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E-Health Schutz vor SARS-CoV-2: Arzt setzt auf kontaktlose Beratung per App

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Zur Vermeidung persönlicher Kontakte während der Corona-Pandemie setzt Dr. Michael Gurr vermehrt auf Fernbehandlung via App. Ein Erfahrungsbericht.

Technische Anwendungen zur Fernbehandlung sind angesichts der andauernden Corona-Pandemie gefragter denn je. Eine Möglichkeit der zeitversetzten Kommunikation mit Bestandspatienten bietet die App meinarztdirekt.de. Mit dieser Idee errang Dr. Michael Gurr, Hausarzt im pfälzischen Eisenberg, schon 2016 den zweiten Platz beim Erfolgs-Rezept Praxis-Preis, der alljährlich von UCB Innere Medizin und der Fachverlagsgruppe Springer Medizin, zu der auch die „Ärzte Zeitung“ gehört, ausgelobt wird. Heute berichtet er von aktuellenEntwicklungen.

Ärzte Zeitung: Wie hat sich meinarztdirekt.de durch Corona entwickelt?

Dr. Michael Gurr: Wir haben aktuell drei Mal so viele Anfragen aufgrund der Corona-Pandemie: Bislang hatten wir etwa drei bis fünf Anfragen täglich, seit letzter Woche sind es etwa 15. Rund 300 der Bestandspatienten haben einen App-Zugang. Unter ihnen sind auch viele Ältere, von denen viele den neuen Medien gegenüber weniger aufgeschlossen sind. Aber auch heute bat eine über 80-Jährige Patientin um den Aufnahmecode. Ich rechne damit, dass wir mit rund 25 bis 30 Prozent der Bestandspatienten, die den Zugang zur App haben, bereits das Potenzial gut ausgeschöpft haben.

Wie informieren Sie über die App?

Gurr: Wir informieren über das Angebot per Handouts in der Praxis und über die direkte Patientenansprache. Auch auf der Homepage bewerben wir die App. Die Patienten sind in der Regel froh, ein Angebot zu haben, bei dem sie Fragen stellen können, ohne den Weg in die Praxis nehmen zu müssen. Dies erleichtert bei kleinen Fragen zum Beispiel zu Medikamentendosierungen, vergessenen Tabletten oder möglichen Nebenwirkungen wie Unwohlsein den Aufwand für beide Seiten. Aktuell stellen wir auch Folgebescheinigungen von Krankmeldungen aus, die wir teilweise direkt über das Portal auch verschicken und ich berate verunsicherte Patienten. Da ich als Arzt die Anfragen bearbeiten kann, wenn ich Zeit habe, eventuell in der Mittagspause, oder vor oder nach der Sprechstunde, ist der Aufwand wesentlich geringer als eine Videosprechstunde. Bei einer Videosprechstunde muss ich schick gemacht für die Aufnahme bereitstehen, während eventuell andere Patienten im Wartezimmer warten. Bei der App-Lösung kann ich meine Antwort auf eine Anfrage auch eintippen, wenn ich gerade Luft habe, weil jemand einen Termin nicht eingehalten hat. Damit bleibt mehr Zeit für die Patienten, die mit anderen Themen direkt in die Praxis kommen müssen. Da wir im Moment alle Infektpatienten aus der Praxis fernhalten und nur noch wirklich dringende Konsultationen in der Praxis stattfinden, ist meist zwischendurch kurz Zeit Fragen über meinarztdirekt zu beantworten.

Was ist der größte Vorteil?

Gurr: Der angesprochene zeitversetzte Aspekt ist entscheidend. Der Patient bekommt in der Regel am gleichen Tag, an dem er die Frage stellt, eine Antwort. Der Arzt kann die Beantwortung in seinen Tagesablauf frei einplanen und damit flexibler agieren als es mit einer Videosprechstunde möglich ist. Auch spart die schriftliche Anfrage Zeit. Während es zwischen drei und maximal fünf Minuten dauert, eine schriftliche Anfrage zu bearbeiten, dauern ein Telefonat, ein Gespräch in der Praxis und auch eine Videoschalte in der Regel deutlich länger. Wenn die schriftliche Beantwortung etwas umfangreicher ist, dann verwende ich manchmal sogar das Diktiergerät und erhalte schnell eine saubere Transkription, die ich nur noch auf Richtigkeit gegenlese.

Sind die Leistungen abrechenbar?

Gurr: Die Verwendung der App für die Ausstellung eines Folgerezepts oder eine Überweisung für Bestandspatienten ist kostenfrei. Wenn die Antwort eine Beratungsleistung enthält, dann wird sie für Privatpatienten nach der GOÄ abgerechnet. Die gesetzlich Versicherten sind Selbstzahler. Wir haben bislang aber schon Kooperationen mit zwei Krankenkassen, die IKK Südwest und die BKK Melitta plus, die die Behandlung mit 15 Euro pro Konsultation vergüten.

Wie viele Ärzte nehmen bereits teil?

Gurr: Die App ist für alle Ärzte und Patienten offen, die registriert sind. Aktuell nehmen rund 50 Ärzte an der Beratungsmöglichkeit teil. Die Programmierung der browserbasierten App ist DSGVO-konform und sehr niedrigschwellig. Man kann die App auf allen Geräten installieren, egal ob heimischer PC, Smartphone oder Tablett. Damit kann unkompliziert der Kontakt hergestellt werden.

Mit welcher Entwicklung rechnen sie nach der Corona-Pandemie?

Gurr: Unsere App eignet sich für eine Versorgung von Patienten, die aufgrund kleinerer Beschwerden eine Frage oder einen Rezeptwunsch haben. Viele Ärzte und Patienten könnten davon profitieren. Während der Pandemie sorgt die Beratung per App für eine ansteckungsfreie Versorgung für Patient und Arzt. Wir hoffen, dass auch danach noch mehr Menschen davon profitieren werden.

Quelle: Ärzte Zeitung

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