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30.03.2022 | COVID-19 | Nachrichten

AWMF-Stellungnahme in Arbeit

PrEP gegen COVID-19 reserviert für schwer kranke Patienten

verfasst von: Dr. Elke Oberhofer

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Zum Schutz vor einer Infektion mit SARS-CoV-2 gibt es jetzt ein Präparat aus zwei monoklonalen Antikörpern, das intramuskulär gespritzt wird. Am Münchner Klinikum rechts der Isar kommt die Präexpositionsprophylaxe (PrEP) gegen COVID-19 derzeit vor allem bei transplantierten Patienten zum Einsatz. 

Für Menschen mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf einer COVID-19-Infektion, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, gibt es jetzt die Möglichkeit einer präventiven passiven Immunisierung: Das Präparat Evusheld® (AZD7442), eine Kombination aus zwei monoklonalen Antikörpern, hat mittlerweile die europäische Zulassung als Präexpositionsprophylaxe (PrEP) von COVID-19 erhalten. Das Medikament mit den Komponenten Tixagevimab und Cilgavimab wird ausschließlich intramuskulär verabreicht.

Nach PD Dr. med. Christoph Spinner vom Münchner Klinikum rechts der Isar zeigen In-vitro-Analysen, dass die Wirksamkeit der neutralisierenden Antikörper gegen die aktuell zirkulierende Virusvariante Omikron BA.2 im Vergleich zum Wildtyp reduziert ist. Zumindest eine der beiden Komponenten von AZD7442 scheint jedoch auch bei dieser Variante aktiv zu sein. Eine entsprechende Studie stammt aus Japan, sie wurde vor Kurzem im New England Journal of Medicine publiziert1. „In-vitro-Analysen lassen sich jedoch nicht 1:1 auf in vivo übersetzen“, betonte Spinner.

Langfristig wirksam

Die Zulassung des PrEP-Medikaments beruht indes auf der PROVENT-Studie, die noch vor Auftreten der Omikron-Varianten durchgeführt wurde. In der doppelblinden Phase-III-Studie, die mit ungeimpften erwachsenen Patienten ohne vorherige COVID-19-Erkrankung durchgeführt wurde, konnte eine relative Risikoreduktion gegenüber Placebo von 77% nach drei Monaten nachgewiesen werden. Die Auswertung nach sechs Monaten bestätigte die Schutzwirkung, mit einer relativen Risikoreduktion von 88%.

Von den insgesamt 5247 Teilnehmern hatten 75% zu Studienbeginn eine relevante Begleiterkrankung wie Immunschwäche, Diabetes, ausgeprägte Adipositas, chronische Herz- oder Nierenerkrankung. 43% waren über 60 Jahre alt. Drei Monate nach der Verabreichung habe es im Verum-Arm „keinen einzigen Fall einer schweren COVID-19-Erkrankung und auch keinen Corona-bedingten Todesfall gegeben“, berichtete Spinner auf den AIDS- und COVID-Tagen.

Zulassungsempfehlung „sehr breit“

An der Zulassungsempfehlung der Europäischen Arzneimittelbehörde kritisierte der Infektiologe, dass sie „sehr breit“ gefasst wurde. Laut EMA soll das Präparat bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit einem Gewicht von mindestens 40 kg zum Einsatz kommen, die keine bestehende SARS-CoV-2-Infektion haben und für die eine unzureichende eigene Immunantwort erwartet wird oder für die eine aktive Impfung nicht indiziert ist. Bei Anwendung des Medikaments sollte man laut Spinner jedoch berücksichtigen, dass „die Virulenz von Omikron offensichtlich unter der anderer Varianten liegt und wir auch keine unendlich große Menge des Präparats zur Verfügung haben“.

Im Fokus: Transplantierte

Eine AWMF-Stellungnahme zur COVID-19-PrEP mit neutralisierenden monoklonalen Antikörpern wird derzeit überarbeitet. Spinner als Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (dgi) ist daran federführend beteiligt. Im Münchner Klinikum wird das Kombi-Präparat erst seit Kurzem eingesetzt, wobei der Fokus laut Spinner im Moment auf Patienten mit Stammzell- oder Organtransplantation liegt. Als Orientierungshilfe empfiehlt der Infektiologe außerdem die Tabelle 4 in Ausgabe 7/2022 des Epidemiologischen Bulletins. Darin hat die STIKO Kriterien für eine relevante Immundefizienz aufgelistet.

Basierend auf: Vortrag von C. Spinner, 18. Münchner AIDS- und COVID-Tage, 25.–27. März 2022

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