Erschienen in:
25.01.2023 | Chronische Nierenerkrankung | Leitthema
Beendigung der Dialyse und Palliativnephrologie
verfasst von:
Dr. med. K. Herfurth, M. Busch, G. Wolf
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 2/2023
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Zusammenfassung
Hintergrund
Durch medizinische Fortschritte verschiebt sich der Dialysebeginn bei den meisten Patienten in immer höhere Lebensdekaden, wovon nicht jeder Patient profitiert.
Fragestellung
Darstellung von Epidemiologie und Problematik einer Dialyse bei schwerkranken bzw. älteren Patienten, rechtlichen Grundlagen, Entscheidungshilfen und Handlungsempfehlungen.
Material und Methode
Auswertung epidemiologischer Studien, Diskussion von Grundlagenarbeiten, Übersichtsbeiträgen sowie Expertenempfehlungen.
Ergebnisse
Die höchste Einjahresprävalenz für Dialysepatienten liegt in Deutschland bei den 75- bis 84-Jährigen. Die Mortalität ist in dieser Gruppe um ein Vielfaches höher als bei jüngeren Hämodialysepatienten, aber auch im Vergleich zu nierengesunden Gleichaltrigen. Das Mortalitätsrisiko an Dialyse wird durch diverse Faktoren, wie z. B. Alter, Komorbiditäten, Frailty oder Serumalbuminkonzentration, beeinflusst und kann durch Scores vorhergesagt werden. Die Patientenautonomie ist oberstes Gebot. Nichtindizierte Dialysen können von Ärzten abgelehnt werden. Die Lebensqualität, für die Patienten das wichtigste Behandlungsziel, bessert sich nicht immer durch eine Dialyse. Ältere CKD(„chronic kidney disease“)-Patienten mit bestimmten Einschränkungen ohne begonnene Dialyse zeigen beinahe dieselbe Lebenserwartung wie dialysierte Gleichaltrige. Ein Dialyseabbruch oder -nichtbeginn sollte bei spezifischen Patientenpopulationen und -situationen in Erwägung gezogen werden. Die dann meist notwendige palliative Versorgung sollte mit in die Behandlungsplanung einfließen.
Schlussfolgerung
Bei multimorbiden bzw. hochbetagten Dialysepatienten sollte der Behandlungsfokus auf den Erhalt der Lebensqualität gelegt werden. Entscheidungen für oder gegen eine Dialysetherapie sind gemeinsam mit dem Patienten und deren Angehörigen, auch betreuenden Personen, und am besten vorausschauend zu fällen. Palliative Bestrebungen in der Nephrologie sind zu fördern.