Erschienen in:
11.12.2020 | Pflege | Leitthema
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COVID-19 und die Niere – Klinik
Wie die Nephrologie die klinische und intensivmedizinische Versorgung der Patienten fundamental verbessert
verfasst von:
Prof. Dr. Oliver Gross
Erschienen in:
Die Nephrologie
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Ausgabe 1/2021
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Zusammenfassung
Dieser Artikel soll den klinischen Nutzen des wachsenden Wissens über die Angriffswege von SARS-CoV‑2 („severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“) aufzeigen: Neben der Lunge kann SARS-CoV‑2 multiple Zelltypen in anderen Organen wie z. B. in den Nieren befallen und sich dort replizieren. Wichtige Schädigungswege des Virus wie Endothelitis der Gefäße, thrombotische Ereignisse und Zytokinausschüttung sind noch unvollständig verstanden. COVID-19 („coronavirus disease 2019“) ist eine intensivmedizinische, aber v. a. eine internistische Systemerkrankung, bei der alle internistischen Disziplinen gefordert sind. Unter diesen findet insbesondere die Nephrologie auf verschiedenen Wegen Zugang zum Kampf gegen COVID-19: Die Urinuntersuchung kann Hinweise auf Multiorganbefall, Endothelitis, Mikrothromben, Mikrozirkulationsschäden usw. erbringen. Erfahrungen mit niedrigem Serumalbumin und Antithrombin-III-Aktivität bei nephrotischen Patienten helfen, um andere Fachdisziplinen auf die nachlassende Wirkung von Schleifendiuretika und Heparin hinzuweisen. Das nephrologische Wissen um Komplikationen von Hypoalbuminämie und Diuretika-„Resistenz“ muss bei COVID-19-Intensivpatienten mit erhöhtem extrazellulären Lungenwasser dazu führen, Nierenersatzverfahren frühzeitiger einzusetzen, um Intubationen noch verhindern zu können. Nutzen Sie die Niere als Seismograph für schwere Verläufe bei COVID-19 und bringen Sie Ihr nephrologisches Wissen für die Optimierung der intensivmedizinischen Versorgung ein. Beides zusammen hat das Potenzial, die Morbidität und Letalität erheblich weiter zu senken.