Hintergrund und Fragestellung
Niedrigschwelliges psychosoziales Beratungs- und Unterstützungsangebot
Entwicklung und Implementation
Geringe Nachfrage des Angebots als Hintergrund einer empirischen Untersuchung
Ziel der Arbeit
Material und Methoden
Studiendesign und Stichprobe
Datenerhebung
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Kenntnis, Inanspruchnahme und Bewertung möglicher innerbetrieblicher Hilfsangebote (selbstentwickelte Items; Tab. 2) sowie
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das psychosoziale Belastungserleben, operationalisiert als Depressivität durch eine deutschsprachige Kurzform des Patient Health Questionnaire (PHQ‑8; Kroenke und Spitzer 2002).
Item | |
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1. | Angst, andere zu infizieren |
2. | Sorgen, die eigene Familie und Bezugspersonen mit COVID-19 anstecken zu können |
3. | Reduzierte soziale Unterstützung infolge langer Arbeitszeiten und Stigmatisierung von Gesundheitsfachkräften |
4. | Reduzierte Selbstfürsorge infolge von Zeit- und Energiemangel |
5. | Flut von sich ständig ändernden Informationen |
6. | Keine klaren Handlungsanweisungen/Vorgaben |
7. | Gefühle von Isolation durch die Separation vom Team, mit dem Sie üblicherweise arbeiten |
8. | Stigmatisierung Ihnen gegenüber bzw. gegenüber Personal, welches mit an COVID-19 erkrankten Patient*innen arbeitet |
9. | Ressourcenknappheit (Personalknappheit, unzureichende Schutzkleidung, Tests etc.) |
10. | Umgang mit einer Krankheit, zu der es noch kein Medikament gibt (Hilflosigkeit, neue Situation) |
11. | Schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie |
Item | Antwortformat | |
---|---|---|
1. | Haben Sie von den folgenden Angeboten des Universitätsklinikums schon einmal gehört? | Ja/nein |
2. | Haben Sie eines oder mehrere Angebote des Universitätsklinikums schon einmal genutzt? | Ja/nein |
Falls ja, wie hilfreich fanden Sie dieses? | 0: gar nicht hilfreich; 6: sehr hilfreich |
Item | |
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1. | Woher haben Sie von den Angeboten erfahren? |
2. | Wie würden Sie gern über solche Angebote informiert werden? |
3. | Wenn Sie Beratung in einem oder mehreren der zuvor genannten Bereiche bräuchten, wie müsste die Kontaktaufnahme sein, damit Sie dafür ein Beratungsangebot gut annehmen könnten? |
Datenauswertung
Ergebnisse
Deskriptive Statistik
Versorgungsangebote | Kenntnis n (%) | Inanspruchnahme n (%) | Bewertunga M (± SD) |
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Kurse, Seminare, Vorträge des betrieblichen Gesundheitsmanagements | 643 (74,85) | 260 (30,27) | 4,23 (± 1,64) |
Innerbetriebliche psychosoziale Beratung, Coaching, Supervision des betriebsärztlichen Dienstes | 316 (36,79) | 129 (15,02) | 4,06 (± 1,44) |
Betriebliche Sozial- und Suchtberatung | 458 (53,32) | 86 (10,01) | 4,39 (± 1,65) |
COVID-19: psychosoziales Beratungs- und Unterstützungsangebot | 416 (48,43) | 78 (9,08) | 3,82 (± 1,75) |
Beratung/Unterstützung in Führungs‑, Team- und Organisationsanliegen | 206 (23,98) | 133 (15,48) | 3,71 (± 1,66) |
Beratungsangebote des Personalrats | 529 (61,58) | 228 (26,54) | 3,89 (± 1,75) |
Klinikseelsorge | 684 (79,63) | 105 (12,22) | 4,62 (± 1,32) |
Konfirmatorische Faktorenanalyse
Ergebnisse der Regressionsmodelle
Variable | β‑Wert | Standardfehler | t-Wert | p-Wert |
---|---|---|---|---|
Intercept | 14,03 | 0,70 | 19,93 | < 0,001*** |
Kein Kontakt zu Patient*innena | −5,54 | 0,62 | −8,99 | < 0,001*** |
Infektionsangst | 1,44 | 0,18 | 8,02 | < 0,001*** |
Depressivität | 1,09 | 0,06 | 18,67 | < 0,001*** |
Variable | β‑Wert | Standardfehler | t‑Wert | p-Wert |
---|---|---|---|---|
Intercept | 1,42 | 0,57 | 2,48 | 0,01** |
COVID-Belastung | 0,27 | 0,01 | 18,85 | < 0,001*** |
Alter | −0,21 | 0,06 | −3,53 | < 0,001*** |
Männliches Geschlechta,b | −0,68 | 0,33 | −2,06 | 0,04* |
Diverses Geschlechta,b | 2,77 | 1,68 | 1,64 | 0,1 |
Kein Kontakt zu Patient*innena | 1,65 | 0,31 | 5,31 | < 0,001*** |
Infektionsangst | 0,19 | 0,09 | 2,06 | 0,04* |
t-Test zu den Stichprobenunterschieden
Qualitative Analysen
Diskussion
Belastungserleben bei Fachkräften im Gesundheitswesen
Kenntnis, Inanspruchnahme und Bewertung innerbetrieblicher Versorgungsangebote
Weiterentwicklung der Angebote
Stärken und Limitationen der Studie
Fazit für die Praxis
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Berufsgruppen mit direktem Kontakt zu Patient*innen weisen eine besonders hohe COVID-Belastung auf.
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Trotz der hohen psychosozialen und pandemiebedingten Belastung werden innerbetriebliche Angebote nicht stark frequentiert.
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Als Verbesserungsmaßnahmen der Hilfsangebote wünscht sich das Klinikpersonal die Ausweitung der Kontaktaufnahme auf E‑Mail und Telefon sowie eine einfache, zentrale und übersichtliche Darstellung der Beratungsangebote (einschließlich Kontaktadressen) im Intranet.
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Innerbetriebliche Versorgungsangebote für Klinikpersonal sollten leicht und schnell erreichbar sein und ihre Datenschutzmaßnahmen offenlegen.