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24.03.2020 | COVID-19 | Nachrichten

Studie Solidarity

WHO testet vier COVID-19-Medikamente

verfasst von: Anne Bäurle

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Die WHO evaluiert die vier aussichtsreichsten Kandidaten zur Therapie von COVID-19 in einer großen weltweiten Studie.

Ein HIV-Medikament. Ein fast 100 Jahre altes Malaria-Mittel. Ein relativ neuer Wirkstoff, der gegen Ebola entwickelt wurde. Auf diese Kandidaten setzt die Weltgesundheitsorganisation beim Kampf gegen die Corona-Pandemie: In der Solidarity-Studie, die in mehreren Ländern weltweit mit mehreren tausend Patienten starten soll, will die WHO vier mögliche COVID-19-Arzneien testen:

  • die HIV-Kombination Lopinavir/Ritonavir,
  • Lopinavir/Ritonavir plus das antiviral wirkende Zytokin Interferon-Beta,
  • das Malaria-Medikament Chloroquin und
  • die Ebola-Arznei Remdesivir.

Das Studiendesign von Solidarity hat die WHO bewusst einfach gehalten, damit auch von der Epidemie überlastete Krankenhäuser teilnehmen können und so rasch genügend Daten zur Wirkung der vier Kandidaten zur Verfügung stehen.

Lopinavir und Ritonavir

Sie gehören zu den HIV-Protease-Inhibitoren. Die Kombination ist als Kaletra® seit 2001 in der EU zugelassen für die HIV-Behandlung bei Erwachsenen und Kindern. Bei COVID-19-Patienten wurde die Wirkung von Lopinavir/Ritonavir bereits in einer kleinen chinesischen Studie überprüft, hier zeigte sich allerdings kein Effekt.

Grundsätzlich waren die Patienten in dieser Kohorte aber wohl schon schwer erkrankt, womöglich könnte eine frühere Gabe von Lopinavir/Ritonavir doch noch eine positive Wirkung haben. Denn zumindest bei der SARS-Pandemie 2002/2003 hatte es mit der Kombination Erfolge gegeben. Auch die WHO setzt nun auf eine größere Zahl an Studienteilnehmern und hofft auf positive Ergebnisse.

Lopinavir/Ritonavir plus Interferon-Beta

Diese Kombination wird aktuell in einer Studie in Saudi-Arabien mit MERS-Patienten evaluiert (Trials 2020; 21:8). Das antiviral wirkende Zytokin Interferon-Beta führte in mehreren Studien mit MERS-CoV in Kombination mit Lopinavir/Ritonavir in Zellkultur zu einem Absinken der Viruslast.

Remdesivir

Remdesivir wurde zur Therapie bei Ebola-Infektionen entwickelt, erwies sich aber als unwirksam. Allerdings stellte sich heraus, dass das Virostatikum die beiden Coronaviren SARS- und MERS-CoV in Zellkultur daran hindern kann, ganz unterschiedliche menschliche Zelllinien zu infizieren (Sci Transl Med 2017; 9(396):eaal3653).

In den USA berichteten kürzlich Ärzte vom Einsatz von Remdesivir beim ersten COVID-19-Patienten des Landes. Der 35-jährige Mann wurde stationär versorgt und erhielt dem Bericht zufolge an Tag 11 nach Krankheitsbeginn Remdesivir.

Zuvor hatte keine Therapie Erfolg gezeigt, die Ärzte sahen daher die letzte Option in der experimentellen Gabe von Remdesivir. Bereits einen Tag später habe sich der Zustand des Patienten deutlich verbessert, schreiben die behandelnden Ärzte, unerwünschte Wirkungen habe es nicht gegeben. Das Virostatikum gilt aktuell als der vielversprechendste Kandidat für die COVID-19-Therapie.

Chloroquin

Chloroquin wurde bereits 1934 erstmals synthetisiert und unter dem Namen Resochin® als Malaria-Medikament vertrieben. Wie Remdesivir verhinderte das Mittel in Zellkultur die Infektion mit SARS-CoV-2 (Cell Res 2020; 30:269–271). Ob Chloroquin allerdings bei COVID-19 wirkt, ist unklar.

Es gibt Berichte, denen zufolge chinesische Wissenschaftler Chloroquin bei COVID-19-Patienten eingesetzt haben, die Daten sind aber noch nicht publiziert. Auch Französische Ärzte berichten vom Einsatz von Hydrochloroquin bei 20 COVID-19-Patienten: Hier reduzierte sich demnach die Viruslast in Nasenabstrichen von Patienten signifikant, nachdem sie sechs Tage lang täglich 600 mg Hydrochloroquin erhalten hatten.

Nicht erfasst wurde allerdings, ob sich die Gabe von Hydrochloroquin tatsächlich auf die Sterberate auswirkt. In Deutschland soll eine klinische Studie an der Uni Tübingen anlaufen, die Bundesregierung hat nach Angaben von Gesundheitsminister Spahn bereits größere Mengen des Malaria-Mittels beim Pharmahersteller Bayer bestellt.

Quelle: Ärzte Zeitung

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