COVID-Impfung trotz Checkpoint-Blockade

Krebspatienten mit einer Checkpoint-Hemmer-Therapie scheinen nach einer COVID-Impfung kein erhöhtes Nebenwirkungsrisiko zu haben. Darauf deuten erste Daten aus Israel hin, wo die mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer verimpft wird. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Krebspatienten sollen, sofern sie nicht z. B. altersbedingt zur ersten Gruppe für die COVID-Impfung gehören, je nach Erkrankungssituation mit „hoher“ (Gruppe 2) oder „erhöhter“ Priorität (Gruppe 3) geimpft werden. Wissenschaftliche Daten zur Coronaimpfung bei Krebspatienten sind allerdings rar, das betrifft besonders Patienten mit vorangegangener oder aktiver Therapie. Zu den offenen Fragen gehört z. B. die Sicherheit der Impfung bei gleichzeitiger Behandlung mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI). Hier gibt es Bedenken, dass immunvermittelte Nebenwirkungen der ICI-Therapie durch die Impfung verstärkt oder sogar provoziert werden könnten. Erste Daten aus Israel zum mRNA-Impfstoff BNT162b2 bestätigen diese Befürchtung aber nicht. Kurzfristig scheint die Vakzine bei ICI-Patienten und gesunden Personen ähnlich sicher zu sein. Die Daten stammen aus dem Tel Aviv Surasky Medical Center und dem Krankenhaus Bnei Zion in Haifa, in beiden Einrichtungen wird allen Krebspatienten, auch bei laufender Therapie, zur Impfung mit BNT162b2 geraten. 137 von 170 Patienten unter ICI-Therapie nahmen im Januar/Februar das Impfangebot an, 134 erhielten beide Impfungen, ein Patient war vor der zweiten Impfung an COVID und zwei Patienten an ihrer Krebserkrankung gestorben. Die Impfreaktionen wurden 17–21 Tage nach der ersten und 19 Tage nach der zweiten Dosis telefonisch abgefragt. Keine autoimmunen Nebenwirkungen Nach der ersten Impfung berichteten die ICI-Patienten vor allem über Schmerzen an der Injektionsstelle (21%); an systemischen Nebenwirkungen traten Fatigue (4%), Kopfschmerzen (2%), Muskelschmerzen (2%) und Schüttelfrost (1%) auf. Nach der zweiten Impfung gab es erwartungsgemäß mehr systemische Nebenwirkungen, besonders häufig waren Muskelschmerzen (34%), Fatigue (34%), Kopfschmerzen (16%), Fieber (10%), Schüttelfrost (10%) und gastrointestinale Komplikationen (10%). Keine der Nebenwirkungen erforderte eine stationäre Aufnahme. Besonders wichtig: Es wurde weder ein Neuauftreten noch eine Verschlechterung vorhandener immunassoziierter Nebenwirkungen beobachtet. Art und Häufigkeit der systemischen Nebenwirkungen nach der zweiten Impfung stimmten außerdem mit denen von gesunden Kontrollpersonen überein, ausgenommen eine höhere Rate von Muskelschmerzen bei den ICI-Patienten, bei denen aber kein einziger Fall einer immunvermittelten Myositis diagnostiziert wurde. Für die Häufigkeit von systemischen Nebenwirkungen nach der zweiten Impfdosis spielte es auch keine Rolle, ob die Patienten zuvor schon einmal unter ICI eine autoimmune Nebenwirkung erlitten hatten oder nicht. Empfehlung zur Impfung „Unsere Daten sprechen für die kurzfristige Sicherheit von BNT162b2 bei Krebspatienten, die mit ICI behandelt werden“, so das Fazit der Ärzte um Barliz Waissengrin (Tel Aviv). Zwar seien größere und längere Untersuchungen notwendig, um etwaige seltene Komplikationen zu erfassen. Angesichts der hohen Mortalität von Krebspatienten mit COVID-19 überwiege aber in der derzeitigen pandemischen Situation der Nutzen durch die Impfung einen möglichen Schaden. Waissengrin und Kollegen raten daher auch Krebspatienten mit ICI-Therapie, sich impfen zu lassen. Auch die Empfehlung der DGHO vom Januar schließt diese Patientengruppe explizit mit ein: „Angesichts der erhöhten, COVID-19-assoziierten Sterblichkeit …. empfehlen wir die Schutzimpfung auch bei (Krebs-)Patienten vor, unter oder nach einer Chemotherapie, einer gezielten Therapie und/oder einer Therapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren.“ Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie sicher ist die Impfung mit dem mRNA-COVID-Impfstoff von Biontech/Pfizer bei Krebspatienten unter einer Therapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICI)? Antwort: Art und Häufigkeit der Impfnebenwirkungen sind vergleichbar mit denen bei gesunden Kontrollpersonen. Ein Neuauftreten oder eine Verschlechterung immunassoziierter ICI-Nebenwirkungen wurden nicht festgestellt. Bedeutung: Auch bei Krebspatienten mit ICI-Therapie ist die Impfung mit BNT162b2 sicher und empfehlenswert. Einschränkung: Nur 134 Patienten, kurze Nachbeobachtung.

Springer Medizin

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