Erschienen in:
14.05.2020 | Telemedizin | Übersichten
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SARS-CoV-2-Pandemie und ihre Auswirkungen auf Orthopädie und Unfallchirurgie: „Booster“ für die Telemedizin
verfasst von:
Luisa Backhaus, Sebastian Bierke, Katrin Karpinski, Martin Häner, Prof. Dr. med. Wolf Petersen
Erschienen in:
Knie Journal
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Sonderheft 1/2020
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Zusammenfassung
Mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie ist das Interesse an telemedizinischen Versorgungsmöglichkeiten gewachsen. Diese betreffen einerseits den Bereich der Diagnostik, aber auch die Überwachung von Therapieverläufen und Rehabilitationsmaßnahmen.
Aufgrund der derzeitigen Ressourcenbeschränkungen sahen sich viele Orthopäden und Unfallchirurgen gezwungen, Videosprechstunden einzurichten, obwohl Standards für orthopädische Konsultationen bisher nur unzureichend entwickelt sind. Um die Effizienz der virtuellen Orthopädie zu maximieren, sollten die Patienten auf den virtuellen Besuch vorbereitet werden (Checkliste mit spezifischen Anweisungen zur Kamerapositionierung, Körperpositionierung, Einstellung und Kleidung, Prüfung der audiovisuellen Fähigkeiten). Klassische diagnostische Maßnahmen wie Anamnese, Inspektion und Beurteilung radiologischer Befunde sind in der Videosprechstunde möglich. Es entfällt jedoch die Möglichkeit der funktionellen Untersuchung (Stabilität des Kniegelenkes, Schultertests). Auch wenn erste wissenschaftliche Studien gezeigt haben, dass die telemedizinische Diagnostik der konventionellen Diagnostik nicht unterlegen ist, so fehlen doch validierte Untersuchungsprotokolle und Methoden. Die postoperative Überwachung von Rehabilitationsmaßnahmen kann z. B. durch den Einsatz von Sensoren erleichtert werden. Mit moderner Sensorik ist mittlerweile eine kostengünstige Erfassung der Gelenkbeweglichkeit und Gelenkstellung möglich und wird bereits im Bereich der Rehabilitation nach Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes eingesetzt. Auch hier ist sicher weitere Forschung notwendig, um diese Methoden zu validieren.
Wir glauben, dass die derzeitige Pandemie Chancen bietet, die Möglichkeiten der Telemedizin für die Orthopädie und Unfallchirurgie auszubauen, um sie auch in der Zukunft weiter zu nutzen (z. B. bei der Versorgung von Patienten aus dem Ausland oder in dünn besiedelten Gebieten sowie der Betreuung von Hochleistungs- und Profisportlern).