01.06.2019 | Computertomografie | Leitthema
Wann ist Kontrastmittel wirklich nötig?
Schnittbildgebung mit Computer- und Magnetresonanztomographie
verfasst von:
Prof. Dr. G. Layer
Erschienen in:
Die Radiologie
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Ausgabe 6/2019
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Zusammenfassung
Klinisches Problem
Die intravenöse Kontrastmittelapplikation erhöht den Kontrast zwischen unterschiedlichen Geweben und in Gefäßen im Vergleich zur Umgebung sowohl in der Computertomographie (CT) als auch in der Magnetresonanztomographie (MRT) und war über Jahre großzügig indiziert worden. Es finden sich nur wenige wissenschaftliche Publikationen, die den Stellenwert der kontrastverstärkten Technik gegenüber der nativen systematisch untersuchen.
Radiologischer Standard
Gemäß diesen wissenschaftlichen Untersuchungen und eigener klinischer Erfahrungen gibt es viel mehr native Untersuchungsindikationen, als dies die klinische Praxis suggeriert. Wichtigste Voraussetzung, auf Kontrastmittel (KM) zu verzichten, ist die ausreichende klinische Information und differenzierte rechtfertigende Indikation. Der vorliegende Beitrag gibt eine Übersicht über sinnvolle native Untersuchungstechniken für Indikationsbereiche aus Neuroradiologie, muskuloskeletalem System, Lymphsystem, Thorax einschließlich Herz, Abdomen und Mamma.
Empfehlungen
Gute Indikationen für eine native Bildgebung sind generell diagnostische Verlaufskontrollen. Zerebral ist intravenöses KM in der Regel in der Ausschlussdiagnostik beim traumatischen oder atraumatischen Notfall, in der Diagnostik von transitorischen ischämischen Attacken (TIA) und Minor Strokes, bei Demenzen und in der Therapieverlaufskontrolle der Encephalitis disseminata nicht erforderlich. Untersuchungen des muskuloskeletalen Systems können regelhaft nativ durchgeführt werden, ebenso alle Untersuchungen des lymphatischen Systems im Verlauf. Die Thoraxuntersuchung verliert in CT und MRT nur gering an Wertigkeit ohne KM. Der Nutzen der KM-Applikation im Abdomen ist wesentlich geringer als allgemein vermutet. Unverzichtbar ist der KM-Einsatz bei Gefäßprozessen und bisher in der Mamma-MRT.