So rechnen Ärzte die Corona-Impfung korrekt ab

Impfberatung, Impfung, möglicherweise Hausbesuch – diese Leistungen können bei der Corona-Impfung abgerechnet werden. Für mehr brauchen Ärzte einen weiteren Anlass, erklärt unser Abrechnungspezialist. Zur Abrechnung der Corona-Impfung haben sich die Partner der Selbstverwaltung auf eine Reihe Pseudoziffern geeinigt, die inzwischen bei impfenden Hausärzten in Fleisch und Blut übergegangen sein sollten: Gebührenordnungsposition (GOP) 88331 ff. je nach Impfstoff für die Impfung selbst (20.- Euro), dazu die bekannten Zusätze für Erst- und Zweitimpfung, soweit erforderlich, sowie für die Impfindikationen allgemein (A, B), beruflich (V, W, Y) und Pflegeheimbewohner/in (G, H, I). Außerdem gibt es die ausschließliche Impfberatung (GOP 88322, 10,- Euro), den Hausbesuch und Mitbesuch zur Impfung (GOP 88323/88324, 35/15 Euro plus Impfung), die Ausstellung eines Zeugnisses (88320, 5,- Euro) sowie bei Bedarf die Portopauschale nach GOP 88321, die mit 90 Cent bewertet ist. Diese Leistungen werden sämtlich extrabudgetär vergütet, wie andere Impfungen auch. Für neuen Impfpass nur die Einkaufskosten berechnen Nicht immer haben Patienten einen Impfpass dabei, oder sie besitzen vielleicht gar keinen, die Impfung ist aber laut Infektionsschutzgesetz „unverzüglich“ in einem Impfpass oder in einer Impfbescheinigung zu dokumentieren. In diesem Fall können die Kosten für den neuen Impfpass dem Patienten in Rechnung gestellt werden – allerdings nur die der Praxis entstandenen Kosten, eine Differenz zum Einkaufspreis anzusetzen, ist nicht erlaubt. Immer wieder taucht auch die Frage auf, was eigentlich mit der Versichertenpauschale ist, wenn sich ein Patient gegen Corona impfen lässt. Die Antwort ist – wie bei anderen Impfungen – eindeutig: Kommt ein Patient nur zur Impfung (dazu gehören auch Impfberatung und Untersuchung zur Impffähigkeit) und nimmt er den Arzt nicht gleichzeitig auch wegen anderer Fragestellungen in Anspruch, kann nur die Impfziffer abgerechnet werden. Nur wenn der Patient bezüglich eines weiteren Problems beraten oder behandelt wird, lässt sich zusätzlich eine kurative Leistung abrechnen. Bei zusätzlichem Gesprächsbedarf: Versichertenpauschale Die Versichertenpauschale nach GOP 03000 (die Software differenziert automatisch nach Alter des Patienten) sollte aber umgekehrt auch nicht vergessen werden, wenn es doch einen weiteren Beratungsanlass gibt, etwa ein kurzes Gespräch über den Verlauf der wiederkehrenden Frühjahrsallergie bei einem Stammpatienten, die Frage eines Patienten, wie bestimmte Alltagsbeschwerden zu bewerten sind, oder auch eine Beratung über Reisepläne nach der Pandemie. Falls die Beratungsleistung zusätzlich zur Impfberatung länger als 20 Minuten dauert, sollte das problemorientierte ärztliche Gespräch nach GOP 03230 nicht vergessen werden, eine kürzere Beratungszeit wäre mit der Versichertenpauschale bereits abgegolten. Kommt es später im Quartal vielleicht noch zu einem telefonischen Kontakt zwischen Arzt und Patient, kann auch die GOP 01434 (Zuschlag telefonische Beratung) angesetzt werden. Am Ende bleibt dann jede Woche nur die Hoffnung, dass die bestellten und am Ende der Vorwoche angekündigten Impfdosen auch ankommen. Denn den Aufwand, die Patienten wieder abzubestellen und einen neuen Termin zu vereinbaren, bezahlt uns Vertragsärzten leider niemand. Hinzu kommt: Die Patienten zuerst abzubestellen, dann wieder einzubestellen und einen neuen Termin zu vereinbaren ist nicht nur mit einem unbezahlten Aufwand verbunden, sondern bringt auch noch ordentlich Ärger mit vielen Patienten. Diese werden teilweise richtig böse – und deren Wut müssen unsere Mitarbeiterinnen abfangen und über sich ergehen lassen. Das sind teilweise sehr unerfreuliche Momente in einer ohnehin anstrengenden Zeit. (Mitarbeit: ger) Dr. Dr. Peter Schlüter ist Allgemeinarzt in Hemsbach/Bergstraße. Seit mehr als 30 Jahren hält er Abrechnungsseminare für Ärzte. Quelle: Ärzte Zeitung

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