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03.02.2022 | COVID-19 | Nachrichten

COVID-19-Pandemie

RKI zur Corona-Impfkampagne: Deutschland muss auf die Menschen zugehen

verfasst von: Julia Frisch

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Deutschland braucht eine zielgruppenorientierte Impfkampagne, legt eine RKI-Studie nahe. Nur so lasse sich die Quote erhöhen – bei Menschen ohne und mit Migrationsgeschichte.

„Impfen hilft“: Die aktuelle Impfkampagne zeigt nach Ansicht von Mosjkan Ehrari, was nach zwei Jahren Pandemie von Politikern immer noch nicht verstanden worden ist: „Mit allgemeinen Aufrufen erreicht man die Menschen nicht, weil man sie nicht bei ihren Ängsten abholt“, sagte die Projektleiterin und Redaktionsleiterin von „Handbook Germany“, einer Kommunikationsplattform für Geflüchtete und Zugewanderte, bei einer Veranstaltung zum Thema „COVID-19 und Impfbereitschaft: Welche Rolle spielt die Herkunft?“ am Mittwoch.

Die Erkenntnis, mit der Elisa Wulkotte vom Robert Koch-Institut (RKI) die Ergebnisse aus einer neuen Erhebung des Impfquotenmonitorings Covimo zusammenfasste, lautet: „Das Herkunftsland ist nicht entscheidend, ob sich jemand impfen lässt.“ Die Hauptrolle spielten vielmehr sozioökonomische Faktoren wie Einkommen, Bildung, Alter und Sprache sowie psychologische Faktoren, beispielsweise das Vertrauen in die Impfstoffe und das Gesundheitssystem allgemein.

Konkrete Probleme ansprechen

Laut der RKI-Fokuserhebung, die im November und Dezember 2021 durchgeführt wurde, liegt die Impfquote bei Menschen mit Migrationsgeschichte etwas niedriger als bei Menschen ohne Migrationshintergrund (84 zu 92 Prozent mit Überschätzung). Dafür ist bei den Ungeimpften mit Migrationsgeschichte die Impfintention höher.

Um die Impfbereitschaft zu erhöhen, müsse die Politik bei den konkreten Problemen ansetzen. Über individuelle Vorbehalte wie Angst vor Unfruchtbarkeit oder Potenzstörungen müsse mit den Menschen vor Ort gesprochen werden. Nötig seien besondere und vor allem mehrsprachige Beratungs- und Aufklärungsangebote, so Wulkotte. „Wir müssen zu den Menschen gehen“, betonte Professor Doris Schaeffer, Gesundheitswissenschaftlerin von der Universität Bielefeld.

Das Herkunftsland ist nicht entscheidend, ob sich jemand impfen lässt.

   


         Elisa Wulkotte, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Robert-Koch-Institut


Wie sehr Behörden, Kommunen und Politik in Deutschland dazu neigen, in zu groben Rastern zu denken, offenbart eine Studie von Schaeffer, in der die Gesundheitskompetenz von Menschen mit türkischem und ex-sowjetischen Hintergrund untersucht wurde. Schaeffer: „Überraschendes Ergebnis für uns: Die Gesundheitskompetenz der Befragten war tendenziell besser als die der Allgemeinbevölkerung.“

Für Schaeffer ein Zeichen dafür, dass das Bild von Menschen mit Migrationshintergrund überdacht werden muss. Sie würden bisher als vulnerable Gruppe bezeichnet, die durch COVID-19 besonders gefährdet seien. Die Studie zeige, „dass es nicht so ist.“

Viel Lob bekam die Hansestadt Bremen, die derzeit auf eine Impfquote von 87 Prozent kommt. Laut Kay Bultmann, stellvertretender leitender Arzt der Stabsstelle Impfen, gelang das vor allem dadurch, dass mobile Impfteams und Gesundheitsfachkräfte in die prekären Stadtteile, in die Seemannsheime oder Flüchtlingsunterkünfte geschickt wurden. Dort seien oft in der Muttersprache Fragen beantwortet und Fake-News mit Fakten entkräftet worden.

Auch Deutsche verstehen vieles nicht

Schwierigkeiten, die Informationen zu COVID-19 und den Impfstoffen zu verstehen, haben allerdings nicht nur Menschen mit Migrationshintergrund: „Selbst Leute ohne Migrationsgeschichte haben teils große Probleme, das zu verstehen“, so Bultmann.

Auch in Arztpraxen müssten die Patienten gezielter und mit Rücksicht auf ihren Wissensstand angesprochen werden, forderte Gesundheitswissenschaftlerin Schaeffer. Doch auch die Ärzte bräuchten dabei Unterstützung, so Bultmann: „Viele Hausärzte fühlen sich überfordert, alles so aufzubereiten, dass sie die verschiedenen Leute damit erreichen können.“

Quelle: Ärzte Zeitung

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