Kurzzeitprävention mit Prednison bremst Cluster-Kopfschmerz

Die Gabe von Prednison über einen kurzen Zeitraum reduziert die Anfallshäufigkeit von Patienten mit Cluster-Kopfschmerzen. Diese oft geübte Praxis hat sich auch in einer randomisierten Studie bewährt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Cluster-Kopfschmerzen gehören zu den schlimmsten Schmerzerfahrungen, die Menschen befallen können. Die Anfälle folgen einem zirkadianen und zirkaannualen Muster. Bis zu acht Episoden am Tag können auftreten, ein Anfallszyklus kann sich über mehrere Monate erstrecken. Danach kann monatelang, mitunter jahrelang Ruhe herrschen. In der Prävention von Cluster-Kopfschmerz wird Verapamil eingesetzt. Allerdings kann es zwei Wochen dauern, bis dessen Wirkung einsetzt – auch, weil die Substanz auftitriert werden muss, um die Verträglichkeit zu gewährleisten. Während dieser Phase ist es weitherum Usus, den Patienten Kortikosteroide zu verordnen. Daten aus größeren randomisierten Studien zum Nutzen dieser Behandlungsstrategie fehlen aber. Neurologen von zehn deutschen Kopfschmerzzentren, angeführt von Prof. Mark Obermann vom Zentrum für Neurologie der Asklepios Akutklinik Seesen, haben versucht, diese Wissenslücke zu schließen. Für ihre randomisierte, doppelblinde und placebokontrollierte Studie konnten sie 118 Patienten mit Cluster-Kopfschmerz rekrutieren, 116 wurden auf die Therapiegruppen randomisiert, 109 von ihnen erhielten mindestens eine Dosis und gelangten damit mit ihren Daten in die Intention-to-treat-Analyse. Zahl der Attacken sinkt 53 Patienten hatten während der Auftitrierung von Verapamil auf 120 mg dreimal täglich fünf Tage lang 100 mg Prednison erhalten, das dann in Schritten von 20 mg wieder auf null reduziert wurde. 56 Patienten hatten statt Prednison ein Placebo bekommen. Die durchschnittliche Zahl der Cluster-Attacken während der ersten Therapiewoche, primärer Endpunkt der Studie, lag bei 9,5 unter Placebo und 7,1 unter Prednison. Diese Verminderung der Anfälle um 25% mag sich nicht sonderlich beeindruckend ausnehmen. Der Blick auf sekundäre Endpunkte zeichnet womöglich ein treffenderes Bild. Hiernach sind an Tag 7 der präventiven Therapie 35% der Patienten in der Prednisongruppe frei von Cluster-Kopfweh gewesen, aber nur 7% der Placebopatienten. Eine wenigstens 50%ige Minderung der Attackenzahl erreichten nach einer Woche 49% vs. 15%. Im Verlauf von vier Wochen schwächten sich diese Differenzen zwar ab: 61% vs. 67% waren anfallsfrei, bei 71% vs. 45% war die Anfallszahl halbiert; letztere Differenz blieb aber auch nach vier Wochen statistisch signifikant. Hauptgrund der Abschwächung dürfte laut Obermann und Kollegen das Greifen der Verapamil-Prophylaxe gewesen sein. Empfehlung der Redaktion Kopf- und Gesichtsschmerz – Themenseite Kopfschmerzen und Gesichtsschmerzen können vielfältige Ursachen haben. Im Fokus dieser Themenseite: Migräne, Spannungskopschmerz, Trigeminusneuralgie & Co. 270 Nebenwirkungen wurden registriert, vor allem Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit. Betroffen waren in beiden Gruppen 71% der Patienten; zwei schwere Nebenwirkungen in Form einer Leistenhernie und sich stark verschlechternder Cluster-Schmerzen ereigneten sich in der Placebogruppe. „Orales Prednison beugt episodischen Cluster-Kopfschmerzen wirksam vor“, so das Fazit von Obermannn und Kollegen. Es eigne sich daher als Erstlinientherapie parallel zur Auftitrierung von Verapamil. Die Wirksamkeit zusammen mit anderen langzeitpräventiven Substanzen müsse in weiteren Untersuchungen geklärt werden. Ursprünglich war indes vorgesehen gewesen, mindestens 144 Patienten an der Studie teilnehmen zu lassen und wenigstens 122 in die Intention-to-treat-Analyse einzubeziehen. Das ist nicht ganz gelungen. Eine der Schwierigkeiten dabei war offenbar, Cluster-Patienten zu gewinnen, die bereits gute Erfahrungen mit Kortikosteroiden gemacht hatten – sie fürchteten, in die Placebogruppe gelost zu werden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist mit Prednison, während der Auftitrierung von Verapamil, eine effektive Kurzzeitprävention von Anfällen bei Patienten mit Cluster-Kopfschmerzen zu erreichen? Antwort: Prednison senkt die Frequenz von Cluster-Attacken in der ersten Behandlungswoche signifikant. Bedeutung: Die bisher geübte Praxis der Prävention von Cluster-Kopfschmerz mithilfe von Kortikosteroiden lässt sich nunmehr mit Daten aus einer randomisierten Studie begründen. Einschränkung: Die ursprünglich kalkulierte Teilnehmerzahl der Studie und damit die vorgesehene Teststärke wurden nicht erreicht.

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