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03.02.2022 | COVID-19-Impfung | Nachrichten

Meldedaten aus den USA

Myokarditis nach Corona-Impfung: Symptome kurz nach der 2. Dosis

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Eine Myokarditis nach mRNA-basierter COVID-19-Impfung ist selten, betrifft vor allem junge männliche Patienten, tritt meist kurz nach Erhalt der zweiten Dosis auf und verschwindet in der Regel von allein. Das bestätigt eine aktuelle Studie der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) auf der Grundlage gemeldeter Fälle in den USA.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Im Vaccine Adverse Event Reporting System (VAERS) werden seit Beginn des US-Impfprogramms gegen COVID-19 impfassoziierte Nebenwirkungen auf nationaler Ebene erfasst. Die Centers for Disease Control and Prevention (CDC) legen nun erstmals umfassende Daten speziell zu Myokarditiden vor, die dem Surveillance-System im Zusammenhang mit einer mRNA-Impfung gemeldet wurden.

Rascher Symptombeginn

Für die CDC-Forscher ist vor allem der relativ rasche Symptombeginn der impfassoziierten Myokarditis bemerkenswert. In 82% der Fälle war diese nach der zweiten Impfdosis aufgetreten, dabei waren median nur zwei Tage vergangen. Zu 90% lag der Symptombeginn in der ersten Woche. Üblicherweise treten Herzmuskelentzündungen nach einer Viruserkrankung mit einiger Verzögerung auf, so CDC-Mitglied Dr. Matthew Oster, Atlanta, wobei die Symptome in solchen Fällen über Wochen oder sogar Monate anhalten können. Bei den mit der COVID-19-Impfung assoziierten Fällen dagegen schien die Symptomdauer deutlich kürzer zu sein (genaue Angaben hierzu fehlen in der Studie). Die Patienten wurden zwar fast alle stationär behandelt, außer leichten Schmerzmitteln benötigten sie jedoch in der Regel keine weitere Therapie.

Myokarditis betrifft vor allem junge Männer

Den VAERS-Daten zufolge betrafen die Herzmuskelentzündungen nach mRNA-Impfung zum Großteil Männer (82%), die meisten Patienten waren unter 30 Jahre alt (73%), ein Drittel war unter 18. Im Schnitt waren die Erkrankten 21 Jahre alt.

Zwischen 14. Dezember 2020 und 31. August 2021 waren dem System insgesamt 1991 Fälle einer mutmaßlich impfassoziierten Myokarditis gemeldet worden. Davon wurden 1626 nach den Kriterien der CDC als bestätigte oder wahrscheinliche Myokarditis eingestuft. Im genannten Zeitraum waren insgesamt 354.100.845 Dosen der beiden verfügbaren mRNA-Vakzinen an 192.405.448 Impflinge im Alter über zwölf Jahren verabreicht worden.

Für den BioNTech-Impfstoff BNT162b2 lagen die Inzidenzen höher als mit dem von Moderna (mRNA-1273), mit 947 gegenüber 382 Berichten einer neu aufgetretenen Myokarditis in der ersten Woche nach der Impfung.

Bei männlichen Jugendlichen zwischen 16 und 17, die Comirnaty® von BioNTech/Pfizer erhalten hatten, waren die Raten vergleichsweise am höchsten, mit rund 106 Fällen pro 1 Mio. Impfdosen, gefolgt von 71 pro 1 Mio. bei den 12- bis 15-Jährigen und 52 pro 1 Mio. bei den 18- bis 24-Jährigen, jeweils innerhalb einer Woche nach Erhalt der zweiten Dosis BioNTech-Vakzine. Mit Spikevax® von Moderna waren nach der zweiten Dosis bei den 18- bis 24-jährigen Männern 56 Fälle pro 1 Mio. Impfungen aufgetreten. Zu erwarten gewesen wären bei männlichen Impflingen nach Schätzungen 1,34 Myokarditisfälle bei den 16- bis 17-Jährigen bzw. 1,76 Fälle bei den 18- bis 24-Jährigen.

Im Vergleich zu den impfassoziierten Fällen bei den Männern lagen die Raten bei den jungen Mädchen und Frauen nach der zweiten Dosis deutlich niedriger, mit 11 pro 1 Mio. Dosen Comirnaty® im Alter zwischen 16 und 17 und jeweils zwischen 6 und 7 pro 1 Mio. Dosen Comirnaty® bzw. Spikevax® in den Altersgruppen 12 bis 15 bzw. 18 bis 24 Jahre.

Schmerzen und Druckgefühl in der Brust

Die Myokarditisfälle von 1195 Patienten unter 30 wurden näher begutachtet. An Symptomen dominierten hier Brustschmerzen oder ein Druckgefühl auf der Brust (89%), fast jeder Dritte litt unter Kurzatmigkeit oder Atemnot. Beinahe in allen Fällen war das Troponin erhöht und etwa drei Viertel hatten ein auffälliges EKG. Mit 12% war eine deutlich herabgesetzte linksventrikuläre Auswurffraktion eher die Ausnahme.

Obwohl fast alle Patienten zur Behandlung stationär aufgenommen wurden, bestand die Therapie in den meisten Fällen lediglich aus NSAR (87%). Dagegen wurden Glukokortikoide oder Immunglobulin relativ selten eingesetzt (jeweils 12%). 87% der stationär behandelten Patienten und Patientinnen konnten symptomfrei entlassen werden.

Insgesamt bestätigen die VAERS-Daten das bekannte Bild von der Myokarditis als seltener, aber schwerer Nebenwirkung einer mRNA-Impfung gegen COVID-19, die vor allem männliche Heranwachsende und junge Männer betrifft. Dieses erhöhte Risiko müsse gegen den Nutzen der Impfung abgewogen werden, so Oster.

Die US-Fachgesellschaften AHA (American Heart Association) und ACC (American College of Cardiology) empfehlen, nach einer impfassoziierten Myokarditis drei bis sechs Monate lang keinen Wettkampfsport auszuüben. Vor der Wiederaufnahme sportlicher Aktivitäten sollte ein normaler Befund im (Belastungs-)EKG vorliegen.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie hoch ist das Risiko, nach einer mRNA-Impfung gegen COVID-19 eine Myokarditis zu entwickeln?

Antwort: Nach mehr als 354 Millionen Impfungen wurden dem US-Surveillance-System 1626 Fälle gemeldet. Die Myokarditis trat dabei typischerweise wenige Tage nach Erhalt der zweiten Impfdosis auf. 82% der Betroffen waren männlich, dabei handelte es sich hauptsächlich um Patienten unter 30.

Bedeutung: Myokarditiden nach einer mRNA-Impfung gegen Corona sind selten, treten relativ kurzfristig auf und betreffen überwiegend junge Männer.

Einschränkung: Meldedaten; die echte Inzidenz wird wahrscheinlich unterschätzt.

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Literatur

Oster ME et al. Myocarditis Cases Reported After mRNA-Based COVID-19 Vaccination in the US From December 2020 to August 2021. JAMA 2022;327(4):331–340. https://doi.org/10.1001/jama.2021.24110

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