Es gibt kaum gute Gründe für ärztliche Atteste, die von der Maskenpflicht befreien, sagen Pneumologen. Ob FFP2-Masken besser schützen als chirurgische Masken, ist nicht bewiesen.
Renommierte deutsche Pneumologen lehnen die ärztliche Befreiung von der Maskenpflicht während der Coronavirus-Pandemie weitgehend ab.
„Wenn man von sehr wenigen schwerstkranken Patienten absieht, sehe ich keinen Grund, die Maskenpflicht zu erlassen“, sagte Professor Roland Buhl von der Universitätsmedizin Mainz beim Pneumo Update 2020. Dazu müsste zum Beispiel ein Asthma-Patient eine dauerhafte, therapeutisch nicht zu beherrschende Lungenfunktionseinschränkung mit schwerstgradiger Atemwegsobstruktion aufweisen, so Buhl.
Keine Hinweise auf Verschlechterung von Lungenerkrankungen
Ähnlich äußerte sich Professor Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) bei der Online-Fortbildungsveranstaltung. Es gebe keinerlei Hinweise darauf, dass die Mund-Nase-Bedeckung pulmonale Erkrankungen verschlechtere.
Weil es beim Maskentragen durch CO2-Rückatmung zu einem leichten Anstieg des pCO2-Werts im Blut kommen kann, empfahl er allenfalls Vorsicht bei Patienten mit chronischer Hyperkapnie. Insgesamt sei aber das Risiko, an COVID-19 zu erkranken, für ältere Menschen und für Schwerkranke höher einzuschätzen als das Risiko des Maskentragens, so Welte.
Der Pneumologe und Infektiologe äußerte sich außerdem zur Schutzwirkung von FFP2-Masken im Vergleich zum chirurgischen Mund-Nase-Schutz. Vielfach gebe es Forderungen von medizinischem Personal in Krankenhäusern nach Ausstattung mit FFP2-Masken. Doch ob diese tatsächlich besser schützen, ist unklar.
Jede Form von Mund-Nasen-Bedeckung schützt
Welte verwies auf ein aktuelles Review (Ann Intern Med 2020; 173(7): 542-555), wonach es zum Atemschutz vor SARS-CoV-2 so gut wie keine Daten gibt. Aus Studien zu Influenza-Viren und SARS-CoV-1 könne geschlussfolgert werden: Jede Form von Mund-Nasen-Bedeckung schützt, weil sie die Aerosol-Verbreitung vermindert.
In einer Studie schützten N95-Masken (entspricht dem europäischen FFP2-Standard) nicht besser vor Influenza-Übertragungen als chirurgische Masken. Bedeutsam ist dabei aber auch die Trageadhärenz – der Tragekomfort von FFP2-Masken ist im Vergleich niedriger.
„Wir sind immer noch in einer Situation, in der Masken nicht hundertprozentig lieferbar sind“, gab der Direktor der Klinik für Pneumologie der MHH zu bedenken. Wenn dann hochfilternde Maskentypen in Bereichen genutzt würden, in denen sie nicht indiziert sind, könne es in den nächsten Monaten wieder zu einem Maskenmangel kommen.
Welte empfahl FFP2-Masken vor allem für Risikobereiche, zum Beispiel in der Zahn- und in der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, bei Bronchoskopien sowie bei der Intubation infizierter Patienten auf Intensivstationen.
Quelle: Ärzte Zeitung