So sieht der Corona-Schutzschirm in Ihrer KV aus

Ein Gesetz, zwei Schutzschirme, 17 Umsetzungsvarianten: Die „Ärzte Zeitung“ hat bei den KVen nachgefragt, wie sie den Ärzten die coronabedingten Honorar-Ausfälle ausgleichen. Mit dem „COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetz“ wurde Ende März auch der sogenannte „Schutzschirm“ für Vertragsarztpraxen beschlossen, die infolge der Corona-Krise Umsatzrückgänge zu verzeichnen haben. Regularien, wie die Ausgleichszahlungen bemessen und ausgezahlt werden, hat inzwischen jede KV verabschiedet. Eine Umfrage der „Ärzte Zeitung“ bei allen KVen förderte 16 Rückläufer zutage. Nur die KV Mecklenburg-Vorpommern ließ nichts von sich hören. Zwei Schutzschirme Das Sozialgesetzbuch sieht genau genommen zwei Schutzschirme vor. Der erste (Paragraf 87a Absatz 3b SGB V) erlaubt den KVen („Kann-Regelung“), den extrabudgetären Vergütungsanteil dann aufzufüllen, wenn pandemiebedingt die Fallzahlen einer Praxis so weit eingebrochen sind, dass daraus mehr als zehn Prozent Einbuße des Gesamthonorars aus vertragsärztlicher Tätigkeit gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres resultieren. In welcher Höhe der Ausgleich zu erfolgen hat, sagt das Gesetz nicht, die KVen nehmen den Hinweis auf den zehnprozentigen Rückgang jedoch allesamt so wörtlich, dass durchweg auf wenigstens 90 Prozent des vorjährigen Umsatzes ausgeglichen wird. Die rechtlichen Grundlagen Paragraf 87a Absatz 3b SGB V besagt, dass die KV unter anderem bei einem pandemiebedingten Fallzahlrückgang und infolgedessen mehr als zehn Prozent Minderung des GKV-Honorars die extrabudgetären Einnahmen (EGV) des Vertragsarztes ausgleichen kann. Die Kassen müssen die Ausgleichszahlungen erstatten. Paragraf 87b Absatz 2a SGB V auferlegt den KVen, bei einem existenzbedrohenden Fallzahlrückgang, unter anderem infolge einer Pandemie, im HVM „zeitnah geeignete Regelungen zur Fortführung der vertragsärztlichen Tätigkeit des Leistungserbringers vorzusehen.“ Der zweite Schutzschirm (Paragraf 87b Absatz 2a SGB V) zielt noch ausdrücklicher auf den Sicherstellungsauftrag der KVen. Demnach sind im HVM Regelungen zur Rettung solcher Praxen vorzusehen, die pandemiebedingt existenzgefährdende Fallzahlrückgänge erleiden. Aus diesem Passus leiten die KVen offenbar größeren Gestaltungsspielraum ab, weshalb sich regionale Differenzen vor allem hinsichtlich des MGV-Ausgleichs beobachten lassen. Einige KVen lassen bei der Fallzählung Telefonkontakte unberücksichtigt Schutzschirm-Kritiker machen wegen des vom Gesetzgeber formulierten Zusammenhangs zwischen Honorar- und Fallzahlrückgang geltend, ein Honorarrückgang infolge – coronabedingt – veränderter Leistungsinanspruchnahme bleibe damit auf der Strecke; besagter Zusammenhang gilt zwar nur für den EGV-Ausgleich, wird von mehreren KVen aber auch als Auslösekriterium für den MGV-Ausgleich eingesetzt. Ob Struktureffekte tatsächlich unberücksichtigt bleiben, oder sich die in Q2 ergangene befristete Erlaubnis zur häufigeren Abrechnung beispielsweise von Video- und Telefonkontakten kompensierend auswirkt, bleibt abzuwarten; Rückmeldungen aus den KVen liegen dazu noch nicht vor. Einige KVen lassen bei der Fallzählung Telefonkontakte unberücksichtigt, wodurch rechnerisch ein Ausgleichszahlungen auslösender Fallrückgang sogar dann möglich wäre, wenn die Anzahl der Kontakte konstant geblieben ist. Und in Bayern wird sogar die Fallwertentwicklung bei der Bedarfsermittlung mit einkalkuliert. Existenzsicherung auch in der HzV Unterdessen ist auch in Baden-Württemberg und Bayern, den Bundesländern mit besonders starker HzV-Fraktion und daher hohen Honoraranteilen außerhalb des Kollektivvertrags, dafür gesorgt, dass die Pandemie keine Löcher in den Praxishaushalt reißt. In Baden Württemberg haben sich AOK, Bosch BKK, Hausärzteverband und die Ärzteallianz Medi darauf geeinigt, den Haus- und Fachärzten sowie Psychotherapeuten, die an Selektivverträgen teilnehmen, für das Gesamtjahr 90 Prozent des 2019er-Honorars aus diesen Verträgen zu garantieren. Mit weiteren Kassen werde noch verhandelt, heißt es. Im Ländle werden nach jüngsten Zahlen rund 1,7 Millionen Versicherte in der HzV versorgt, und 718.000 Patienten in begleitenden Facharztverträgen. In Bayern sei zunächst die Möglichkeit geschaffen worden, „in allen HzV-Verträgen Pauschalen mit mittelbarem Arzt-Patienten-Kontakt abzurechnen“, wie der dortige Hausärzteverband auf Nachfrage wissen ließ. Grund- und Chronikerpauschalen können demnach auch bei Telefon- und Videokontakten erbracht werden. Auch über einen Schutzschirm habe man schon gesprochen. „Nach Vorliegen der HzV-Abrechnungsdaten aus dem 2. Quartal ist geplant, mit den Krankenkassen konkrete Verhandlungen dazu führen.“ So sieht es in den verschiedenen Bundesländern aus KV Baden-Württemberg Großzügiger als in Baden-Württemberg lässt sich der Rettungsschirm kaum auslegen: Sowohl Praxiseinnahmen aus budgetierten als auch extrabudgetär vergüteten Leistungen werden auf 90 Prozent des Vorjahresquartals ausgeglichen. Auch Kostenerstattung für Schutzausrüstung ist mit den Kassen vereinbart. Zudem belohnt die KV die Teilnahme an der Corona-Versorgung. Sämtliche mit der Kennziffer 88240 gekennzeichneten Behandlungen bleiben beim Fallzahlabgleich zur Ermittlung, ob ein pandemiebedingter Kontaktrückgang vorliegt, unberücksichtigt. Gleichfalls nicht auf die Härtefallzahlungen angerechnet werden Zuschläge für Corona-Schwerpunktpraxen, Leistungen im organisierten Notfalldienst sowie Abstrichentnahmen und Laborleistungen im Auftrag des Gesundheitsamts. Die Ausgleichszahlung erfolgt mit der Quartals-Schlusszahlung, ein Antrag ist nur ausnahmsweise nötig, etwa wenn bei Neugründungen kein Umsatzvergleich zum Vorjahresquartal möglich ist. Weitere Bedingungen: Die gesetzliche Mindestsprechstundendauer muss erbracht sein. Finanzhilfen Dritter sind der KV „unverzüglich nach Bewilligung mitzuteilen“. KV Bayerns 90 Prozent Ausgleich lautet auch hier die Devise für beide Teile des Schutzschirms, also Einnahmen aus MGV und EGV. Die Kostenersattung für Schutzausrüstung wird mit den Kassen noch verhandelt. Ausgeklügelte Eigenheiten erlaubt sich die KV in Sachen Antragstellung und Fallzählung. So wird für den EGV-Ausgleich zum 1. Quartal außer in nicht näher konkretisierten Ausnahmen kein Antrag verlangt. Dagegen erfolgt der MGV-Ausgleich im 1. Quartal nur auf Antrag, der spätestens einen Monat nach Bekanntgabe des Honorarbescheids zu stellen ist. Für das 2. Quartal sollen dann regelhaft „sowohl EGV-Ausgleich als auch MGV-Ausgleich grundsätzlich automatisch erfolgen“. Zur Ermittlung des pandemiebedingten Fallrückgangs werden hinsichtlich EGV die persönlichen Arzt-Patienten-Kontakte mit dem Vorjahresquartal abgeglichen. Telefonische und Video-Kontakte werden dabei nicht mitgezählt. Den MGV-Ausgleich löst entweder ein einfacher Fallrückgang aus, der an der Summe der Versicherten-, Grund- oder Konsiliarpauschalen identifiziert wird – oder auch eine mehr als zehnprozentige Abnahme des Fallwertes (Gesamthonorar GKV dividiert durch Fallzahl GKV) gegenüber dem Vorjahresquartal. Damit berücksichtigt Bayern ausdrücklich auch negative Einnahmeeffekte infolge einer veränderten Leistungsstruktur. Den Zusammenhang zwischen Fallzahl- oder Fallwertrückgang und Pandemie hat die Praxis der KV „durch Erklärung zu versichern“. KV Berlin In Berlin befinden sich die Gespräche mit den Kassen zum EGV-Ausgleich „auf der Zielgeraden“. Konsens bestehe darin, heißt es, dass der Großteil der extrabudgetären Leistungen wie ambulante Op, Prävention und Früherkennung sowie antrags- und genehmigungspflichtige Psychotherapie ausgeglichen werden, Sachkosten und Kostenpauschalen hingegen nicht. Schutzausrüstung wird aktuell zu 90 Prozent erstattet. „Hier sieht die KV Berlin noch Gesprächsbedarf.“ Generell sollen Hauptstadtpraxen in den besonders von der Corona-Krise geschüttelten Quartalen auf 90 Prozent des Gesamthonorars des Vorjahresquartals kommen. Im HVM wurde rückwirkend zum 1. Quartal als Auslösekriterium für Ausgleichszahlungen „die Abnahme der Fallzahl sowie eine Abnahme des Gesamthonorars um mehr als zehn Prozent“ verankert. Gezahlt wird von Amts wegen und unter der Voraussetzung, dass die Praxis entsprechend ihres Versorgungsauftrages „während der gesamten Zeit der Pandemie geöffnet hatte“. Das sei dann der Fall, „wenn – unter Berücksichtigung gemeldeter Urlaubszeiten – an mindestens 80 Prozent der Arbeitstage eine Leistung abgerechnet wurde. KV Brandenburg Brandenburg zählt zu den wenigen KV-Bezirken, in denen der Ausgleich beantragt werden muss. Die Einnahmen aus budgetierter Vergütung werden zu 90 bis 100 Prozent ausgeglichen, die EGV entsprechend Gesetzesandeutung zu 90 Prozent. Der EGV-Ausgleich beinhaltet auch die mit den Kassen geschlossenen Sonderverträge wie DMP, Onkologievereinbarung und Sozialpsychiatrievereinbarung. Beim Antrag auf Ausgleich ist anzugeben, ob die Praxis finanzielle Entschädigungen aufgrund anderer Anspruchsgrundlagen beantragt oder schon erhalten hat. Voraussetzung für Ausgleichsleistungen ist, dass die Praxis entsprechend Versorgungsumfang „ohne Verkürzung der Sprechstundenzeiten“ geöffnet hatte. Schutzausrüstung wird den Krankenkassen nach Paragraf 105 Absatz 3 SGB V als „Kosten für außerordentliche Maßnahmen“ in Rechnung gestellt. KV Bremen Zunächst wird nur der Umsatz aus Leistungen der MGV auf maximal 90 Prozent des Vorjahresquartals aufgestockt. Liegt danach der GKV-Gesamtumsatz der Praxis noch um mehr als zehn Prozent unter der Marke des Vorjahresquartals, tritt der EGV-Schutzschirm in Kraft und es wird auf 90 Prozent des GKV-Gesamthonorars im Bezugsquartal aufgefüllt. Beantragt werden muss der Ausgleich nicht. Die Zahlungen werden jedoch anteilig um die Menge der Werktage gemindert, an denen die Praxis sich, wie es wörtlich heißt, „ohne guten Grund aus der Versorgung verabschiedet“ hat. Die Erstattung der Ausgaben für Schutzausrüstung wird derzeit noch mit den Kassen verhandelt. KV Hamburg Die Hansestadt bildet eine der wenigen Ausnahmen im Schutzschirm-Reigen der KVen – jedenfalls, was den MGV-Ausgleich betrifft. Hinsichtlich der extrabudgetären Vergütung wird treu der allgemeinen Gesetzesauslegung 90 Prozent des Vorjahresquartals gewährt. Im MGV-Schutzschirm hingegen erhalten Fachärzte maximal 80 Prozent des vorjährigen Quartalsumsatzes, Hausärzte 60 Prozent. Hintergrund dieser Regelung sei „die in Hamburg niedrige MGV-Auszahlungsquote“. Mit den genannten MGV-Grenzen werde „sichergestellt, dass erbrachte Leistungen auch möglichst zu 100 Prozent bezahlt werden“. Bleibt nach Auszahlung des MGV-Honorars einschließlich des Ausgleichs noch Geld im Topf, sollen die Ausgleichsquoten angehoben werden; in welcher Größenordnung, wird nicht mitgeteilt. Mit den Kassen wurden keine Verhandlungen geführt. Ein Antrag muss nicht gestellt werden. KV Hessen Auch in Hessen ermittelt die KV von sich aus, ob praxisbezogen eine Honorareinbuße von mehr als zehn Prozent vorliegt. Ist das der Fall, werde in einem zweiten Schritt ermittelt, ob das Minus mit einem pandemiebedingten Fallzahlrückgang einhergeht. Kann auch das bejaht werden, wird das Gesamthonorar auf 90 Prozent des Vorjahresquartals aufgefüllt; zwischen EGV- und MGV-Schirm wird nicht unterschieden. Wie ein KV-Sprecher erklärte, wird bei einem Fallzahlrückgang in Q1 und Q2 im Regelfall unterstellt, dass er pandemiebedingt sei. Allerdings werde man sich auch die Fallzahlentwicklung innerhalb der Fachgruppe ansehen „und dann entscheiden“. Von Anfang bis Mitte August würden alle Praxen angeschrieben, die einen Ausgleich erhalten können und um Auskunft zu bereits anderweitig erhaltenen Hilfsgeldern gebeten. KV Niedersachsen Mit den Kassen wurde vereinbart, bei mehr als zehn Prozent Rückgang des Gesamthonorars plus pandemiebedingter Abnahme der Behandlungsfälle auf 85 Prozent des Vorjahresabschlags aufzufüllen. Da die Abschlagszahlungen in Niedersachsen auch Leistungen für die sogenannten Sonstigen Kostenträger (Bundesbahn- und Postbeamtenversicherung, Bundesgrenzschutz, Bundeswehr, Zivildienst) beinhalten sowie Sonderverträge etwa zu Leistungen im PKV-Basistarif, sei „diese 85-Prozent-Regelung je nach Fachgruppe deutlich besser als die 90- Prozent-Regelung in anderen KVen, die nur auf die MGV und die EGV abstellen“, versichert die KV Niedersachsen. Zudem sei vorgesehen, Leistungszulagen aus noch verbleibender MGV zu zahlen, „um der besonderen Leitungsbereitschaft von Praxen in der Corona-Krise gerecht zu werden“. Schutzausrüstung, die vom 10. März bis 30. April bestellt wurde, wird auf Antrag von den Krankenkassen zu 90 Prozent erstattet. Der zehnprozentige Selbstbehalt sei privatärztlicher Tätigkeit geschuldet. Ein Antrag auf Honorarausgleich ist nicht erforderlich, lediglich eine Sammelerklärung, dass der Fallzahlrückgang coronabedingt war. KV Nordrhein Auch in Nordrhein werden EGV- und MGV-Schirm zu einem einheitlichen Konstrukt verknüpft. Liegen die Anspruchsvoraussetzungen vor (dito mehr als zehn Prozent GKV-Honorarrückgang plus pandemiebedingte Fallabnahme), wird auf 90 Prozent des vorjährigen Kassenhonorars ausgeglichen. Bei der Ermittlung des Fallzahlrückgangs bleiben Telefonkontakte unberücksichtigt. Bei Psychotherapeuten wird ein Rückgang der Behandlungszeit als Fallzahlrückgang gewertet. Nicht ausgeglichen werden den Angaben zufolge etwaige Kosten (außer Radionuklide), Honorare der Sonstigen Kostenträger sowie Schutz- und Satzungsimpfungen. Neu-Praxen oder Praxen, deren Betriebsstättennummer sich geändert hat, werden mit dem fachgruppendurchschnittlichen Gesamthonorar des Vorjahresquartals verglichen. Der Ausgleich erfolgt automatisch, nach Zahlung muss die Praxis eine Erklärung über den Erhalt anderweitiger Entschädigungen abgeben und bestätigen, dass während der Corona-Quartale eine Versorgung im bisherigen Umfang angeboten wurde. „Eine Praxisschließung wegen einer Sars-CoV-2 Infektion ist dabei unbeachtlich.“ Bei unvollständiger oder nicht fristgerechter Abgabe dieser Erklärung wird die Ausgleichszahlung zurückgebucht. KV Rheinland-Pfalz Nach Auskunft der KV Rheinland-Pfalz sind die Schutzschirm-Verhandlungen mit den Krankenkassen abgeschlossen. Lediglich das Unterschriftenverfahren stehe noch aus. Das extrabudgetäre Honorar wird – wie allseits üblich – auf 90 Prozent des Vorjahresquartals aufgefüllt. Einbezogen würden dabei neben den ungedeckelten EBM-Leistungen auch Honorare aus der Onkologievereinbarung, der Sozialpsychiatrievereinbarung sowie aus DMP-Verträgen. Zur Identifikation des Fallzahlrückgangs werde auf Fälle mit persönlichem Arzt-Patienten-Kontakt, Fälle per Videosprechstunde und im Fachbereich Psychotherapie auf Zeiteinheiten abgestellt. Hinsichtlich der Praxisumsätze mit budgetierten Leistungen werden Einnahme-Ausfälle auf 15 Prozent unter Vorjahresquartal begrenzt. Allerdings rechnet man in Rheinland-Pfalz aufgrund des dort im HVM verankerten floatenden Punktwerts nicht mit einem gravierenden Rückgang der MGV-Erlöse: Bei Leistungsabnahme und infolgedessen sinkendem Punktzahlvolumen steigt umgekehrt bei gleichbleibender Gesamtvergütung der Punktwert. Über die Kostenerstattung für Schutzausrüstung wird mit den Kassen noch verhandelt. Um Ausgleichszahlungen zu erhalten, muss kein Antrag gestellt, jedoch der KV Auskunft über anderweitig erhaltene Hilfsgelder gegeben werden. Wie es heißt, sollen die Ausgleichszahlungen jeweils mit dem Honorarbescheid für das jeweilige Quartal erfolgen. KV Saarland Hier wurde zunächst nur für das 1. und 2. Quartal ein „Krisen-HVM“ beschlossen. Ob der ab dem dritten Quartal fortgeführt wird, sei von der weiteren Entwicklung der Corona-Krise abhängig. Die VV werde darüber in ihrer September-Sitzung entscheiden. Der „Krisen-HVM“ sieht ein „Soll-Honorar“ vor, das auf Basis des zuerkannten Praxisbudgets mit etlichen Zuschlägen versehen wird. Kassenärzte sollen danach etwa das gleiche MGV-Honorar wie im Vorjahresquartal erhalten, auch wenn sie weniger Leistungen erbracht haben. Für den umgekehrten Fall, dass eine Praxis mehr Leistungen als im Vergleichszeitraum 2019 erbracht hat, soll abgestaffelt werden. Hausärzten sollen zusätzliche Leistungen zu 60 Prozent vergütet werden, Fachärzten zu 30 Prozent. „Das Benehmen mit den Krankenkassen zum neuen HVM ist bereits hergestellt“, heißt es. Zu etwaigen Konditionen eines EGV-Ausgleichs macht die KV keine näheren Angaben, außer, dass dieser Ausgleich zu beantragen sei. KV Sachsen 90 Prozent? Nicht in Sachsen: Hier sollen laut dem im April für das Gesamtjahr 2020 beschlossenen „Not-HVM“ extrabudgetäre Honorareinbußen in voller Höhe ausgeglichen werden; das gilt ab mehr als zehn Prozent Rückgang des GKV-Gesamthonorars und zugleich einem generellen Rückgang des außerbudgetären Anteils. Auch ein Rückgang des MGV-Honorars soll – ab 500 Euro – vollständig aufgefangen werden. Extrabudgetäre Honorare aus TSVG- und Corona-Fällen nach GOP 88240 rechnet die KV dem budgetären Vergütungsanspruch zu. Für Ärzte und Psychotherapeuten ohne Vergleichsmöglichkeit zum Vorjahresquartal gelten die durchschnittlichen MGV-Einnahmen der Fachgruppe. Bei Neugründungen im Quartal werde der Honoraranspruch im Fachgruppenvergleich taggenau ermittelt. Praxen, die begründen können, dass ihr MGV-Umsatz im Vorjahresquartal nicht repräsentativ war, haben das Recht, die Ausgleichshöhe zu beantragen. Ansonsten ist kein Antrag nötig. Mit dem „Not-HVM“ wurde zudem eine taggleiche Mitteilungspflicht ganztägiger Abwesenheiten, Vertretungen sowie jeglicher Änderungen der Sprechstundenzeiten eingeführt. Schutzschirm-Gespräche mit den Kassen sollen „voraussichtlich in den nächsten Wochen stattfinden“. KV Sachen-Anhalt Auch Sachsen-Anhalt spannt zwei Schirme auf, wobei der EGV-Ausgleich wie üblich formuliert ist. Hinsichtlich des MGV-Ausgleichs gibt es jedoch einige Besonderheiten. Anspruchsvoraussetzung ist lediglich eine einfache Minderung der MGV-Vergütung. Dabei werden TSVG- und extrabudgetäre Corona(verdachts)versorgung (mit Kennziffer 88240) als MGV-Fälle mitgezählt, nicht jedoch von der Terminservicestelle zugewiesene Neupatienten mit 88240-Kennung. Praxen, die im Vergleichszeitraum übernommen und unverändert fortgeführt wurden, erhalten 90 Prozent EGV-Ausgleich gemessen an den extrabudgetären Einnahmen des Vorgängers. Im Vergleichszeitraum neu gegründete Praxen erhalten maximal 50 Prozent des EGV-Honorars der arztgruppenspezifischen Vergleichspraxen. Desgleichen beim MGV-Ausgleich, der für Neupraxen auf maximal 50 Prozent des durchschnittlichen MGV-Honorars der Fachgruppe im Vorjahresquartal lautet. MGV-bezogene Zahlungen erfolgen erst ab 1000 Euro. Praxen, denen ein Mindestumsatz garantiert ist, erhalten keinen Ausgleich. Wie es weiter heißt, haben die sachsen-anhaltinischen Krankenkassen bereits zugesagt, zentral beschaffte Schutzausrüstung zu bezahlen. KV Thüringen In Thüringen wird von der gesetzlich vorgegebenen Systematik des EGV-Ausgleichs geringfügig abgewichen. Statt des mehr als zehnprozentigen Gesamthonorar-Rückgangs, fordert die KV „mindestens zehn Prozent“ plus Fallzahlrückgang. Voraussetzung des MGV-Ausgleichs ist dagegen ein pandemiebedingter Rückgang der Fallzahl oder der GKV-Praxiseinnahmen um „mehr als zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal“. Jedenfalls darf die Summe aus regulärem Quartalshonorar plus EGV- und MGV-Ausgleich 90 Prozent des vorjährigen Gesamthonorars nicht überschreiten. Wie in Brandenburg, müssen auch Thüringer Ärzte den Ausgleich mittels KV-Formular beantragen. Die Antragsfrist entspricht der Widerspruchsfrist des Honorarbescheids. Rechnungen für selbst beschaffte Schutzausrüstung (Masken, Kittel, Brillen) konnten bis Ende Juni bei der KV eingereicht werden. KV Westfalen-Lippe Auch in Westfalen-Lippe wird gleichermaßen auf 90 Prozent des MGV-Honorars und 90 Prozent der außerbudgetären Einnahmen im Vorjahr egalisiert, wenn ein pandemiebedingter Fallzahlrückgang das Gesamthonorar um über zehn Prozent hat einbrechen lassen. Das Referenzhonorar des Vergleichsquartals 2019 beinhaltet sämtliche EBM-Leistungen, ausgenommen Notfalldienst, Kosten (ohne Radionuklide) und ASV. Ebenfalls enthalten sind Einnahmen aus DMP-Vereinbarungen, Palliativvertrag, SPV- und Onkologievereinbarung sowie IVOM- und Kataraktvertrag. In die Fallzählung gehen persönliche und Videokontakte ein. Kontakte im Notfalldienst und reine Telefonfälle werden nicht mitgezählt. Unabdingbar für Ausgleichszahlungen ist eine Erklärung, dass der reguläre Praxisbetrieb während der Pandemie aufrechterhalten wurde und Angaben dazu, welche sonstigen Hilfsgelder bezogen wurden. Diese Erklärung kann ausschließlich digital ausgefüllt und übermittelt werden; die Abgabefrist für Q1 und Q2 endet am 31. Juli. Zwischen 10. März und 30. April selbst beschaffte Schutzausrüstung wird von den Kassen erstattet. Quelle: Ärzte Zeitung

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