Lokalisation, des Verletzungsmusters und einer möglichen vaskulären Begleitverletzung klassifiziert werden. Es bestehen mehrere Klassifikationen, wobei die in Deutschland weit verbreitete Neuhaus-Klassifikation eine klinisch-orientierte Einteilung von Gallengangsverletzungen erlaubt. Der diagnostische Algorithmus richtet sich nach der Frage, ob die Verletzung über eine Galleleckage oder eine Gallengangsokklusion diagnostiziert wird und zusätzlich eine Durchblutungsstörung der Leber vorliegt. Der differenzierte Einsatz laborchemischer, bildmorphologischer, endoskopischer und interventioneller Methoden erlaubt neben der Klassifikation auch die Therapieplanung.
Therapie
Gut die Hälfte aller Gallengangsverletzungen können endoskopisch-interventionell therapiert werden. Mit zunehmender Größe des Defekts, bei kompletter Okklusion des Gallengangs oder bei relevanten Durchblutungsstörungen der Leber steigt allerdings die Wahrscheinlichkeit für die Notwendigkeit eines operativen Vorgehens. Intraoperativ muss zwischen einer Versorgung mittels Naht und Schienung und einer Rekonstruktion der Gallenwege mittels Patch-Plastik oder biliodigestiver Anastomose unterschieden werden. Insbesondere bei Durchblutungsstörungen kann eine Leberteilresektion oder Lebertransplantation notwendig werden. Für den Therapieerfolg ist neben einer entsprechenden Erfahrung eine gute Kommunikation und interdisziplinäre Zusammenarbeit der Endoskopie, der interventionellen Radiologie und der Chirurgie entscheidend. Insofern ist eine schnellstmögliche Kontaktaufnahme mit einem spezialisierten Zentrum für Leber- und Transplantationschirurgie angeraten.