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17.10.2022 | COVID-19 | Nachrichten

US-Umfrage

Versorgung von Krebskranken leidet erheblich in der Pandemie

verfasst von: Thomas Müller

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In einer Querschnittsumfrage in den USA gab rund jeder dritte Krebskranke an, dass es bei der Betreuung und Therapie zu erheblichen Störungen während der Pandemie gekommen sei. Besonders oft gaben jüngere und weibliche Krebskranke solche Probleme an.

Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels.

Lockdowns und infektionsbedingte Schließungen von Praxen und Klinikbereichen sowie die Angst der Erkrankten vor Ansteckung in medizinischen Einrichtungen haben auch die Versorgung von Krebskranken in der Pandemie erheblich beeinträchtigt. Über statistische Fakten wie eine Reduktion der Arztkontakte oder Therapieverzögerungen ist bereits viel geschrieben worden, weniger jedoch über die Sicht der Betroffenen. Ein Team um Dr. Jacob Lang vom Toledo College of Medicine hat nun anhand einer jährlichen Querschnittsbefragung in den USA, dem National Health Interview Survey (NHIS), für das Jahr 2020 geschaut, welche und wie viele Krebskranke über Einschränkungen der medizinischen Versorgung im ersten Pandemiejahr berichtet hatten. Danach war rund ein Drittel der befragten Krebskranken von solchen Einschränkungen betroffen.

Versorgung von 920.000 Krebskranken beeinträchtigt

Die Forschenden um Lang haben NIHS-Angaben aus dem dritten und vierten Quartal des Jahres 2020 ausgewertet. Damals wurde explizit auch nach pandemiebedingten onkologischen Versorgungsproblemen gefragt. Von den repräsentativ ausgewählten rund 32.000 Erwachsenen gaben 547 an, während der Pandemie eine Krebsbehandlung oder eine andere krebsbezogene Intervention wie Nachsorge und Reha benötigt zu haben. Am häufigsten war bei ihnen ein Hauttumor (bei 30%) diagnostiziert worden, gefolgt von Brust- und Prostatakrebs (je 24% und 14%), die Hälfte wies zudem zwei oder mehr Komorbiditäten auf, zumeist eine Hypertonie und eine Hypercholesterinämie. Ein Viertel hatte eine Krebstherapie benötigt, die Hälfte eine andere Maßnahme, das übrige Viertel beides.

Rund ein Drittel (32%) gab an, das es bei der Versorgung in der Pandemie zu Problemen gekommen sei. Bei 5% betraf dies die Therapie, bei 21% die Reha oder Nachsorge und bei 6% beides. Hochgerechnet auf die gesamte US-Bevölkerung war danach die Krebsversorgung von rund 920.000 Personen beeinträchtigt, bei rund 320.000 davon gab es Therapieverzögerungen oder -abbrüche und bei 770.000 Änderungen, Verzögerungen oder Abbrüche in anderen Versorgungsbereichen.

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Von den Befragten mit Versorgungsproblemen waren 66% Frauen, von denen ohne nur 54%. Jüngere Krebskranke nannten ebenfalls gehäuft Probleme, ebenso unversicherte und solche mit Angststörungen. So traten Versorgungsprobleme bei Krebskranken über 75 Jahren zu 43% seltener auf als bei jüngeren, bei Unversicherten rund sechsfach häufiger. Ängstliche Krebskranke nannten rund doppelt so oft Verzögerungen bei der Versorgung – wie oft sie diese selbst verursacht hatten, bleibt jedoch unklar. Immerhin: 90% der befragten Krebskranken hatten während der Pandemie telemedizinischen Kontakt mit ihren Ärztinnen und Ärzten.

Das Wichtigste in Kürze

Frage: Wie häufig war die Versorgung von Krebskranken im ersten Pandemiejahr in den USA beeinträchtigt?

Antwort: In einer Befragung nannte etwa ein Drittel coronabedingte Verzögerungen, Veränderungen oder Abbrüche.

Bedeutung: In den USA war die Versorgung im ersten Pandemiejahr bei hochgerechnet rund 920.000 Krebskranken beeinträchtigt.

Einschränkung: Berechnungen basieren auf weniger als 600 Krebskranken.

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Literatur

Lang JJ et al. Patient-reported disruptions to cancer care during the COVID-19 pandemic: A national cross-sectional study. Cancer Medicine 2022; https://doi.org/10.1002/cam4.5270

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