Wann bleiben Riechstörungen nach Corona dauerhaft?

COVID-19-bedingte Dysosmien beeinträchtigen die Lebensqualität, hinzu kommt die Sorge, dass sie anhaltend sein könnten. Jetzt gibt es neue Daten zur Prävalenz und zu potenziellen Prädiktoren für eine langfristige Riechstörung. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Eine mit COVID-19 assoziierte olfaktorische Dysfunktion bildet sich in den meisten Fällen innerhalb der ersten zwei Wochen wieder zurück. Bei bis zu 20% der Patienten und Patientinnen ist sie nach sechs Monaten jedoch immer noch da, zeigen Studien. Ob und wann die Riechstörung wieder verschwindet, ist noch unklar. Bei anderen postviralen Dysosmien wurde beobachtet, dass sich Betroffene ein bis drei Jahre nach der Infektion wieder davon erholten. In einer aktuellen Studie war bei rund einem Drittel der Teilnehmenden der Geruchsinn nach einem Jahr immer noch beeinträchtigt. In die Analyse wurden 100 Patienten und Patientinnen mit COVID-19 einbezogen. Sie waren median 42 Jahre alt, 55% waren weiblich und 56% wurden ambulant behandelt. Dr. Jai-Sen Leung von der katholischen Universität Chile in Santiago und sein Team beurteilten den Geruchsinn der Teilnehmenden mithilfe einer Symptomerhebung und eines Geruchstests zu Erkrankungsbeginn und 30 Tage danach. Bei denjenigen, deren Geruchssinn sich nach einem Monat nicht normalisiert hatte, wurde dies nach einem Jahr wiederholt. Phantosmie als Risikofaktor für anhaltende Riechstörung Bei 75 von 100 Erkrankten wurde ein Geruchsverlust festgestellt, der bei 39 nach einem Monat weiterhin anhielt und bei 29 auch nach einem Jahr nicht verschwunden war. Der einzige identifizierte Risikofaktor für eine mindestens ein Jahr anhaltende olfaktorische Dysfunktion war eine Phantosmie: Wer zu Studienbeginn halluzinatorische Geruchseindrücke hatte, wies ein signifikant um das Zweieinhalbfache erhöhtes Risiko für eine bleibende Beeinträchtigung des Geruchsinns auf. Zudem ging eine Phantosmie nach einem Monat mit einer signifikanten Verschlechterung des Geruchssinns einher, unabhängig von den längerfristigen Ergebnissen. Verursacht eine starke Immunantwort die Dysosmie? Eine Phantosmie könne allerdings auch die Leistung in einem Geruchstest beeinträchtigen, geben Leung et al. zu bedenken. In früheren Studien wurde beobachtet, dass jüngere und ambulante Patienten und Patientinnen stärkere Riechstörungen hatten und dass Anosmie bei leichteren Erkrankungen häufiger auftrat. „Das führt zu der Hypothese, dass eine ausgeprägtere olfaktorische Dysfunktion durch eine starke Immunantwort in den oberen Atemwegen und im Riechepithel verursacht werden kann, was die Betroffenen vor einer schweren Erkrankung schützen könnte“, erklären sich die Forschenden diese Beobachtungen. Es sei notwendig, die Nachbeobachtungszeit zu verlängern, um zu klären, ob die Riechstörungen bleibend seien. Die Teilnehmenden der aktuellen Studie werden deshalb weiterhin nachverfolgt. „Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass an COVID-19 Erkrankte mit einer olfaktorischen Dysfunktion zur Rehabilitation und Nachsorge an Spezialisten und Spezialistinnen überwiesen werden sollten“, schließt das Forscherteam um Leung. Empfehlung der Redaktion Dossier Alles Neue zu Covid-19 und SARS-CoV-2 Stetig aktualisiert und immer auf dem neuesten Stand: In diesem Dossier haben wir wichtige und relevante Neuigkeiten zu SARS-CoV-2 und der Lungenkrankheit COVID-19 für Sie zusammengestellt. Von Diagnostik und Therapie bis hin zur Prävention und Epidemiologie bleiben Sie hiermit immer up to date. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie lange halten Riechstörungen bei an COVID-19 Erkrankten an und gibt es prädisponierende Faktoren dafür? Antwort: Rund ein Drittel der Teilnehmenden hatte nach einem Jahr noch Dysosmien. Eine Phantosmie zu Studienbeginn schien das Risiko dafür zu erhöhen. Bedeutung: Es ist unklar, ob die Riechstörungen bleibend sind oder wie bei anderen postviralen Dysosmien nach einigen Jahren wieder verschwinden. Einschränkung: Die Anzahl der Teilnehmenden war gering.

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