Die Inkubationszeit hat sich während der Evolution von SARS-CoV-2 fast halbiert: Dauerte es zu Beginn im Mittel noch sechseinhalb Tage bis zur Erkrankung, sind es mit Omikron noch etwa dreieinhalb.
Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.
Eine kurze Inkubationszeit trägt mit zur raschen Ausbreitung eines Erregers bei. Dauerte es mit dem ursprünglichen Wuhan-Stamm von SARS-CoV-2 noch fünf Tage bis zwei Wochen bis zur Erkrankung, so scheint Omikron ein echter Schnelldreher zu sein: Die Variante macht ihren Wirt mitunter schon nach weniger als zwei Tagen krank. Das dürfte neben der Immunevasion mit ein Grund sein, weshalb Omikron praktisch alle anderen Varianten verdrängt hat.
Wie stark sich die Inkubationszeiten der einzelnen pandemischen Virusvarianten unterscheiden, haben Epidemiologen um Dr. Yu Wu von der Universität in Peking anhand einer Metaanalyse rekonstruiert. Sie fanden insgesamt 142 Studien, die Inkubationszeiten ermittelt hatten, definiert als Zeitpunkt der angenommenen Infektion bis zum Auftreten der ersten Symptome. Berechnen lässt sich die Inkubationsdauer etwa über genau nachvollziehbare Infektionsketten.
Die Studien liefern Angaben zu mehr als 8000 Coronakranken. Etwas mehr als drei Viertel der Studien stammten aus China und bezogen sich auf den Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020, entsprechend ermittelte auch die Mehrzahl der Studien primär die Inkubationszeit des ursprünglichen Wuhan-Stamms (83%). Über alle Untersuchungen hinweg kommen die Forschenden um Wu auf eine durchschnittliche Inkubationsdauer von 6,6 Tagen, mit einer Bandbreite der mittleren Dauer von 1,8 bis knapp 19 Tagen. Der Durchschnittswert basiert vor allem auf Daten zum Wuhan-Virus mit einer mittleren Inkubationsdauer von 6,7 Tagen.
Längere Inkubationszeiten bei Alten und Kindern
Zur sich im Herbst 2020 ausbreitenden Alpha-Variante hat das Team um Wu nur eine Studie gefunden, sie kommt auf eine Inkubationszeit von 5,0 Tagen, ebenfalls nur einzelne Studien geben für Beta und Gamma Mittelwerte von 4,5 und 5,1 Tagen an. Immerhin sechs Studien haben sich mit der bislang verheerendsten Variante Delta beschäftigt, die sich im Winter und Frühjahr 2020/2021 in vielen Ländern breitmachte, für dieses Virus liegt die Inkubationsdauer den gepoolten Daten zufolge nur noch bei 4,4 Tagen.
Fünf Studien haben die Inkubationszeit der derzeit global dominierenden Omikron-Variante analysiert. Sie kommen auf einen Wert von 3,4 Tagen.
Je acht Studien haben Werte bei über 60-Jährigen und Minderjährigen berechnet – sie liegen bei 7,4 und 8,8 Tagen. Die Zeiten sind damit etwas länger als in der übrigen Population. Die Schwere einer Covid-Erkrankung scheint hingegen nicht mit der Inkubationszeit zu korrelieren.
Die mittlere Inkubationsdauer von Omikron läge den Daten zufolge nun recht nahe an der anderer Humancoronaviren (3,2 Tage) sowie zwischen den Zeiten von Influenza (1,5 Tage), Rhinovirus (1,4 Tage) und RSV (4,4 Tage).
Ein großes Problem ist jedoch, dass es kaum noch aktuelle Studien zur Inkubationsdauer gibt, vermutlich auch deswegen, weil sich Infektionsketten nur noch schwer nachvollziehen lassen. Eine genaue Kenntnis der Inkubationszeit wäre jedoch wichtig, weil daraus auch politische Entscheidung zu Isolation und Quarantäne resultieren, geben die Forschenden um Wu zu bedenken.
Das Wichtigste in Kürze |
Frage: Wie hat sich die Inkubationszeit von SARS-CoV-2 im Laufe der Pandemie verändert? Antwort: Mit dem ursprünglichen Wuhan-Stamm dauerte es knapp sieben Tage bis zur Erkrankung, mit Omikron sind es derzeit im Schnitt nur noch dreieinhalb Tage. Bedeutung: Die Inkubationszeit hat sich im Laufe der Pandemie fast halbiert. Das ist auch für Quarantäne- und Isolationsregeln relevant. Einschränkung: Die Aussagekraft zu den neueren Varianten wird durch die geringe Studienzahl stark begrenzt. |