Weiterbildung im Gesundheitsamt: Corona wirbelt alles durcheinander

Dr. Constance Jakob begann vor rund zwei Monaten im Gesundheitsamt Erding ihre Arbeit – gerade, als die Coronapandemie auch in Deutschland deutlich spürbar wurde – und absolviert dort einen Teil ihrer Weiterbildung zur Fachärztin für öffentliches Gesundheitswesen. Im Interview berichtet sie, wie sie diese intensive Zeit erlebt. Dr. Constance Jakob Photogenika × Springer Medizin: Sie haben mitten in der Corona-Zeit ihre Weiterbildung zur Fachärztin für öffentliches Gesundheitswesen begonnen. Welche Herausforderungen mussten Sie gerade in der Anfangszeit bewältigen? Constance Jakob: Ich habe meine Tätigkeit im Gesundheitsamt in Erding am 2. März begonnen und schon am 4. März gab es den ersten Fall einer Coronainfektion im Landkreis. Ich musste also ohne lange Einarbeitungszeit sofort voll einsteigen und mithelfen. Mit den Routineaufgaben, die ein Facharzt im öffentlichen Gesundheitswesen normalerweise absolviert, kam ich bisher kaum in Berührung. Innerhalb kürzester Zeit haben wir im Gesundheitsamt alle Aufgaben umgestellt und auf die Pandemie ausgerichtet. Es war insgesamt eine sehr stürmische Anfangszeit – die Situation war ja nicht nur für mich, sondern auch für meine Kollegen völlig neu und so noch nie dagewesen. Andererseits bin ich sehr dankbar, dass ich gerade jetzt im Gesundheitsamt arbeite und helfe, wo ich kann. Welche Aufgaben würden Sie normalerweise übernehmen und welche Aufgaben fallen speziell während der Coronapandemie an? Constance Jakob: Ein Facharzt im öffentlichen Gesundheitswesen hat sehr vielfältige Aufgaben. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Gesundheitsförderung und Prävention, Sozialmedizin und Begutachtungen, Epidemiologie und Gesundheitsberichterstattung, Umweltmedizin, Hygiene und Infektionsschutz sowie schulärztliche Tätigkeiten. Zum Beispiel führen Amtsärzte die Untersuchungen bei Schulanfängern, vor einer Verbeamtung oder in Erstaufnahmeeinrichtungen von Flüchtlingen durch, machen Hygienebegehungen in Krankenhäusern oder Praxen oder sind beispielsweise auch beratend in der Suchtprävention tätig. Aufgrund der aktuellen Situation kann das alles zurzeit nicht stattfinden. Während der Pandemie konzentrieren wir uns hauptsächlich darauf, infizierte Personen schnell zu identifizieren und zu isolieren. Erhalten wir eine Meldung über eine SARS-CoV-2-Infektion, rufen wir den Erkrankten an und klären ihn darüber auf, wie die Quarantäne abläuft und wie er sich verhalten sollte. Außerdem ermitteln wir die engen Kontaktpersonen, denn auch sie müssen zunächst in häusliche Quarantäne. Durch diese Informationen sollen die Infektionen im Rahmen der Containment-Strategie in Grenzen gehalten werden. Daneben beraten wir Ärzte, Kliniken, Pflegeheime und Schulen. Tritt zum Beispiel in einer Schule ein COVID-19-Verdachtsfall auf, rufen wir die Schule an und besprechen das weitere Vorgehen. Außerdem führen wir SARS-CoV-2-Testungen durch. Kommt Ihre Ausbildung in dieser Zeit zu kurz und sorgen Sie sich gar um Ihre Abschlussprüfung? Constance Jakob: Für den Facharzt für öffentliches Gesundheitswesen muss man einen Amtsarztkurs beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit belegen, der normalerweise im Oktober stattfindet. Im Kurs werden die wichtigsten theoretischen Grundlagen vermittelt, die man für den Facharzt benötigt. Der Kurs steht zwar für dieses Jahr weiterhin auf dem Plan, aber je nachdem, wie sich die Situation entwickelt, kann es passieren, dass dieser verschoben werden muss. Am Ende des Kurses steht eine Prüfung an. Wird der Kurs verschoben, kann diese logischerweise ebenfalls nicht stattfinden. Solange sich die Lage aber demnächst wieder beruhigt, mache ich mir um die Ausbildung beziehungsweise um die Prüfung keine Sorgen. Empfinden Sie Ihre Arbeit zurzeit als sehr stressig? Mussten Sie Überstunden leisten? Constance Jakob: Ja, es gibt schon hektische Zeiten und es sind auch einige Überstunden angefallen. Das liegt vor allem daran, dass sich die Situation ständig ändert und das Robert Koch-Institut dementsprechend seine Empfehlungen anpassen muss. Das hält einen ganz schön auf Trab. Dazu kommen die vielen Aufgaben, die wir täglich bewältigen müssen. Das ist schon eine große Herausforderung. Glücklicherweise unterstützen uns die Ärzte vom Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Zusätzlich hilft uns ein Mediziner von der Regierung. Außerdem arbeiten in unserem Gesundheitsamt – allerdings nicht mehr sehr lange – zahlreiche Medizinstudenten als Aushilfskraft, die uns bei den zahlreichen Telefonaten unterstützen. Sie müssen aber leider bald wieder aufhören, da das Medizinstudium mittlerweile wieder anläuft. Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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