Mit Booster-Impfung sinkt das Risiko für Impfdurchbrüche erheblich

Mit einer Corona-Auffrischimpfung geht das Risiko für eine schwere COVID-19 nach kompletter Impfung deutlich zurück, zeigen erste Real-World-Daten aus Israel. Unklar bleibt aber, wer davon wirklich profitieren würde. Sollten Corona-Impfungen zeitnah aufgefrischt werden oder reicht der Impfschutz auch gegen den erhöhten Infektionsdruck durch die Delta-Variante? Welche Menschen würden am besten von einem Booster profitieren? Erstmals liegen jetzt Real-World-Daten aus einer Beobachtungsstudie dazu vor. Darin wurde der Impfschutz bei über 60-Jährigen, die komplett mit der BioNTech/Pfizer-Vakzine geimpft worden waren, sowohl mit als auch ohne zusätzliche Booster-Impfung verglichen. Der Booster hat Impfdurchbrüche mit schweren Verläufen auf einen kleinen Bruchteil reduziert. Es bleibt aber unklar, wie hoch das absolute Risiko eines Einzelnen für einen solchen Impfdurchbruch ist. Israel ist mit seinem digitalen Gesundheitssystem zu einem Versuchslabor der Pandemie-Impfung geworden. Und das vor allem auch, weil in dem Land besonders früh mit der Impfung begonnen worden war. Mit der Zirkulation der Delta-Variante von SARS-CoV-2 gehen dort die Infektionszahlen wieder nach oben. Was auch durch die weitgehende Rücknahme von Schutzmaßnahmen in der Gesellschaft begünstigt wird. Als Gegenmaßnahme kann jeder komplett Geimpfte ab 60, dessen zweite Impfung mindestens fünf Monate zurückliegt, seit Ende Juli eine Booster-Impfung bekommen. Studie mit 1,1 Millionen Senioren Für die Studie von Forscherinnen und Forschern um Yinon M. Bar-On vom Weizmann Institute of Science in Rehovot in Israel wurden nun etwa 1,1 Millionen Menschen dieser Altersgruppe ausgewählt, die vor dem 1. März komplett geimpft waren (NEJM 2021; online 15. September). Zwischen dem 30. Juli und dem 30. August wurden in einer ersten Analyse die Raten der bestätigten COVID-Fälle sowie der schweren Verläufe insgesamt sowie ab zwölf Tage nach der Booster-Dosis erhoben. In der Sekundäranalyse wurden zudem die Infektionsraten vier bis sechs Tage sowie ab zwölf Tage nach der Booster-Dosis miteinander verglichen. Der Vergleich basiert dabei auf insgesamt 5,2 Millionen Personentagen ohne Booster (Nicht-Booster-Gruppe) und 10,6 Millionen Tagen mit Booster (Booster-Gruppe). Insgesamt kam es im Beobachtungszeitraum zu 4439 Infektionen in der Nicht-Booster-Gruppe und 934 Infektionen in der Booster-Gruppe. An schweren Infektionsverläufen fanden sich knapp 300 in der Nicht-Booster-Gruppe und 29 in der Booster-Gruppe. Zusätzlicher Schutz nach 12 Tagen Die Forscher ermittelten daraus, dass der Booster das Risiko für eine SARS-CoV-2-Infektion 11,3-fach und das Risiko für einen schweren Verlauf 19,5-fach verringert hat. Zwölf Tage nach der Auffrischimpfung war das Infektionsrisiko in der Boostergruppe zudem 5,4-fach geringer im Vergleich zu vier bis sechs Tage nach der Auffrischimpfung. Die Studie zeigt also, dass der Booster die Zahl schwerer Durchbruchinfekte auf einen Bruchteil reduziert und dass sich der zusätzliche Schutz langsam aufbaut. Wie hoch aber für einen komplett geimpften Menschen das absolute Risiko für einen schweren Verlauf ist, und zwar mit oder ohne Booster, beantwortet die Studie aufgrund ihres Designs nicht. Ist die Risikoreduktion relevant? In einem Podcast des „New England Journal of Medicine“ zur Studie verdeutlichte Dr. Lindsey Robert Baden von der Harvard Medical School das Dilemma fehlender absoluter Zahlen in der Studie an einem Beispiel: „Hat es eine Bedeutung, wenn die komplette Impfung initial das Risiko für eine schwer verlaufende COVID-19 auf eins zu eine Million reduziert und der Schutz dann im Verlauf der Zeit auf eins zu Hunderttausend absinkt? Wäre dann ein Booster nötig, um das Schutzniveau wieder auf eins zu eine Million zu erhöhen?“ Solche absoluten Zahlen zum individuellen Risiko von Durchbruchsinfektionen nach kompletter COVID-Impfung werden in Kürze kommen, meint Baden. Dann lässt sich abschätzen, welche Risikopersonen wie alte Menschen oder Immungeschwächte einen Booster wirklich brauchen. Quelle: Ärzte Zeitung

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