Appendektomie erhält Remission bei Colitis ulcerosa

Wird der Wurmfortsatz bei Personen mit Colitis ulcerosa entfernt, ist die Rückfallrate um ein Drittel geringer als unter konservativer Behandlung. Auch die Lebensqualität verbessert sich und der Bedarf an Medikamenten nimmt ab. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Appendix vermiformis scheint durch Freisetzung entzündungsfördernder Zytokine neue Schübe einer Colitis ulcerosa zu begünstigen – dafür sprechen inzwischen einige Untersuchungen. Eine naheliegende Lösung wäre daher, den Wurmfortsatz zu entfernen, um die Chancen einer anhaltenden Remission zu erhöhen. Nach Daten einer kontrollierten Studie scheint dieser Ansatz tatsächlich zu funktionieren: Menschen mit einer laparoskopischen Appendektomie erkrankten anschließend deutlich seltener an neuen Kolitisschüben als solche mit fortgeführter konservativer Behandlung. Für die Studie mit der Bezeichnung ACCURE* haben Chirurginnen und Chirurgen um Dr. Christianne Buskens von der Medizinischen Klinik der Universität Amsterdam 101 Colitis-ulcerosa-Kranke laparoskopisch operiert und 100 wie gewohnt behandelt. Geeignet waren Personen in Remission, die aber in den vergangenen zwölf Monaten wegen Schüben in Behandlung waren. Als Remission galt ein Mayo-Score von 2 oder niedriger, mit Subscores für Stuhlfrequenz, rektale Blutungen und globale Beurteilung von maximal 1. Ausgeschlossen wurden Personen, die in den drei Monaten vor Therapiebeginn Biologika erhalten hatten. Neue Schübe bei 36% gegenüber 55% Im Schnitt waren die Teilnehmenden 43 Jahre alt, der Frauenanteil betrug 57%, die durchschnittliche Erkrankungsdauer fünf Jahre. Etwa 80% erhielten eine orale Erhaltungstherapie mit Mesalazin, knapp ein Viertel eine topische Behandlung. Bei allen wurde die bestehende Therapie zunächst wie gewohnt fortgeführt, die Interventionsgruppe bekam zusätzlich die Appendix entfernt. Primärer Endpunkt war die Rezidivrate nach einem Jahr. Als neuer Schub wurde ein Mayo-Score von 5 oder mehr mit einem endoskopischen Subscore von 2 oder 3 definiert. Ein Jahr nach Beginn der Studie hatten 36% mit Appendektomie sowie 55% in der Kontrollgruppe neue Schübe erlitten. Damit war das Risiko für neue Schübe in der Gruppe mit Op. um 35% reduziert – ein statistisch signifikanter Unterschied. Die meisten Betroffenen hatten nur einen Schub erlitten, sieben in der Interventions- und zwölf in der Kontrollgruppe. Auch der Mayo-Gesamtscore war unter den Operierten nach einem Jahr etwas geringer (1,2 versus 1,8), zudem benötigten sie seltener Biologika und Mesalazin. So hatten 38% der Operierten, aber nur 20% mit konventioneller Therapie Mesalazin abgesetzt. Vorteile zeigten sich auch bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität. Die häufigsten Nebenwirkungen waren postoperative, vorübergehende, selbstlimitierende Bauchschmerzen in der Appendektomiegruppe und Hautausschlag in der Kontrollgruppe. Zwei Fälle von niedriggradigen appendikulären muzinösen Neoplasmen wurden in der Appendektomiegruppe zufällig gefunden. Schwere Nebenwirkungen traten bei zwei Personen in der Appendektomie- und bei keiner in der Kontrollgruppe auf. Eine Person zeigte nach der Op. eine innere Hernie, die eine Laparotomie erforderte, und eine andere entwickelte ein intraabdominales Hämatom, das erfolgreich drainiert wurde. Es gab keine Todesfälle, auch waren in keiner Gruppe Kolektomien nötig. „Die Appendektomie könnte eine effektive und sichere Option sein, um neue Schübe bei Colitis ulcerosa zu vermeiden“, so das Fazit von Buskens und Mitarbeitenden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann die laparoskopische Appendektomie das Schubrisiko bei Personen mit Colitis ulcerosa senken, die sich in Remission befinden? Antwort: Erkrankte, die sich einer Appendektomie unterzogen, zeigten in einer offenen kontrollierten Studie eine signifikant niedrigere Krankheitsaktivität, einen reduzierten Bedarf an Medikamenten und eine verbesserte gesundheitsbezogene Lebensqualität im Vergleich zu Patienten, die nur die Standardtherapie erhielten. Bedeutung: Die Appendektomie könnte eine wirksame und sichere Ergänzung zur Standardtherapie der Colitis ulcerosa sein. Einschränkung: Sehr strikte Patientenauswahl: Nur 201 von fast 1400 gescreenten Personen wurden in die Studie aufgenommen.

Springer Medizin

Appendektomie erhält Remission bei Colitis ulcerosa

Weiterführende Themen

Magen-Darm-Erkrankungen in der Hausarztpraxis

Springer Medizin

Bitte loggen Sie sich ein, um Zugang zu diesem Inhalt zu erhalten

Weiterführende Themen

Magen-Darm-Erkrankungen in der Hausarztpraxis