Erschienen in:
30.10.2020 | Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen | Leitthema
Medikamentöse Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen – Was muss der Chirurg wissen und perioperativ beachten?
verfasst von:
Kathleen Lange, Prof. Dr. Andreas Stallmach
Erschienen in:
Die Chirurgie
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Ausgabe 1/2021
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Zusammenfassung
Bei Patienten mit chronisch entzündlicher Darmerkrankungen (CED) bilden Mesalazin und topisch bzw. systemisch wirkende Steroide die Basis der medikamentösen Therapie, während Immunsuppressiva, Biologika und Janus-Kinasen-Inhibitoren, sog. „small molecules“, im Rahmen eines „Step-up“-Konzeptes angewandt werden. Wenn auch die Häufigkeit von Operationen in den letzten Dekaden abgenommen hat, stellen chirurgische Interventionen weiterhin eine wichtige Säule im Gesamtkonzept der Behandlungen dar; somit ist es notwendig, den Einfluss der medikamentösen Vorbehandlung auf die operative Strategie abzuschätzen. Während unzweifelhaft Steroide das Auftreten postoperativer Komplikationen begünstigen, besteht für die Immunsuppressiva und Biologika ein solcher Zusammenhang nicht. Ältere Daten wiesen auf eine erhöhte Rate postoperativer Komplikationen in der Therapie der TNF-α-Antikörpern hin; neue Studien bestätigen dieses Risiko nicht. Das Auftreten postoperativer Komplikationen ergibt sich aus einer multifaktoriellen Genese und hängt vielmehr von der Aktivität der Grunderkrankung, den Komorbiditäten und dem präoperativen Ernährungsstatus ab. Eine Therapie mit dem Integrininhibitor Vedolizumab ist bezüglich des Auftretens postoperativer Komplikationen nicht unterschiedlich zur Therapie mit TNF-α-Antikörpern. Ähnliches scheint für den IL-12/-23 Antagonisten Ustekinumab zu gelten, wobei hier die Datenlage noch unsicher ist. Für das Risiko nach Behandlungen mit dem Janus-Kinase-Inhibitor Tofacitinib können zurzeit keine belastbaren Aussagen gemacht werden. Für die postoperative Versorgung ist ein endoskopisches Follow-up in einem Intervall von 6 Monaten sowie, unter Beachtung des individuellen Risikoprofils, ggf. eine Rezidivprophylaxe mit Immunsuppressiva oder Biologika sinnvoll.