Skip to main content

26.03.2020 | COVID-19 | Nachrichten

COVID-19

Chloroquin gegen das Coronavirus – Mehr Schaden als Nutzen?

verfasst von: Anne Bäurle

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Vor dem Einsatz des laut US-Präsidenten Donald Trump „starken Medikaments“ Chloroquin in Kombination mit dem Antibiotikum Azithromycin bei COVID-19-Patienten warnen deutsche Kardiologen eindringlich: beide Mittel können schwere Herzrhythmusstörungen auslösen.

Vor wenigen Tagen pries US-Präsident Donald Trump das seit fast 100 Jahren als Malariamittel bekannte Chloroquin als „starkes Medikament“ bei der Behandlung von COVID-19-Patienten an. Anschließend startete in den USA geradezu ein Run auf Apotheken, viele Menschen wollten sich vorsorglich mit dem Mittel eindecken.

Doch ob Chloroquin tatsächlich wirkt, ist unklar: Zwar verhinderte das Medikament in Zellkultur die Infektion mit SARS-CoV-2 (Cell Res 2020; 30: 269–271) und es gibt Berichte, wonach Chloroquin (beziehungsweise sein Derivat Hydroxychloroquin) bei COVID-19-Patienten in China und Frankreich eingesetzt worden sein soll. Publizierte Daten über eine tatsächliche Wirkung gibt es allerdings nicht. Und noch viel wichtiger: Chloroquin kann in Kombination mit Azithromycin – die laut Trump sogar noch besser wirkt und ein „Game Changer“ sein soll – sogar lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen auslösen.

„Kombinationstherapie verbietet sich eigentlich“

Davor warnt auch die Deutsche Herzstiftung: „Man weiß, dass jedes der beiden Medikamente zu bösartigen Herzrhythmusstörungen führen kann und sich eine Kombinationstherapie beider Medikamente eigentlich verbietet“, wird Professor Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung in der Mitteilung zitiert.

Bevor eine solche problematische Therapie zum Einsatz komme, müsse man deren Wirksamkeit und das Auftreten unerwünschter Wirkungen unter klinischen Bedingungen kritisch untersuchen. „Nur, wenn die Wirksamkeit die Nebenwirkungshäufigkeit bei Weitem überwiegt – was durchaus sein könnte – ist ein klinischer Einsatz einer solchen Therapie gerechtfertigt“, betont Meinertz.

Sowohl Chloroquin als auch Azithromycin können in jeweils seltenen Fällen, häufiger aber bei Patienten mit vorbestehender Herzerkrankung, bedrohliche Herzrhythmusstörungen mit Todesfolge auslösen. Da gerade Menschen mit Vorerkrankungen wie Herzkrankheiten ein höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben, könnte der Schaden, den eine Therapie mit den beiden Medikamenten anrichtet, womöglich größer sein als der Nutzen.

Zugrunde liegt das Long-QT-Syndrom

Der zugrunde liegende Mechanismus, das Long-QT-Syndrom (LQT), ist für beide Medikamente ähnlich, erinnert die Herzstiftung: eine Verlängerung des QT-Intervalls und eine damit einhergehende elektrische Instabilität des Herzens. Im EKG-Diagramm zeige sich hierbei eine sichtbare Verlängerung des Intervalls zwischen dem Beginn der Q-Zacke und dem Ende der T-Welle.

Man müsse davon ausgehen, dass sich diese gefährlichen unerwünschten Wirkungen der beiden Medikamente addieren: „Chloroquin verlängert in höheren Dosen die QT-Zeit deutlich. Gibt man dann Azithromycin, das selbst die QT-Zeit meist nur mäßig verlängert, dazu, kann sich die QT-Zeit noch einmal verlängern“, erklärt der Kardiologe Professor Klaus von Olshausen, ehemals Asklepios-Klinik Hamburg Altona, in der Mitteilung.

Quelle: Ärzte Zeitung

Empfehlung der Redaktion

Webinare und Artikel zu COVID-19

Die aktuelle Entwicklung im Überblick. » zum Dossier

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

PCV15 – Konjugatimpfstoff verstärkt Immunantwort gegen Pneumokokken
Galenus-Kandidat 2023 – Specialist Care

PCV15 – Konjugatimpfstoff verstärkt Immunantwort gegen Pneumokokken

PCV15 von MSD ist ein 15-valenter Pneumokokken-Polysaccharid-Konjugatimpfstoff zur aktiven Immunisierung gegen Streptococcus pneumoniae mit dem Ziel, invasiven Infektionen, Pneumonien und akuten Mittelohrentzündungen vorzubeugen. Seit der Zulassungserweiterung steht er nun auch für Kinder und Jugendliche zur Verfügung.

Passend zum Thema

ANZEIGE

Antibiotikaengpass in Deutschland – Wie hängen Pneumokokken und akute Otitis media damit zusammen? Antwort, Hintergründe & Handlungsempfehlungen >>> hier!

ANZEIGE

Bei der HPV-Impfung sind je nach Alter der Patienten verschiedene Verordnungswege möglich. Aber wann ist welcher Weg der richtige

ANZEIGE

Als eines der global führenden Gesundheitsunternehmen besitzt MSD mehr als 100 Jahre Erfahrung in der Entwicklung von Impfstoffen. Hier finden Sie Informationen zu einigen der von der STIKO empfohlenen Immunisierungen, z.B. der MMRV- und der HPV-Impfung sowie der Pneumokokken-Impfung für Senioren.

Passend zum Thema

ANZEIGE

Die COVID-19-Pandemie hat gezeigt, dass mit ECMO das Überleben ausgewählter schwerkranker Patienten begünstigt wird und mit einer Verringerung der Sterblichkeit verbunden ist. Auch zur Fragestellung, welche Patienten unter welchen Bedingungen am meisten profitieren, wissen wir nun mehr.

ANZEIGE

Wie managen Pflegekräfte die Intensivpflege von ECMO-PatientInnen - trotz Personalmangel, Pandemie und psychischer Belastung? Wie schafft man es, motiviert zu bleiben? Katrin Lichy vom RKH Klinikum Ludwigsburg, Jürgen Noe und Frank Lehmann vom Universitätsklinikum Saarland teilen ihre Erfahrungen.

ANZEIGE

Der Einsatz von ECMO steigt: bei COVID-19 Patienten mit schwerem akuten Atemnotsyndrom zur Aufrechterhaltung des Gasaustauschs, bei Herzkreislaufstillstand als Rettungsversuch nach erfolgloser Reanimation. Aber welche Patienten profitieren letztlich und wann ist ECMO eine Option? Heute wissen wir mehr.

Passend zum Thema

Mitglieder der Initiative im Gespräch: Exazerbationen rechtzeitig erkennen

Mitglieder der Initiative im Gespräch: Exazerbationen rechtzeitig erkennen

Bei einer Verschlechterung einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) ist schnelles Handeln wichtig. Wie Betroffene lernen die Symptome rechtzeitig zu erkennen und wie die Therapieadhärenz verbessert werden kann, darüber sprechen Astrid Bannert-Cybulski und Dr. Christian Gade im Podcast.

COPD-Verschlechterung? Nicht warten, handeln!
ANZEIGE

COPD-Verschlechterung? Nicht warten, handeln!

Mehr Prävention statt Reaktion - unterstützt von der BERLIN-CHEMIE AG, fordert die Initiative „COPD-Verschlechterung? Nicht warten, handeln!“ einen Paradigmenwechsel in der COPD-Therapie mit dem übergeordneten Ziel, die Hospitalisierungs- und Mortalitätsrate bei COPD-Patienten*innen zu senken.

COPD-Verschlechterung? Früher erkennen!

COPD-Verschlechterung? Früher erkennen!

Werden Exazerbationen einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) auch oft zu spät erkannt, weil hinter den Symptomen auch andere Erkrankungen stecken können? Oder fehlt einfach eine klare Definition? In der 2. Episode der Podcast-Reihe widmen sich Hausärztin Dr. Petra Sandow und Pneumologe Prof. Dr. Claus Vogelmeier genau diesem Thema.

Passend zum Thema

ANZEIGE

Nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden wie die nicht-invasive Beatmung (NIV) können die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von COPD-Patienten erheblich verbessern und das Sterberisiko senken. Die NIV-Therapie zur Behandlung von fortgeschrittener COPD hat Eingang in die neuen S2k-Leitlinien zur COPD-Therapie gefunden.

ANZEIGE

Einer aktuellen Studie von McDowell et. al.[1] zufolge kann im Gegensatz zur klinischen nicht-invasiven Beatmung (NIV) die außerklinische NIV in Ergänzung mit Telemonitoring und einem Hybridmodus den Zeitraum bis zur Rehospitalisierung oder zum Tod von hyperkapnischen COPD-Patienten verlängern.

ANZEIGE

Nicht-invasive Beatmung ist für Menschen mit chronisch hyperkapnisch respiratorischer Insuffizienz eine bewährte Therapie. Eine Schweizer Studie untersuchte die Auswirkungen der Beatmung auf über 75-Jährige und belegt nun deren Wirksamkeit.