Erschienen in:
30.07.2021 | COVID-19 | Schwerpunkt
Der geriatrische Patient auf der Intensivstation
verfasst von:
Dr. S. Schmid, K. Heissner, S. Schlosser, M. Müller-Schilling
Erschienen in:
Die Gastroenterologie
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Ausgabe 5/2021
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Zusammenfassung
Der Anteil geriatrischer Patienten auf der Intensivstation an allen dort behandelten Patienten beträgt bis zu 30 %. Das Alter per se ist jedoch kein Prognosekriterium für das therapeutische Outcome einer intensivmedizinischen Behandlung. Prognostisch wichtiger sind der funktionelle Status und geriatrische Syndrome. Hierbei sind die Gebrechlichkeit (Frailty) und das Delir von zentraler Bedeutung. Zum jeweiligen Screening sollten Clinical Frailty Scale (CFS) bzw. Confusion Assessment Method for the Intensive Care Unit (CAM-ICU) zur Anwendung kommen. Darüber hinaus spielen altersphysiologische Organveränderungen sowie Multimorbidität und die damit assoziierte Polypharmazie eine wichtige Rolle. Letztere sollte bereits bei Aufnahme auf ihre absolute Notwendigkeit hin überprüft werden. Ein weiteres Ziel der intensivmedizinischen Behandlung von geriatrischen Patienten ist die Erhaltung und Verbesserung ihres Ernährungszustands. Zu seiner Erfassung sollte ein Screening mithilfe eines etablierten Tools (z. B. Nutritional Risk Screening [NRS] 2002) erfolgen. Bei der Behandlung von kritisch kranken geriatrischen Patienten mit Coronoaviruserkrankung 2019 (COVID-19) hat die Gebrechlichkeit ebenfalls eine entscheidende Bedeutung. Grundsätzlich ist bei jeder Therapieanwendung gerade auch bei geriatrischen Patienten die Frage nach der Sinnhaftigkeit der intensivmedizinischen Behandlung unter Beachtung des (mutmaßlichen) Patientenwillens und seiner Lebensperspektive zu klären. Dabei ist zu prüfen, ob ein angestrebtes Therapieziel erreicht werden kann und ob die Belastungen während der Behandlung gerechtfertigt ist. Weiterhin spielt bei der intensivmedizinischen Versorgung geriatrischer Patienten die sektorenübergreifende Zusammenarbeit eine wichtige Rolle.