Erschienen in:
23.05.2017 | Originalarbeit
„Clouds“/Wolken
Dynamische Instabilität und Unbestimmtheit in der Psychoanalyse und in den Phantasmen der Gegenwart
verfasst von:
Dr. med. Johannes Döser
Erschienen in:
Forum der Psychoanalyse
|
Ausgabe 2/2017
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Zusammenfassung
„Cloud“ – welche Metapher könnte geeigneter sein, unseren gesellschaftlichen Umbruch zu versinnbildlichen? Die explosionsartige Entwicklung der digitalen Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten verändert alle Bereiche unseres Lebens. Während die Generationen bis zur Jahrtausendwende die Infosphäre noch als etwas wähnten, wo wir uns ein- und ausloggen können, etwa im Glauben, dass das, was online geschieht, auch online bleibt, ist es den nachfolgenden „Always-online“-Generationen des Siliziumzeitalters zunehmend unmöglich, sich ein Leben außerhalb der Infosphäre vorzustellen. Das Leben wird zum „on-life“. Auch Verwaltung, Wirtschaft und Krieg werden sich in die „Cloud“ verlagern. Die „Cloud“ wird zu einem hochkomplexen „Cyberspace“, der nach und nach jede andere Wirklichkeit aufsaugt. Der Text lotet die Möglichkeit aus, in diesem „reality distortion field“ einigen Phantasmen der Gegenwart mit psychoanalytischen Mitteln auf die Spur zu kommen. Dies setzt allerdings voraus, archaische Ängste vor der Unbestimmtheit und dynamischen Instabilität, die diese technologische Revolution evoziert, und die auch unsere psychoanalytischen Erkenntnisinstrumente affizieren, in die kulturpsychoanalytische Reflexion aufzunehmen. Wir werden nebenbei mit Fragen konfrontiert, worin sich psychoanalytische von der künstlichen Intelligenz unterscheidet, und inwieweit sie für die Bewältigung der skizzierten Schwierigkeiten brauchbar bleibt.