Stärkt es die Bildung von Antikörpern gegen SARS-CoV-2, wenn eine Behandlung mit Methotrexat nach der Impfung gegen COVID-19 für zwei Wochen pausiert wird? Britische Forscher sind dem nachgegangen.
Immunsuppressive Behandlungen können den Aufbau eines Immunschutzes gegen COVID-19 durch eine Impfung negativ beeinflussen. Britische Wissenschaftler haben deshalb untersucht, ob es für Patienten mit einer Methotrexat-Behandlung sinnvoll ist, diese direkt nach einer Impfung gegen COVID-19 für zwei Wochen zu unterbrechen (Lancet Respir Med 2022; online 27. Juni).
Für die prospektiv-randomisierte Multicenter-Studie haben die Forscher um Professor Abhishek Abhishek von der Universität Nottingham Daten von 254 Patienten zwischen September 2021 und März 2022 ausgewertet, die seit mindestens drei Monaten an einer entzündlichen Autoimmunerkrankung (Rheumatoide Arthritis, Psoriasis mit oder ohne Arthritis, Axiale Spondyloarthritis, Atopische Dermatitis, Polymyalgia Rheumatica oder systemischer Lupus erythematodes) litten. Die Teilnehmer waren median 59 Jahre alt, knapp zwei Drittel waren Frauen, am häufigsten litten die Patienten an Rheumatoider Arthritis (130 Personen, entspricht 51 Prozent) oder Psoriasis mit oder ohne Arthritis (86, 34 Prozent).
2,2-fach höhere Anitkörper-Titer
Die Patienten nahmen seit mindestens drei Monaten Methotrexat ein (≤ 25 mg pro Woche) und hatten bereits eine Grundimmunisierung gegen COVID-19 erhalten. Die Hälfte der Teilnehmer (n=127) pausierte unmittelbar nach Verabreichung der Auffrischimpfung gegen COVID-19 die Methotrexat-Einnahme für zwei Wochen, die andere Hälfte führte die Einnahme unverändert fort. Der primäre Studienendpunkt waren die Titer der Antikörper gegen die Rezeptor-bindende Domäne von SARS-CoV-2 zum Zeitpunkt von vier Wochen nach der Auffrischimpfung.
Ergebnis: Die Teilnehmer, die Methotrexat für zwei Wochen pausierten, hatten 2,2-fach höhere Antikörper-Titer (22.750 U/ml versus 10.798 U/ml) als die Patienten mit durchgehender Einnahme. Dieser Unterschied blieb auch bestehen, als die Forscher einzelne Patientengruppen nach Methotrexat-Dosis, Verabreichungsart, Art der Autoimmunerkrankung, Alter, Vakzin-Sorte oder vorheriger Infektion mit SARS-CoV-2 verglichen. Es gab keine schweren unerwünschten Wirkungen, die auf die Intervention zurückzuführen waren.
Die Studienautoren schließen aus ihren Daten, dass eine zweiwöchige Methotrexat-Unterbrechung für Patienten mit entzündlichen Autoimmunerkrankungen sinnvoll ist, um die Antikörper-Antwort zu stärken. Für Risikogruppen könnte dies zu einer besseren Vakzin-Effektivität und längeren Dauer des Immunschutzes führen.
Quelle: Ärzte Zeitung