09.08.2023 | COVID-19 | Der neurologische Notfall
Junger Mann mit Sehstörung, Koma und erhöhtem intrakraniellen Druck – alles nach COVID-19?
verfasst von:
Dr. D. Schöne, Dr. D. P. O. Kaiser, Prof. T. Ziemssen, Prof. K. Barlinn
Erschienen in:
DGNeurologie
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Ausgabe 5/2023
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Auszug
Ein 30-jähriger Patient stürzte in seiner Wohnung aufgrund einer neu aufgetretenen Sehstörung des rechten Auges. Zuvor war er bei leichten Atembeschwerden trotz 3facher Impfung erstmals positiv auf SARS-CoV‑2 getestet worden und befand sich seither in häuslicher Quarantäne. Aufgrund eines sturzbedingten Kopfanpralls stellte er sich in der chirurgischen Notaufnahme vor, wo keine relevanten Traumafolgen festgestellt werden konnten. Der Patient beklagte jedoch Verschwommensehen und einen Bulbusbewegungsschmerz rechts. Eine ophthalmologische Untersuchung ergab den Verdacht auf eine Neuritis nervi optici rechts. Der Patient wurde daraufhin stationär in die Augenklinik aufgenommen. Eine Magnetresonanztomographie (MRT) des Schädels zeigte bestätigend in der T2-TIRM-Gewichtung eine Signalsteigerung des N. opticus rechts ohne weitere Pathologie. Für eine Myelonbeteiligung ergab sich in der spinalen MRT kein Anhalt. Nach 5‑tägiger i.v. Hochdosistherapie mit 1000 mg Methylprednisolon waren die visuellen und retrobulbären Beschwerden vollständig regredient. Zur weiteren Abklärung wurde eine Vorstellung in der Spezialambulanz für multiple Sklerose mit Lumbalpunktion vereinbart, der Patient konnte nach Hause entlassen werden. Zehn Tage später wurde der Patient mit akuten Unterbauchschmerzen und Fieber in die urologische Klinik eingewiesen, wo aufgrund von Harnleitersteinen die Einlage eines Doppel-J-Katheters erfolgte. Am Morgen des Folgetags bot der Patient eine rasch progrediente Schwäche der rechten Körperseite. …