Im Rahmen dieser Erhebung wurden die Auswirkungen der geänderten Rahmenbedingungen aufgrund der Coronapandemie auf die gesundheitsbezogenen Verhaltensweisen und Belastungen der Studierenden an der Ostfalia untersucht. Seit dem Ausbruch der Coronapandemie bewegen sich knapp zwei Drittel der Befragten weniger. Obwohl keine expliziten Gründe für die Bewegungsreduktion erhoben wurden, ist zu vermuten, dass hierzu Einschränkungen infolge der Pandemie beitragen. Wie die Untersuchung zeigt, fehlt seit der Einführung von „distance learning“ der Mehrheit der Studierenden der Ostfalia die alltägliche Bewegung. Lediglich 17,6 % der Studierenden können ihren gewohnten Bewegungsmöglichkeiten nachgehen und 22,4 % nutzen andere Bewegungsmöglichkeiten. Aufgrund der Beschlüsse der Regierung sind viele Möglichkeiten der Sportausübung sowie die Bewegungsfreiheit eingeschränkt. So beeinflusst die Schließung der öffentlichen und privaten Sportbetriebe und das Verbot der Zusammenkünfte in Vereinen und sonstigen Sport- und Freizeiteinrichtungen das Bewegungsverhalten. Somit bleibt den Studierenden die Möglichkeit, sich im Freien oder in der eigenen Wohnung zu bewegen. Darüber hinaus trägt der Aufruf der Regierung, nach Möglichkeit zu Hause zu bleiben [
3], dazu bei, dass alltagsübliche Bewegungsmöglichkeiten wie Spaziergänge unterlassen werden. Eine Studie von Chaturvedi et al. berichtete, dass die Lockdown-bedingte Veränderung der Fitnessroutine einen Einfluss auf das allgemeine gesundheitliche Wohlbefinden hatte [
4].
Auch im Ernährungsverhalten der Studierenden spiegeln sich Auswirkungen des Lockdowns wider. Die Nutzung von Restaurants und Imbissen ist seit dem Ausbruch der Coronapandemie stark zurückgegangen, was z. T. dadurch bedingt ist, dass zur Eindämmung der Pandemie Restaurants schließen mussten. Viele Restaurants und Imbisse sind auf das eingeschränkte Angebot des Essens zum Mitnehmen umgestiegen, da das Essen nicht vor Ort verzehrt werden darf. Hiermit sind alltagsübliche Aktivitäten (wie Essen außer Haus mit Freunden, Familie oder Geschäftsessen) unmöglich. Des Weiteren ist ein Anstieg der Inanspruchnahme der Lieferdienste, durch den längeren Aufenthalt zu Hause, zu verzeichnen. Aufgrund des „distance learning“ und der für viele erwerbstätige Studierende geltenden Anordnung zum Homeoffice ist anzunehmen, dass einigen Studierenden nicht ausreichend Zeit zum Kochen bleibt, weswegen auf Lieferdienste zurückgegriffen wird. Die Studierenden geben u. a. an, dass sie mehr essen, da das Essen zu Hause immer verfügbar ist. Andererseits verzehren einige Studierende mehr naturbelassene Lebensmittel und ernähren sich regelmäßiger als vor der Pandemie. Auch hier spiegelt sich vermutlich der Faktor, dass mehr Zeit zu Hause verbracht wird und die damit verbundene zeitliche Flexibilität wider. Ein weiterer Punkt ist die eingeschränkte Möglichkeit der Außer-Haus-Verpflegung sowie die Einschränkung der sozialen Kontakte, wodurch Studierende sich häufiger selbst verpflegen müssen, indem sie ihre Mahlzeiten eigenständig planen, organisieren und gegebenenfalls zubereiten müssen.
In der Coronaprüfungsphase im Sommersemester 2020 fühlten sich 54,6 % der Befragten (eher) gestresst. Weiterführend bewerten 26,5 % der Befragten die coronafreie Prüfungsphase als weniger stressig im Vergleich zur Coronaprüfungsphase. Diesbezüglich sind folgende Gründe naheliegend: Viele Studierende mussten neuartige Prüfungssituationen wie Online- oder Kombinationsprüfungen in der Coronaprüfungsphase ablegen. Ebenfalls berichten die Studierenden über erschwerte Kommunikations- und Austauschmöglichkeiten. Als Ursache für die Umstellung auf die seit dem Sommersemester 2020 eingeführte Online-Lehre gelten die Einschränkungen der Coronapandemie. Die Online-Lehre selbst stellt einen weiteren relevanten Stressfaktor dar, welcher auch in einer Studie von Sundarasen et al. als einer der entscheidendsten Stressfaktoren erhoben wurde [
20]. Obwohl mehr als die Hälfte der Studierenden mit der Coronasituation insgesamt gut bis sehr gut zurechtkommen, liegt der Anteil der Studierenden, die schlecht mit der Situation umgehen können, bei 10,1 %. Ähnliche Ergebnisse liefert auch die ZHAW [
24]. Mit Hilfe der in der Befragung erhobenen Daten wird deutlich, dass die Einschränkungen der sozialen Kontakte ebenfalls für das Stresserleben der Studierenden relevant sind. So sind 69,4 % der Studierenden durch das Fehlen der sozialen Kontakte (eher) gestresst. Der Aspekt der fehlenden sozialen Kontakte bestätigt sich ebenfalls in Befragungen anderer Universitäten [
13,
17,
24]. Eine Befragung an der Universität Siegen ergab, dass die Coronapandemie und der damit einhergehende Lockdown bei Studierenden Stress und Ängste auslöst, aufgrund des Verfolgens der Infektionszahlen, des Lebens im Lockdown und der reichlichen Zeit allein vor dem Computer. Sorgen und Ängste der Studierenden wurden ebenfalls durch ein erhöhtes Arbeitspensum, technische Probleme hinsichtlich der Online-Lehre und der Selbstdisziplin ausgelöst [
13]. Außerdem berichten Studierende über die Schwierigkeit, eine Balance zwischen Studium und Freizeit zu finden. Aufgrund einer fehlenden räumlichen Trennung zwischen Alltag und Studium, fällt es einigen Studierenden schwer, gedanklich abzuschalten. Dies wird verstärkt, wenn Studierende zusätzlich ihren (Neben)job im Homeoffice ausüben. Nach Son et al. geht die Pandemie darüber hinaus mit Konzentrationsschwierigkeiten und einer Abnahme der akademischen Leistungen einher [
17]. Die in der Befragung erhobenen Motivationsschwierigkeiten, die viele Studierende der Ostfalia während des Online-Studiums wahrnahmen, bestätigten sich auch in einer Studie von Browning et al.: Demnach verspürten 21,5 % der 14.174 Befragten Motivationslosigkeit während der Coronapandemie [
2]. Auch die Sorge der Studierenden, insbesondere für Risikopatient*innen, sich mit dem SARS-CoV-2-Virus zu infizieren, ist ein weiterer relevanter Stressfaktor [
6]. Dies bestätigt sich ebenfalls in einer Studie von Son et al., wonach jedoch nicht nur die eigene Gesundheit bei den Studierenden Stress auslöst, sondern auch die der Angehörigen [
17]. Auch wenn der Stress bei 71,3 % der 2031 Studierenden während der Pandemie ansteigt, berichten 43,3 % diesen Stress bewältigen zu können [
23]. Eine Studie von Fu et al. konnte allerdings keine signifikanten Unterschiede im Stresserleben zwischen den weiblichen und männlichen Studierenden feststellen [
10]. Zu ähnlichen Ergebnissen kam eine Studie von Omar und Oksana [
14]. Abuhmaidan und Al-Majali hingegen ermitteln, dass weibliche Studierende während der Coronapandemie ein geringeres Level psychischer Gesundheit vorwiesen als männliche Studierende [
1]. Weibliche Studierende weisen pandemiebedingt ein höheres Level an Depressionen, Ängsten, Einsamkeit und Stress auf, wobei keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern festgestellt werden konnten [
8]. Jedoch zeigen Super und Van Disseldorp, dass zwischen den Geschlechtern Differenzen in der mentalen Gesundheit bestehen [
21]. Vergleichend zeigt eine weitere Studie, bezogen auf die deutsche Gesamtbevölkerung, dass 30 % der Frauen die Coronazeit als weniger stressig empfinden, bei Männern liegt der Wert bei 24 % [
15]. Hingegen sind knapp 20 % der Frauen und 15 % der Männer der Meinung, dass ihr Stresslevel seit Ausbruch der Pandemie gestiegen ist [
15].