Erschienen in:
13.05.2020 | COVID-19 | Editorial
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Herausforderungen und Chancen für die Arbeit der Akademie für Ethik in der Medizin angesichts der COVID-19-Pandemie
verfasst von:
Prof. Dr. Alfred Simon, Christin Zang, M.A.
Erschienen in:
Ethik in der Medizin
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Ausgabe 2/2020
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Auszug
Die gegenwärtige COVID-19-Pandemie stellt unser Gesundheitssystem vor große Herausforderungen und wirft eine Reihe grundlegender Fragen ethischer Natur auf: Ist es verhältnismäßig, zum Schutz von Risikogruppen sowie aus Sorge vor einer möglichen Überlastung des Gesundheitssystems, flächendeckend freiheitsbeschränkende Maßnahmen zu verhängen? Dürfen bereits geplante Untersuchungen und Operationen abgesagt bzw. verschoben werden, um medizinische Ressourcen für die Behandlung von COVID-19-Patient*innen vorzuhalten? Welche lebensbedrohlich Erkrankten sollen im Falle nicht ausreichender intensivmedizinischer Ressourcen priorisiert werden? Dürfen Alten- und Pflegeheime ihren Bewohner*innen verbieten, Besuch von Angehörigen zu empfangen? Was ist für eine Bewohner*in einer solchen Einrichtung schlimmer: die Gefahr der Ansteckung mit einer für sie möglicherweise tödlich verlaufenden Erkrankung oder die totale soziale Isolation – und wer darf das (für sie) entscheiden? Das Besondere an diesen Fragen ist, dass sie Entscheidungen in sehr kurzer Zeit verlangen, für die es häufig keine angemessene Evidenz- und mitunter auch keine ausreichende Rechtsgrundlage gibt und deren mittel- und langfristigen Folgen zum Zeitpunkt der Entscheidung oft nicht absehbar sind. …