Wie andere Coronaviren auch scheint SARS-CoV-2 nicht von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen zu werden. Auch Stillen ist wohl unproblematisch.
Eine aktuelle Studie bestätigt: Das neue Coronavirus wird wohl nicht von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen. Damit ist es auch unwahrscheinlich, dass das Kind einer infizierten Mutter Anomalien entwickelt. Das berichten chinesische Ärzte, die vier Schwangere aus Wuhan, die sich im 3. Trimenon mit dem Virus infiziert hatten, versorgten (Front Pediatr 2020; online 16. März).
Allerdings zeigten die Mütter COVID-19-Symptome, eine der Frauen musste nach der Geburt künstlich beatmet werden, überlebte die Infektion aber. Zu den typischen Symptomen wie Fieber, Husten, Myalgie, Kopfschmerz und Fatigue kamen bei zwei Frauen Lymphopenie hinzu, bei einer Frau Anämie und Dyspnoe. Bei allen Frauen waren im CT Zeichen von COVID-19 zu erkennen.
Drei Frauen brachten ihr Kind vorsorglich per Kaiserschnitt auf die Welt, eine Frau, bei der zum Zeitpunkt der Geburt noch kein Testergebnis vorlag, hatte eine vaginale Entbindung. Alle Kinder wurden nach der Geburt von der Mutter isoliert und mit Folgemilch ernährt.
Exantheme unklarer Ätiologie
Drei der vier Kinder wurden nach der Geburt negativ auf SARS-CoV-2 getestet, eine Mutter hatte die Testung ihres Kindes untersagt. Keines der Neugeborenen zeigte Symptome einer COVID-19-Erkrankung. Zwei der Kinder hatten bei ihrer Geburt Exantheme unklarer Ätiologie, die allerdings bei einem Kind im Laufe des ersten Lebenstages wieder verschwanden, bei dem zweiten Kind innerhalb der ersten zehn Tage nach Geburt. Eines der Kinder zeigte bei Geburt eine milde transiente Tachypnoe, die Atmung wurde daher per nCPAP (nasal Continuous Positive Airway Pressure) unterstützt. Innerhalb von drei Tagen normalisierte sich die Atmung.
Unklar ist, ob zwischen diesen Symptomen und der COVID-19-Erkrankung der Mutter tatsächlich ein Zusammenhang besteht, so Studienautorin Dr. Yalan Liu vom Klinikum der Huazhong University of Science and Technology in Wuhan in einer Mitteilung aus Anlass der Publikation.
Keinen Hinweis auf Übertragung über Muttermilch
Auch bei den Coronaviren SARS und MERS war keine Übertragung von der Mutter auf das ungeborene Kind nachgewiesen worden, „allerdings verlief die Infektion bei einigen Müttern schwer, es kam zu Aborten und in einigen Fällen sogar zum Tod“, erinnert Liu. Für SARS-CoV-2 gibt es keinen Hinweis auf einen schweren Krankheitsverlauf bei Schwangeren. Der Berufsverband der deutschen Gynäkologen erwartet, dass die große Mehrheit der schwangeren Frauen nur leichte oder mittelschwere Symptome, ähnlich einer Erkältung beziehungsweise Grippe aufweist.
Bisher gibt es zudem keine Hinweise, dass das SARS-CoV-2 über die Muttermilch auf das Kind übertragen werden kann, erinnert die Stiftung Kindergesundheit und betont: „Die Muttermilch bleibt auch in Coronazeiten die optimale Nahrung für das Wachstum und die gesunde Entwicklung eines Kindes.“
Quelle: Ärzte Zeitung