Skip to main content

15.06.2020 | COVID-19 | Nachrichten

„Lessons learned“ aus der Pandemie

Laborärzte gegen nichtärztliche Corona-Tests, Pathologen gegen zu wenig Obduktionen

verfasst von: Anno Fricke

print
DRUCKEN
insite
SUCHEN

Labormediziner, Radiologen und Pathologen sehen ihre Fächer als tragende Säulen der Qualitätssicherung in Pandemie-Zeiten. Aber: Die Honorarsenkung für PCR-Tests birgt Gefahren.

Dass es in Deutschland bislang zu vergleichsweise wenigen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus gekommen ist, führen Vertreter des Dachverbands Ärztlicher Diagnostikfächer (DVÄD) auch auf die Leistungsfähigkeit der Labore, der Radiologie und der Pathologie zurück. Mit ihrem fachärztlichen Hintergrund seien die technischen Fächer in Deutschland in der Lage, an der Patientensteuerung in der COVID-19-Pandemie teilzunehmen.

Obwohl nicht alle Labore Corona-Tests anböten, habe die Labormedizin ihre Kapazitäten von ursprünglich 400.000 auf inzwischen 1,1 Millionen Tests pro Woche ausgeweitet, sagte der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte (BDL) Dr. Andreas Bobrowski bei einer Videokonferenz. Es bestehe die Sorge, dass sich mit der aktuellen Absenkung der Vergütung für die PCR-Tests um ein Drittel einige Labor sich wieder aus der Versorgung verabschiedeten. Ohnehin böten nicht alle Labore Tests an.

Sorgt Honorar-Eklat sorgt für Gefahr?

Damit wachse die Gefahr von massiven Infektionsausbrüchen infolge der gelockerten Kontaktbeschränkungen. Bobrowski warnte davor, dass Länder und Kommunen die Reihentestungen zum Beispiel in Kindertagesstätten mit Unterstützung des Bundesgesundheitsministers zunehmend an nichtärztliche Akteure vergäben.

„Auch bei den Reihentests geht es um Menschenleben. Ärztliche Beratung und Qualitätssicherung sind hier unverzichtbar“, sagte Bobrowski. Nur die Labore könnten mit der „besten EDV-Vernetzung“ an dieser Stelle schnelle und sichere Meldewege garantieren.

Auch die Radiologen sehen sich als qualitätssichernden Faktor in der Pandemie. Die sicherheitshalber ausgebauten Intensivkapazitäten in den Krankenhäusern seien zum Teil nur zu zehn Prozent gebraucht worden, sagte der Präsident des Berufsverbandes Deutscher Radiologen (BDR) Dr. Detlef Wujciak. Er forderte die Politik auf, „das weit entwickelte ambulante Segment besser zu nutzen“.

Die Befunde der Computertomografie erlaubten zusammen mit dem Risikoprofil der Patienten zum Teil unabhängig vom COVID-Test ein differenziertes Patientenmanagement zwischen den Polen häusliche Quarantäne und Intensivversorgung im Krankenhaus.

Pathologen gegen Obduktionspflicht

Die Pathologie in Deutschland habe im weltweiten Vergleich am schnellsten fundierte Obduktionsergebnisse vorgestellt, berichtete der Präsident des Bundesverbands Deutscher Pathologen Professor Karl-Friedrich Bürrig. Auf der Grundlage von 110 Obduktionen hätten wichtige Erkenntnisse gewonnen werden können. Demnach waren die an COVID-19 verstorbenen Frauen und Männer im Mittel 70 Jahre alt. Von den 8791 COVID-Toten in Deutschland seien 69 Prozent Männer.

Nach wie vor aber seien die Obduktionszahlen zu niedrig, sagte Bürrig. Das Obduktionsgeschehen dürfe nicht wieder einschlafen. Erst daraus habe man gelernt, dass nicht nur die Lunge, sondern auch die Auswirkungen der Viruserkrankung auf Herz, Niere und Leber zum klinischen Verständnis beitrügen, und damit auch zur Entwicklung der Therapie.

Einer Obduktionspflicht wollte Bürrig gleichwohl nicht das Wort reden. In Deutschland gebe es überwiegend eine Zustimmungslösung zur Obduktion. Man solle überlegen, ob hier nicht zur Widerspruchslösung gewechselt werden könne.

Quelle: Ärzte Zeitung

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Passend zum Thema

ANZEIGE

IPD-Fallzahlen & Pneumokokken-Impfung bei Kindern in Deutschland

Das Niveau der postpandemischen Fallzahlen für invasive Pneumokokken-Erkrankungen (IPD) ist aus Sicht des Referenz-Zentrums für Streptokokken in Aachen alarmierend [1]. Wie sich die monatlichen IPD-Fallzahlen bei Kindern und Jugendlichen von Juli 2015 bis März 2023 entwickelt haben, lesen Sie hier.

ANZEIGE

HPV-Impfung: Auch für junge Erwachsene sinnvoll und wichtig

Auch nach dem 18. Lebensjahr kann eine HPV-Impfung sinnvoll und wichtig sein. Viele gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten auch zu einem späteren Zeitpunkt noch.

ANZEIGE

Impfstoffe – Krankheiten vorbeugen, bevor sie entstehen

Seit mehr als 130 Jahren entwickelt und produziert MSD Impfstoffe für alle Altersgruppen. Hier finden Sie nützliche Informationen und Praxismaterialien rund um das Thema Impfen.

MSD Sharp & Dohme GmbH

Passend zum Thema

ANZEIGE

COPD und nicht-invasive Behandlungsmethoden

Content Hub

Nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden wie die nicht-invasive Beatmung (NIV) können die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von COPD-Patienten erheblich verbessern und das Sterberisiko senken. Die NIV-Therapie zur Behandlung von fortgeschrittener COPD hat Eingang in die neuen S2k-Leitlinien zur COPD-Therapie gefunden.

ResMed Germany Inc.
ANZEIGE

Geringere Therapieabbruchquoten durch digitale Therapiebegleitung

Ärzte profitieren von digitaler Therapiebegleitung ihrer NIV-Patienten durch einen verlässlichen Partner, weil diese sich besser versorgt fühlen und die Therapie weniger häufig abbrechen. Das entlastet das Gesundheitssystem und schwer Erkrankte gewinnen Lebensqualität.

ANZEIGE

Auch für ältere Patienten empfiehlt sich nicht-invasive Langzeitbeatmung

Nicht-invasive Beatmung ist für Menschen mit chronisch hyperkapnisch respiratorischer Insuffizienz eine bewährte Therapie. Eine Schweizer Studie untersuchte die Auswirkungen der Beatmung auf über 75-Jährige und belegt nun deren Wirksamkeit.

Passend zum Thema

ANZEIGE

Update Pädiatrie: Weniger Antibiotika bei Atemwegsinfektionen

Zu Verschreibungen von Antibiotika oder Phytopharmaka bei akuten Atemwegsinfektionen in der Pädiatrie gab es bislang keine aussagekräftigen Daten. Nun wurde das Verordnungsverhalten 180 pädiatrischer Praxen analysiert: Der Trend: Weniger Antibiotika, mehr Phytopharmaka.

ANZEIGE

Podcast: Antibiotika – Fluch und Segen zugleich

In vier spannenden Podcast-Folgen mit Prof. Dr. Dr. André Gessner erwarten Sie therapierelevante Erkenntnisse rund um das Thema Antibiotika zur Umsetzung in Ihrer täglichen ärztlichen Praxis. Das Ganze kurz und kompakt zusammengefasst in ca. 10 min pro Folge.Welche Rolle spielen Antibiotika in der heutigen Medizin? Welche Probleme treten vermehrt auf? Und wie unterstützt die Anwendung der 4D Regel die Ärzteschaft im rationalen Antibiotikaeinsatz? Dies und vieles mehr erfahren Sie hier in Folge 1.

ANZEIGE

Gemeinsam gegen Antibiotika Resistenzen

Content Hub

Die WHO schlägt Alarm und fordert ein Umdenken im Antibiotikaeinsatz. Wir machen mit. Sie auch? Dann finden Sie auf dieser online Themenseite therapierelevante Informationen für einen rationalen Antibiotikaeinsatz und welchen Stellenwert Experten einer evidenzbasierten Phytotherapie einräumen. Praxisnah. Kompakt. Aktuell. Jetzt informieren.

Bionorica SE