COVID-19-Schutzimpfungen: Große Hoffnung, hohe Wirksamkeit?

Nach dem weltweiten Ausbruch von COVID-19 ließ die Entwicklung neuer Impfstoffe nicht lange auf sich warten. Schon im Dezember 2020 wurde in der EU die mRNA-Vakzine Comirnaty zugelassen. Im Januar 2021 folgte auch die Zulassung für mRNA-1273 und AZD1222. Doch wie vielversprechend sind sie und wo herrscht noch Ungewissheit? Wir geben einen Überblick. Anfang 2020 nahm die globale Ausbreitung von COVID-19 ihren Lauf. Inzwischen gibt es weltweit mehr als 90 Mio. Infizierte und über 2 Mio. Tote [1]. SARS-CoV-2 infiziert via ACE-2 humane Wirtszellen, vornehmlich in den Atemwegen, aber u. a. auch in Herz, Leber, Niere oder Gehirn [2] – mit sehr unterschiedlichen Folgen für die Betroffenen. So konnten sowohl milde Erkältungssymptome als auch stärkere Ausprägungen, wie etwa schwere Lungenentzündungen, beobachtet werden [3]. Ein Blick in die Labore: Status quo der Impfstoffentwicklung Derzeit befinden sich 175 Vakzine in prä-klinischen und 63 Vakzine in klinischen Studien (siehe Abbildung) [4]. Diese weisen unterschiedliche Wirkprinzipien auf – so werden u. a. DNA-, mRNA- oder virale Vektor-Impfstoffe sowie Impfstoffe aus Virusproteinen oder abgeschwächten bzw. inaktivierten Erregern entwickelt [3,5]. Mit Comirnaty und mRNA-1273 stehen seit Dezember 2020 bzw. Januar 2021 in der EU zwei mRNA-Vakzine zur Verfügung, die die genetische Information für das Spike-Protein des Virus kodieren [5-7]. SARS-CoV-2 nutzt dieses Protein, um in die Wirtszellen einzudringen [6]. Nach der Impfung wird das exprimierte Protein vom Immunsystem als fremd erkannt, sodass körpereigene Antikörper gebildet und T-Zellen aktiviert werden [6]. Im Falle eines Kontaktes mit dem Virus kann das Immunsystem dieses folglich wiedererkennen und bekämpfen [6]. Die Zulassungsstudien von BioNTech/Pfizer und Moderna mit insgesamt mehr als 73.000 Probanden konnten eine hohe Wirksamkeit der Impfstoffe von je 95 % und 94,1 % nachweisen [7,8]. Eine Studie von BioNTech und Pfizer zeigte zudem, dass Comirnaty mutmaßlich auch einen Schutz vor einer Mutation im Spike-Protein N501Y bieten soll [9]. Diese Mutation kommt – neben anderen – z. B. bei den in Großbritannien (B.1.1.7) und Südafrika (B.1.351) entdeckten Virusvarianten vor. Bei einer E484K-Mutation der B.1.1.7-Variante deuten erste Daten von wenigen Probanden auf eine verringerte Impfstoff-Wirkung hin [10]. Weitere Studien sind jedoch für eine genaue Beurteilung erforderlich. Häufige Nebenwirkungen der Impfung insgesamt waren kurzzeitige Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen und Erschöpfung, vornehmlich nach der zweiten Impfdosis [7,8]. Schwerwiegende Nebenwirkungen traten in der Verum- und der Placebogruppe vergleichbar häufig auf [7,8]. Der Impfstoff von AstraZeneca AZD1222, der Ende Januar zugelassen wurde, zählt zu den viralen Vektor-Impfstoffen [11]. Als Plattform dient hier ein nicht replikationsfähiger Schimpansen-Adenovirus-Vektor, der das genetische Material für das Spike-Protein enthält [11,12]. Nach der Impfung wird das Protein auch in diesem Fall als fremd erkannt und eine Immunreaktion aufgebaut [11]. Die Effektivität von AZD1222, getestet an insgesamt über 20.000 Probanden, liegt bei der zugelassenen Dosierung nach zweifacher Impfung um die 60 % [12,13]. Auch hier gibt es erste Daten zur Wirsamkeit bei der B.1.351-Mutante: Untersuchungen an jungen Patienten mit einem eher milden Erkrankungsverlauf zeigten eine reduzierte Effektivität [14]. Eine abschließende Beurteilung kann jedoch noch nicht erfolgen. Nach der Zulassung bleiben Fragen offen Neben den genannten offenen Fragen im Hinblick auf die Mutationen, liegen noch keine verlässliche Daten zur Dauer des Impfschutzes vor [6,8]. Erste Ergebnisse von Moderna zeigen jedoch, dass die Menge an bindenden und neutralisierenden Antikörpern 3 Monate nach Impfung zwar erwartungsgemäß leicht abnahm, aber dennoch deutlich erhöht blieb [15]. Ähnliche Ergebnisse demonstrierte eine Immunogenitätsuntersuchung von Probanden, die bereits eine COVID-19-Erkrankung durchlaufen hatten: Etwa 90 % der Studienteilnehmer wiesen 6 bis 8 Monate nach Erkrankung neutralisierende Antikörper auf. Auch T- und B-Gedächtniszellen waren einige Monate später nachweisbar [16]. Noch ungeklärt ist die Frage, ob mit einer Impfung auch die Übertragung von COVID-19 verhindert werden kann [6]. Ebenso fehlen umfangreiche Daten, die darüber Aufschluss geben, ob eine Impfung bei Menschen, die bereits mit COVID-19 infiziert waren, sinnvoll ist [6]. Um Fragen wie diese zu klären, werden die klinischen Studien zu Comirnaty und mRNA-1273 fortgesetzt [6,8]. SARS-CoV-2-Impfung ist wichtig – Influenza-Impfung aber auch Trotz aller offenen Fragen bleibt die Bedeutung der SARS-CoV-2-Impfung ungebrochen. Gleichzeitig rücken aber auch andere Impfungen wie die jährliche Grippeschutzimpfung in den Fokus [17]. Deren Bedeutung, gerade für Risikogruppen, wurde durch eine Analyse mehrerer Studien unterstrichen [18]. So war zum Beispiel die Asthmaprävalenz bei hospitalisierten Influenza-Patienten 2019/2020 deutlich höher als die Asthmaprävalenz bei COVID-19-Patienten mit Krankenhausaufenthalt (24,1 % vs. 6,8 %) [18]. Somit stellt Asthma vermutlich keinen Risikofaktor für einen schweren COVID-19-Verlauf dar – aufgrund der uneinheitlichen Studienlage lässt sich dies jedoch zurzeit nicht mit Gewissheit sagen [19,20]. Umso wichtiger für Asthmapatienten ist es, den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e. V. (DGP) und des Bundesverbands der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner e. V. (BdP) zu folgen und ihre inhalative Asthmatherapie, wie z.B. mit dem Präparat Revinty® Ellipta® (zum Pflichttext), weiterzuführen [20]. Mehr Einblicke gefällig? Dann Ohren gespitzt und zugehört! Aktuelle Informationen zu gesundheitspolitisch relevanten Themen bietet Ihnen auch der Podcast EinBlick der Berlin-Chemie AG. Jeden Freitag um 12 Uhr erwartet Sie eine neue Folge, die für Sie die Geschehnisse der vergangenen Woche zusammenfasst und einen Ausblick auf zukünftige Entwicklungen gibt. Hören Sie doch mal rein – hier geht’s direkt zum Podcast. Impressum Berlin-Chemie AG Glienicker Weg 125 12489 Berlin Tel.: (+49) 030-6707-0 Fax: (+49) 030-6707-2120 E-Mail: info@berlin-chemie.de Vorstandsvorsitzender: Dr. Luca Lastrucci Handelsregister: AG Charlottenburg, HRB 34997 B Umsatzsteuer-Identifikationsnummer: DE 137 202 433 Aufsichtsbehörde: Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) Tel. (+49) 030-90229-0

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