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05.05.2021 | COVID-19 | Nachrichten

Frauenärzte empfehlen COVID-19-Impfung für Schwangere

verfasst von: Ingrid Kreutz

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Gynäkologische Fachorganisationen empfehlen die COVID-19-Schutzimpfung auch für Schwangere und Stillende – anders als die STIKO. Die wissenschaftliche Datenlage spreche dafür, argumentieren die Autoren.

In einem Update sprechen sich jetzt elf medizinische Fachverbände, darunter der Berufsverband der Frauenärzte (BVF), die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) und die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin (DGPM), für eine priorisierte COVID-19-Schutzimpfung für Schwangere und Stillende mit einem mRNA-basierten Impfstoff aus. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für Schwangere bisher jedoch nicht.

Die wissenschaftliche Datenlage zeige, dass eine COVID-19-Erkrankung in der Schwangerschaft eine ernsthafte Gefahr für Mutter und Kind darstellen kann, argumentieren BVF und DGGG in einer gemeinsamen Mitteilung. Im Vergleich zu Nicht-Schwangeren mache ein entsprechender Ausbruch sechsmal häufiger eine intensivmedizinische Betreuung nötig. Eine Beatmung sei sogar 23-mal häufiger notwendig als bei der nicht schwangeren Vergleichsgruppe.

Kein Hinweis für vermehrte Komplikationen nach Impfung

„Wir betreuen bundesweit etwa 800.000 Schwangere pro Jahr. Eine COVID-19-Impfung ist für diese Gruppe besonders wichtig, weil erkrankte Schwangere prozentual häufiger schwere Krankheitsverläufe als gleichaltrige nicht schwangere Frauen zeigen“, wird BVF-Präsident Dr. Christian Albring in der Mitteilung zitiert.

Die Autoren der Empfehlungen berichten zudem, dass systematische Nachbeobachtungen von über 4700 geimpften schwangeren Frauen in den USA keinen einzigen Hinweis für vermehrte Komplikationen, wie etwa Frühgeburt, Fehlbildungen oder Wachstumseinschränkungen beim Säugling ergeben hätten.

Dass die verfügbaren mRNA-Impfstoffe in der Schwangerschaft wohl sicher sind, dafür sprechen, wie bereits kurz berichtet, vorläufige Ergebnisse einer Analyse bei über 35.000 Frauen in den USA (NEJM 2021; online 21. April). Diese waren von Mitte Dezember bis Ende Februar während oder kurz vor einer Schwangerschaft geimpft worden. Die Daten zu den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer und Moderna stammen überwiegend vom Monitoring-System „V-safe“ zur Coronavirus-Impfstoffsicherheit.

Teilnehmer des Programms der US-Centers for Disease Control (CDC) nutzen eine Smartphone-App, mit der sie regelmäßig zur Gesundheit und zu möglichen Impf-Nebenwirkungen befragt werden. Die Schwangeren gaben dabei dieselben Impfreaktionen wie Nicht-Schwangere an, also Fatigue, Kopfweh und Myalgien. Schmerzen an der Injektionsstelle wurden im Vergleich etwas häufiger genannt, ebenso Übelkeit oder Erbrechen nach der zweiten Dosis.

Bis Ende Februar hatten 827 Frauen die Schwangerschaft beendet, 86 Prozent mit einer Lebendgeburt. Raten von Fehl- und Frühgeburten, niedrigem Geburtsgewicht und angeborenen Fehlbildungen waren dabei im Normalbereich. Allerdings: Es gibt bisher nur Ergebnisse aus den ersten elf Wochen des US-Impfprogramms. Anders als die CDC in den USA empfiehlt die STIKO in Deutschland die Impfung in der Schwangerschaft nicht.

„Impfung wäre äußerst sinnvoll“

„Die Auswertung der wissenschaftlichen Daten zeigt uns, dass eine Impfung aller Schwangeren äußerst sinnvoll wäre. Denn allein das Frühgeburtsrisiko liegt bei SARS-CoV-2 positiv getesteten Frauen bis zu 80 Prozent höher als bei gesunden Schwangeren. Hinzu kommen zahlreiche weitere Risiken für die nicht geimpfte erkrankte Mutter und ihr ungeborenes Kind“, erklärt DGGG-Präsident Professor Anton Scharl.

Die COVID-19-Impfung von Schwangeren mit mRNA-basierten Impfstoffen führt zudem nicht zu einem höheren Sterblichkeitsrisiko oder zu einem Anstieg von Erkrankungen, heißt es in der Mitteilung der Frauenärzte.

Darüber hinaus könnten die mütterlichen Antikörper auch eine Leihimmunität für das Neugeborene bewirken. „Da nachgewiesen ist, dass durch die Impfung gebildete Antikörper über die Muttermilch transportiert werden, sind gestillte Neugeborene durch eine Nestimmunität geschützt“, betont Professor Ekkehard Schleußner, DGPM-Vizepräsident und Leiter der Autorengruppe. Die Autoren der Empfehlungen betonen zugleich die Sicherheit der mRNA-basierten Impfung für stillende Mütter. Eine solche Impfung erfordere keine Stillpause.

Quelle: Ärzte Zeitung

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